„Zu geben ist so schön!“

Janine Ingenpass erzählt von ihren Erlebnissen und Erfahrungen in Weißrussland

NIEDERRHEIN. Janine Ingenpass ist froh, wieder zu Hause zu sein. Doch die Erfahrungen, die sie auf ihrer sechstägigen Reise nach Weißrussland gemacht hat, lassen sie auch jetzt nicht mehr los. „Ich habe viel Schönes, aber auch viel Trauriges erlebt“, erzählt die Gelderner Tanzlehrerin.

Bleiben auch nach der Aktion in Kontakt: Janine Ingenpass und die fünfjährige Nastya aus Weißrussland. Foto: privat
Bleiben auch nach der Aktion in Kontakt: Janine Ingenpass und die fünfjährige Nastya aus Weißrussland.
Foto: privat

Die 38-Jährige fuhr Anfang des Jahres mit einem Team aus Berlin in das 1.700 Kilometer entfernte Land, um an der Verteilaktion „Weihnachten im Schuhkarton“ teilzunehmen. Damit durfte nach 21 Jahren erstmals eine sozial engagierte Person bei der Übergabe der Päckchen vor Ort mitmachen.
„Als wir in Minsk ankamen, mussten wir direkt unsere erste Verteilerreise antreten“, erzählt sie. Da sie noch keine Erfahrungen darin hatte, wie die Verteilung ablief, beobachtete sie beim erstem Mal nur. „Ich sah, wie ein Junge, der eine kleine schwarze Tasche bekam, diese fest an seine Wange drückte und lächelte“, erinnert sich die Geldernerin noch. „Dann gab es da noch ein kleines Mädchen, dass die Schokolade wie ein Butterbrot gegessen hatte, weil es ihr so schmeckte.“ Wie schlecht müsse es ihnen also gehen, wenn sie solche einfache Geschenke mit so einer Freude annahmen?, fragte sich Ingenpass später im Hotel.
In den nächsten Tagen ging es unter anderem in eine soziale Einrichtung, in ein Waisenhaus und in eine Kirche, wo Flüchtlinge aus der Ukraine eingeladen waren. „Es war schön und traurig zugleich. Im Waisenhaus standen beispielsweise mehrere Betten nebeneinander. Sonst nichts“, sagt sie. „Das ist mit unseren Kinderzimmern nicht zu vergleichen.“ Und dann stand das Treffen mit der fünfjährigen Nastya an, der Janine Ingenpass ihr eigens zusammengestelltes Päckchen überreichen wollte und hier merkte sie: „Wie oft stöhnt man zu Hause rum, über das Wetter oder über einen langen Arbeitstag? Und nun stelle ich fest, dass das alles so belanglos ist. Wir haben fließendes Wasser (und müssen nicht erst zu einem Brunnen gehen und Wasser pumpen), ein warmes Zuhause, Essen im Kühlschrank, eine Toilette! Nastyas Familie hat das nicht, kommt gerade über die Runden. Kaum Spielzeug, Schimmel an der Wand, kein Badezimmer und eine Zweizimmerwohnung für fünf Leute. Nastya hat zudem eine Lähmung am linken Bein und kein Geld für den Arzt, geschweige denn für richtige Schuhe, die sie braucht.“
Deshalb möchte Ingenpass das tanzbegeisterte Mädchen auch über die Aktion hinaus unterstützen. „Ich möchte ihr ein Sommercamp, in dem sie tanzen lernen kann, ermöglichen und mich wegen der Lähmung bei Ärzten erkundigen“, sagt sie. Zudem sammelt sie seit ihrer Rückkehr bereits für die nächste „Weihnachten im Schuhkarton“-Aktion, die sie seit nunmehr neun Jahren unterstützt.
„Zu geben ist so schön!“, betont Ingenpass und ermuntert alle, an der Aktion teilzunehmen. Verteilerstellen sind ab August am gesamten Niederrhein zu finden. „Ich kann bestätigen: Die Geschenke kommen definitiv an!“, sagt sie abschließend. Ein Zusammenschnitt der Erlebnisse von Janine Ingenpass sind in einem Video auf unserer facebook-Seite „Niederrhein Nachrichten“ zu sehen.

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