Johannes 3. vl) und Lissy van de Loo (4. vl) vom Naturhof Kirsel freuten sich über die Urkunde und Plakette. NN-Foto: SP

UEDEM. Mit ihrer Streuobstwiese tragen Lissy und Johannes van de Loo vom Naturhof Kirsel in Uedem nicht nur zu einer gelungenen Biodiversität bei. Sie sorgen auch dafür, dass sich Erwachsene und Kinder wieder mit Obstanbau und der Weiterverarbeitung beschäftigen. „Kinder sehen hier, dass der Saft nicht aus dem Tetra-Pack kommt, sondern aus Äpfeln gewonnen wird“, sagt Josef Peters vom Rheinischen Landwirtschafts-Verband. Für ihren Einsatz für den Schutz, Erhalt, Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen ist die Familie van de Loo nun vom Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW mit einer Plakette und Urkunde als „Best-Practice-Beispiel“ ausgezeichnet worden.

Der Naturhof Kirsel ist damit der erste Hof im Kreis Kleve, dem diese Ehre zuteil wurde. „Davon profitiert der ganze Kreis Kleve. Es zeigt, dass in der Provinz etwas für die Natur getan werden kann. Das ist eine Bereicherung für die ganze Gesellschaft“, meint Peters.
Die Streuobstwiese wurde in den Jahren 2003 und 2004 von Landwirt Heinz van Bebber auf zwei Hektar seines Ackerlandes angelegt. Das Besondere: Sie wird weder synthetisch noch mit Gülle gedüngt und auch nicht mit Spritzmitteln behandelt. „Bis zu 5.000 Tier- und Pflanzenarten leben dadurch auf so einer Streuobstwiese. Das ist wichtig für die Biodiversität“, sagt Christian Chwallek vom Naturschutzbund (Nabu) Nordrhein-Westfalen.

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Während vor einigen Jahren immer mehr Streuobstwiesen eingestampft wurden, weil sie wirtschaftlich nicht so lukrativ waren wie zum Beispiel Bauland, wird mittlerweile wieder der Ausbau von Streuobstwiesen forciert. So startete im August 2017 das vom Umweltministerium finanzierte Netzwerk Streuobstwiesenschutz.NRW. Die Projektpartner Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW, Naturschutzbund Deutschland (Nabu) aus NRW, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald NRW sowie der Rheinische Landwirtschaftsverband und der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband setzen sich dabei gemeinsam für Schutz, Erhalt, Pflege und Neuanlage von Streuobstwiesen ein.

Der Naturhof Kirsel in Uedem engagiert sich dabei in besonderer Weise. Denn bei ihnen wird die Streuobstwiese zum Naturerlebnis. Kinder, aber auch Erwachsene jeden Alters sammeln beispielsweise auf der Wiese Äpfel, um nachher in der Saftpresse ihren eigenen Apfelsaft zu pressen. „Da sind immer alle mit großer Begeisterung dabei. Sie wollen auch, dass sie den Apfelsaft aus ihren selbst gesammelten Äpfeln bekommen und nicht den von anderen“, berichtet Lissy van de Loo.

Die Streuobstwiese in Uedem beheimatet über mehr als 25 verschiedene Apfelsorten. Hinzu kommen noch Quitten, Birnen, Pflaumen, Kirschen und Nüsse. Jeder Baum ist mit einem Sortenschild versehen, das über einen QR-Code weitere Hintergrundinformationen zu den Eigenschaften der dort wachsenden Obstsorten beinhaltet. Diesen Zusatz hat der Naturhof Kirsel mit dem Verein Landschaftspflege im Kreis Kleve (LiKK) initiiert, in dessen Vorstand Johannes van de Loo sogar aktiv ist.

Gemeinsam mit LiKK organisiert die Familie van de Loo regelmäßig über das ganze Jahr verteilt, zahlreiche Angebote rund um die Streuobstwiese für Jung und Alt. Lissy und Johannes van de Loo liegt das sehr am Herzen. „Derartige Landwirtschaft zu betreiben, da gehört schon viel Idealismus zu“, sagt Johannes van de Loo, der nur im Nebenerwerb Landwirt ist. Ihm und seiner Familie sei es aber wichtig, das Erbe seines Schwiegervaters weiterzuführen und die Streuobstwiesen zu erhalten.

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