Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze. Foto: Stadt Emmerich

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das Jahr neigt sich dem Ende, Weihnachten und der Jahreswechsel stehen vor der Tür. Wir alle hoffen auf ein paar geruhsame, friedliche Tage und freuen uns auf Feiern im Familien- und Freundeskreis. Das Ende eines Jahres ist immer auch ein Zeitpunkt, um auf das zu blicken, was die letzten zwölf Monate gebracht haben und was die nächsten zwölf Monate bringen sollen – oder vermutlich bringen werden.
Auch für Emmerich am Rhein war 2019 ein ereignisreiches Jahr. Wir haben gemeinsam mit verschiedenen Partnern viel bewegt. So konnten im Frühjahr die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule „ihr“ rundum modernisiertes Schulgebäude an der Paaltjessteege beziehen. Damit ist die erste von insgesamt drei Baumaßnahmen für die Gesamtschule Emmerich abgeschlossen – und das bei Einhaltung des Zeitplans und des vorgegebenen Kostenrahmens. Daran schließt sich jetzt das Brink-Gebäude an. Momentan wird das alte Gebäude entkernt und dann abgerissen. Ab nächstem Frühjahr wird dort für rund 17 Millionen Euro ein neues, modernes und multifunktionales Schulgebäude entstehen, in dem dann auch unser Jugendcafé seine dauerhafte Heimat finden wird.
Mir ist dabei aber auch wichtig zu betonen, dass unser Fokus in Sachen Schule nicht allein auf der Errichtung der Gesamtschule liegt: So werden wir im kommenden Jahr unter anderem die Raumsituation am Gymnasium gemeinsam mit Lehrern, Eltern und Schüler gründlich unter die Lupe nehmen.
Im Herbst haben die ersten Bewohner das neue Pflegezentrum auf dem ehemaligen Kasernenareal bezogen. Außerdem wurden in diesem Jahr ein neuer Lebensmittelmarkt und die Moritz-von-Nassau-Straße als zentrale Verkehrsachse über das Gelände fertiggestellt. So kann sich jetzt jede Bürgerin und jeder Bürger selbst einen Eindruck davon verschaffen, was dort, auf dem 50 Hektar großen Gelände, nach und nach entsteht. Für das kommende Jahr rechne ich damit, dass die Investoren den Bau des Medizinischen Zentrums vorantreiben werden. Nach jetzigem Stand werden sich dort diverse Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen und weitere Dienstleister aus dem Gesundheitssektor ansiedeln.
Das ehemalige militärische Gelände wird auch als günstig gelegener Wohnstandort weiter erschlossen: So hat erst kürzlich die Deutsche Reihenhaus AG angekündigt, im kommenden Jahr dort mit dem Bau von 35 Einfamilienhäusern zu starten. Ich bin mir sicher, dass die Projekte, die derzeit an dem Standort realisiert werden, über Jahre und Jahrzehnte hinaus sehr wertvoll für unsere Stadt sein werden. Denn dort entsteht ein komplett neues und zukunftsweisendes Wohn- und Lebensquartier für sämtliche Generationen, von jung bis alt, vom Single bis zur Familie.
Ebenfalls wird Neues in der Innenstadt entstehen. Neues, auf das wir – zugegebenermaßen – zum Teil länger warten mussten, als wir ursprünglich gedacht hatten. Am Neumarkt ist die Baugrube ausgehoben, der erste Kran dreht sich, und mittlerweile ist auch der erste Beton eingebracht. Nach den derzeitigen Planungen ist dort ab Anfang des Jahres mit verstärkten Bautätigkeiten zu rechnen. Auch wenn das rund um die Baustelle für Engpässe beim Parken sorgen wird, ist es wichtig, dass an dieser zentralen Stelle in der Innenstadt endlich ein Fortschritt zu erkennen ist. Die Kombination aus hochwertigem Lebensmitteleinzelhandel – ergänzt um weitere Sortimente – und Wohnen entspricht den Entwicklungszielen, die sich Politik und Verwaltung für diese Stelle immer gewünscht haben.
