Lüllingen EPS
Guido Krüger, Bereichsleiter Immobilien Landgard, stellte die genauen Bebauungspläne vor. NN-Fotos: Theo Leie

LÜLLINGEN. Nachdem ein erster Informationsabend, der von der Stadt Geldern initiiert worden war, aufgrund einer anonymen E-Mail kurzfristig abgesagt werden musste, hatte jetzt Landgard zu einem gemeinsamen Austausch ins Landgasthof Luyven eingeladen.

Zahlreiche Lüllinger waren der Einladung gefolgt, jeder Platz der Gaststätte war belegt. Die hohe Resonanz verdeutlichte Armin Rehberg, Vorstandsvorsitzender der Landgard Blumen & Pflanzen GmbH, die Relevanz der Einladung: „Eine solche Informationsveranstaltung war längst überfällig. Wir denken, dass Nähe der entscheidende Erfolgsfaktor ist, und suchen deshalb das Gespräch mit den Lüllingern.” Landgard sei sehr daran gelegen, dass man miteinander rede und gemeinsam Lösungen, wenn vorhanden, findet, anstatt nur übereinander und aneinander vorbei zu reden: „Wir möchten Rahmenbedingungen für unsere Mitgliedsgeschäfte schaffen, damit diese auch in Zukunft überleben können”, erklärt Rehberg die Motivation seitens Landgard, die Fläche an EPS zu verkaufen. Entschieden wies er den Vorwurf zurück, dass sich Landgard an EPS beteiligt habe: „Das ist Unsinn. Wir sind Wettbewerber, müssen uns in der heutigen Zeit aber auch umeinander sorgen und gemeinsam arbeiten.”

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Die Sorgen der Anwohner seien zwar durchaus nachvollziehbar, aber es würde bei jedem Projekt immer Anwohner geben, deren Lebensqualität sinken könnte: „Unser Ziel muss es daher sein, erträgliche Lösungen zu finden und ein gesundes Miteinander anzustreben”, so Rehberg. Erstaunt zeigte sich der Vorstandsvorsitzende über das Verhalten einiger Lüllinger in den letzten Wochen: „Wir hatten hier in der Region eigentlich immer ein gesundes Miteinander, aber in den letzten Wochen gab es immer mehr Beschwerden, welche einen massiven Verwaltungsaufwand für uns bedeuteten. Natürlich müssen wir uns dann auch die Frage stellen, ob der Lüllinger Hafen für unser Schiff noch der Richtige ist”, erklärte Rehberg und öffnete damit den offiziellen Dialog.

Thomas Jockweg stellte die Frage, was denn in der anonymen E-Mail gestanden habe: „Irgendein Depp hat sie geschrieben, aber was haben wir alle damit zu tun?”, echauffierte sich der Lüllinger.

Drohung per E-Mail an Großkunden von EPS

Norbert Engler, Geschäftsführer von EPS, meldete sich daraufhin zu Wort: „Ich werde die E-Mail mit Sicherheit nicht veröffentlichen. Ausschlaggebend, die erste Informationsveranstaltung abzusagen, waren für mich aber folgende Sätze: ‚Wir, die Bürger Lüllingens, werden lautstark bekannt machen, was hier in Kooperation einiger weniger Gärtner der EPS und Ihres Unternehmens zerstört werden soll. Wir werden medienwirksam dagegen protestieren, mit all dem, was sich uns bietet.‘” Engler sah sich in der Pflicht, sich für seinen Kunden einzusetzen.

Zahlreiche Lüllinger waren zu der Informationsveranstaltung gekommen, um über das geplante Projekt zu diskutieren. NN-Foto: Theo Leie

Hans Bollen wies daraufhin, dass im Regionalplan von 2008 festgelegt wurde, dass mögliche Neubebauungen nur mit Rücksicht auf die Verkehrsbelastung passieren dürfen. Darin sah auch Volker Schillings ein Hauptproblem: „Wieso wurde hier schon ein Grundstück verkauft, obwohl solche grundlegenden Sachen noch nicht geklärt sind?” Rehberg merkte daraufhin an, dass die Lösung des Verkehrsproblems nicht Aufgabe von Landgard sei. In der Tat kristallisierte sich daraufhin heraus, dass das hohe Verkehrsaufkommen eines der Hauptprobleme der Lüllinger ist. Michael Opgenhoff bringt die Sorgen auf den Punkt: „Wir benötigen eine Umgehungsstraße, um das Verkehrsproblem zu bewältigen. Der Bau einer solchen Straße dauert aber zehn bis 15 Jahre und EPS will in zwei Jahren fertig sein. Man kann nicht so ein Projekt starten, ohne passende Infrastruktur zu haben.”

Zunehmend Beschwerden aus der Bevölkerung

Auf die zunehmenden Beschwerden in der letzten Zeit meldeten sich Dieter Küsters und Kristina Keysers zu Wort: „Das sind keine Nächte mehr in letzter Zeit, das ist eine Frechheit”, so Küsters. Auch Keysers ist als direkte Anwohnerin von Landgard über die Zukunftspläne wenig begeistert: „So lange sie uns nachts nicht schlafen lassen, höre ich nicht auf, mich bei der Polizei zu beschweren. Landgard ist mit seinem Verhalten Schuld daran, dass EPS hier nicht so erwünscht ist.” Helmut van Lipzig bestätigte die Diskrepanz zwischen den Lüllingern und EPS: „Wir haben von dem Bauvorhaben erst erfahren, als schon die Pfähle in den Boden geschlagen wurden”, so van Lipzig.

Die Verkehrssituation muss erst verbessert werden, bevor es weitergehen kann. – Bürgermeister Sven Kaiser

Bürgermeister Sven Kaiser ging daraufhin auf die Vorwürfe ein, warum sich die Verwaltung erst jetzt an die Lüllinger gewandt hatte: „Wir haben erst Ende des Jahres mit allen Gremien gesprochen und im Moment ist auch noch gar nichts genehmigt”, beruhigte Kaiser die Lüllinger. Trotzdem nehme er aus der Veranstaltung Themen mit, die dringend geklärt werden müssten: „Die Verkehrssituation muss erst verbessert werden, bevor es überhaupt weitergehen kann.”

Am Ende des Abends erinnerte Ortsbürgermeister Kurt Münster an die Identität des Dorfes: „Wir sind ein Gärtnerdorf und möchten unsere Ware vermarkten, also brauchen wir auch Wachstum. Wir sind doch das Heidedorf Lüllingen.” In der nächsten Sitzung des Bau- und Planungsausschusses am 30. April wird jetzt geklärt, ob der Antrag zur Bebauung überhaupt stattgegeben werden kann. Landgard Vorstandsvorsitzender Armin Rehberg weist zudem daraufhin, dass die Hinweise auf die operativen Geschäfte der Landgard aufgenommen wurden, und aktuell eine Anwohnerbefragung durchgeführt wird, um die Themen zu strukturieren.

 

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