Die selbstgebauten Möbel sind richtig stabil: Joel führt es gekonnt vor. Die 23 Kinder der Klasse 5b an der Gocher Gustav-Adolf-Schule haben gemeinsam mit dem Künstler Manfred Webel (r) eine Woche lang am Projekt „Bewegungsinsel2“ gearbeitet. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

GOCH (CDS). An der einen Werkbank werden noch die letzten Holzstücke glatt geschliffen, an der anderen Buchstaben in Namensschilder gekerbt: Die Schüler der 5b an der Gustav-Adolf-Hauptschule sind ganz vertieft in ihre Arbeit.

Sie machen beim Kunstprojekt „Bewegungsinsel2“ mit, das der Paderborner Bildhauer Manfred Webel, in Kooperation mit dem Museum Goch in dieser Woche an der Schule durchgeführt hat. Es ist nicht das erste, das im Rahmen des Landesprojektes „Kultur und Schule“ mit dem 51-Jährigen Künstler hier stattfindet. Den Anfang machte 2006 „Königsmacher“; es folgten 2010 „Stehaufmännchen“, 2012 „Kunst bewegt“ und 2015 „Bewegungsinsel“.

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Bei „Bewegungsinsel2“ erleben die 23 Kinder um Klassenlehrerin Lena Hillringhaus echte Werkstattatmosphäre. Sie haben gezeichnet, entworfen, konstruiert, gesägt, gemessen, geschraubt, geleimt, zusammengefügt und geschnitzt. So haben sie in nur einer Woche aus gehobelten Holzleisten und -brettern vielseitige Möbel geschaffen, die sich als Tisch- oder Stuhlkreis, als Relax-Sessel oder sogar als Puppenbühne nutzen lassen. Immer wieder fällt den Kindern etwas Neues ein – auch eine stabile Pyramide kann man mit den Elementen bauen.

„Es sind Möbel, aber gleichzeitig auch XXL-Bauklötze“, stellt Museumspädagogin Jasmin Schöne fest. Und: „Die Kinder haben lange etwas davon, weil der Klassenverband noch lange zusammenbleiben wird.“ Platzsparend im Klassenraum und trotzdem genau auf die Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten, bieten die Möbel eine hohe Aufenthaltsqualität: Bewegen, Spielen, Lesen, Chatten, nah beieinander sein, sich zurückziehen können und vieles mehr sind möglich. Und nicht zuletzt geben sie dem Selbstbewusstsein der Kinder einen enormen Auftrieb: Das alles haben sie selber gebaut.

Die Möbel sind nicht komplett beplankt, so dass die Kinder sie problemlos bewegen und sich ihren ganz eigenen Platz damit gestalten können.NN-Foto: Rüdiger Dehnen
Die Möbel sind nicht komplett beplankt, so dass die Kinder sie problemlos bewegen und sich ihren ganz eigenen Platz damit gestalten können.NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Alle Arbeitschritte, vom ersten Entwurf bis zur praktischen Umsetzung, haben die Fünftklässler im Laufe der Woche kennengelernt. „Am ersten Tag wurde erst einmal gemeinsam überlegt: ,Was brauchen wir?’, am zweiten Tag wurden Modelle aus Duplo-Steinen und Zeichnungen angefertigt“, erzählt Museumspädagogin Jasmin Schöne. Da ging es um die richtigen Proportionen, die Sitzhöhe wurde exakt ausgemessen und das dafür notwendige mathematische Wissen spielerisch vermittelt. Und bereits am dritten Tag – Mittwoch – waren schon die ersten Möbel fertig. „Ihr wart unglaublich schnell“, lobt Jasmin Schöne. Besonders positiv aufgefallen ist ihr die Teamgeist, den die Kinder an den Tag gelegt haben: „Es wurde auf präzises Arbeiten geachtet; sie haben sich gegenseitig geholfen und ihr Wissen sofort weitergegeben.“

Immerhin haben die zehn- bis elfjährigen Kinder in diesen fünf Tagen an die 105 Meter Holzleis­ten verarbeitet und 328 Sägeschnitte selbstständig ausgeführt. Genaues Arbeiten war enorm wichtig. Und das begann schon mit dem Anfertigen des eigenen Schleifklotzes. Bei vielen handwerklichen Lernschritten hatten die Kinder Hilfe von Techniklehrerin Monika Figge. Sie und ihr Mann Ernst – ehemaliger Rektor der Gustav-Adolf-Schule – haben Manfred Webel vor mehr als zehn Jahren in seinem ostwestfälischen Atelier kennengelernt. Das war der Startschuss für die gemeinsamen Kunstprojekte.

Jedes Kind konnte sich gemäß seinen Neigungen in die aktuelle Arbeit einbringen. Leonie fand das Zusammenbauen klasse, Faris machte das Schleifen großen Spaß. Havi erzählt von der Arbeit mit den Buchstabenschablonen: „Zuerst durften wir unsere Namen auf einzelne Holzbretter schreiben. Dazu hatten wir große Schablonen als Vorlagen. Und weil wir das so gut gemacht haben, durften wir dann sogar Buchstaben schnitzen.“ Simon und Festim dichteten sogar spontan den Rap „The art project“.
Beteiligt an der „Bewegungsinsel2“ waren neben Faris, Leonie, Simon, Festim und Havi auch noch Jason, Justin C., Niko, Justin H., Cyrus, Bartek, Nico, Connor, Jeffrey, Miguel, Mika, Dominique, Alisha, Alia, Ruth, Lea, Shania und Joel. Die Kinder dürfen die eindrucksvollsten Skizzen, Modelle und Objekte ihrer Projektarbeit zudem im Museum Goch präsentieren.

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