Der Stillstand beim Projekt „Wette Telder“ in der Steinstraße, der durch den Rückzug des beauftragten Architekten im Sommer letzten Jahres entstanden ist, war nicht geplant und überaus ärgerlich. Ich bin darum zunächst mal sehr froh, dass wir vor wenigen Wochen einen erfahrenen neuen Architekten für das Projekt gewinnen konnten. Wir wollen mit dem Vorhaben eines der ältesten Gebäude der Stadt als Denkmal erhalten und gleichzeitig als Begegnungsstätte für die Öffentlichkeit nutzbar machen. Gerade für die Innenstadt ist das ein wichtiges Projekt – nicht nur in städtebaulicher Hinsicht, sondern auch auf Grund der sozialen Wirkung auf das gesamt Quartier. Insgesamt bin ich sehr zuversichtlich, dass wir schon in einigen Wochen wieder Baustellenlärm am „Wette Telder“ vernehmen dürfen.
Im besonderen Fokus der Öffentlichkeit standen in diesem Jahr die Wohnsituation der osteuropäischen Arbeitsmigranten und die dadurch verursachten Probleme in der Nachbarschaft. Auch wenn die Art und Weise, wie darüber online und offline argumentiert wurde, häufig nicht meinen Vorstellung einer zivilisierten Diskussion entsprach, so haben wir uns den zweifelsohne berechtigten Sorgen in der Bevölkerung angenommen. Insbesondere die direkte Kommunikation mit der Bevölkerung über die Bürgerdialog-Veranstaltungen oder das Bürgertelefon und die konsequente Anwendung unserer – wenn auch bescheidenen – rechtlichen Eingriffsmöglichkeiten haben dazu beigetragen, dass wir Verbesserungen für die Anwohner erzielt haben und die öffentliche Diskussion versachlichen konnten.
Überhaupt hat mir der Umgang mit diesem Thema noch mal vor Augen geführt, wie wichtig es für das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung ist, auf der Straße einen direkten Ansprechpartner zu haben. Früher war das der „Dorfpolizist“, den es ja auf Grund der veränderten personellen Ausrichtung bei der Polizei leider schon länger nicht mehr gibt. Diese Lücke wollen wir im kommenden Jahr mit dem Kommunalen Ordnungsdienst füllen. Drei neue Mitarbeiter des Ordnungsamtes werden dann – insbesondere an Wochenenden und in den Abendstunden – Präsenz in der Stadt zeigen und ansprechbar sein für die Bürgerinnen und Bürger. Sie sollen dazu beitragen, dass die bestehenden Regeln für ein angemessenes Verhalten auf unseren Straßen und Plätzen durchgesetzt werden. Meiner Meinung nach werden allerdings die kommunikativen Fähigkeiten der neuen Kolleginnen und Kollegen viel wichtiger sein als der Strafzettelblock. Ein direktes Gespräch und klare Worte sind in aller Regel nachhaltiger als ein teures Strafmandat. Der gute, alte Dorfpolizist lässt grüßen.
Die ruhigen Momente am Ende eines Jahres führen häufig zu der Frage: Was ist wirklich wichtig im Leben? Ich denke, dass bei vielen Immaterielles und Zwischenmenschliches ganz oben auf der Liste stehen – Menschen, auf die man sich verlassen kann, die Familie und gute Nachbarschaft, Gesundheit und Zufriedenheit.
Und auch für uns als Stadt zählen nicht nur gut gefüllte Kassen, sondern auch eine funktionierende Gemeinschaft und Zusammenhalt. Nicht nur unsere Wirtschaftskraft macht unsere Stärke aus, sondern auch das hauptamtliche und ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger für Emmerich am Rhein. An dieser Stelle gilt mein Dank allen, die sich tagtäglich und unermüdlich für „unser Emmerich“ einsetzen.
Angesichts der Herausforderungen der modernen Arbeitswelt ist Freizeit heute vielleicht noch bedeutsamer als früher. Denn wir Menschen brauchen Zeit, die uns zur freien Verfügung steht, Zeit, um uns zu erholen. Gerade die Weihnachtsfeiertage, die nun in greifbarer Nähe liegen, bieten hierfür eine gute Chance. Die Gesellschaft schaltet einen Gang runter. Und ich hoffe, dass jeder von uns Muße findet für das, was ihm oder ihr wichtig ist.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen schöne Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr 2020!
Ihr Peter Hinze
Vorheriger ArtikelDie Entwicklung der Stadt ist noch lange nicht abgeschlossen
Nächster ArtikelEine digitale Notfallkarte kann Hundeleben retten