Heinz Ingenbleek liebt die Vielfalt seiner Tomatensorten. Ein Teil davon reift im Gewächshaus heran. NN-Foto: CDS

UEDEM. Das Bewahren alter Obst- und Gemüsesorten rückt in den letzten Jahren immer weiter ins Bewusstsein. Für Heinz Ingenbleek ist das nichts Neues, er frönt seit knapp 15 Jahren seiner Leidenschaft: Tomaten in allen Variationen.

Über 60 Sorten baut er in seinem Garten an, im Gewächshaus und unter freiem Himmel. Die Vielfalt ist unglaublich: rote, grüne, gelbe und rot-violett gestreifte hängen da zwischen den frischen, grünen Blättern. Sie sind rund, flaschenförmig oder oval. Die größte Tomate, die Heinz Ingenbleek in diesem Jahr geerntet hat, eine „Polnische Himbeere“, wiegt stolze 725 Gramm. Es geht aber noch schwerer: „Bei dieser Sorte können einzelne Exemplare bis zu 1.200 Gramm haben.“ Wieso es ihm ausgerechnet Tomaten angetan haben? Ganz einfach, er isst sie liebend gerne. „Erst hatte ich ,normale‘ Pflanzen, dann habe ich angefangen zu recherchieren.“

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Die Vielfalt um Gewächshaus ist unglaublich. NN-Foto: CDS
Tomaten sind nicht nur rot und rund. NN-Foto: CDS

Bei einem Züchter in Schleswig-Holstein bekam er die ersten „ausgefallenen“ Sorten. Irgendwann stieß er dann im Netz auf Roland Pawelczyk, der einen Kleingarten in Duisburg-Meiderich sein eigen nennt und sich ebenfalls den Tomaten verschrieben hat. Heinz  Ingenbleek rief ihn kurzerhand an: „Das war wie ein Lottogewinn für mich, soviel Wissen, vorher habe ich alles falsch gemacht!“ Seitdem wandern bei den Ingenbleeks Brennnesselblätter nicht mehr auf den Kompost, sondern dienen, einfach ein bisschen in die Erde eingearbeitet, als Dünger. Denn die Blätter enthalten Kieselsäure und die ist gut für „Paradeiser“, wie die Tomaten in Österreich genannt werden. Gegossen werden die Pflanzen im Gewächshaus nur noch einmal die Woche. „Tomaten sind Langwurzler; bekommen sie jeden Tag Wasser, bilden sie keine langen Wurzeln aus und schließlich fault die Pflanze ab.“ Alle drei Jahre wird zudem der Boden ausgetauscht, damit sich keine Pilze oder Krankheiten ansiedeln können.

Im Gewächshaus übernimmt Heinz Ingenbleek auch die Arbeit der Bienen und bestäubt die Pflanzen selber. Damit das nicht zu mühsam wird, hat er eine pfiffige Konstruktion entwickelt: Ungefähr in Schulterhöhe sind an den senkrechten Stangen, an denen auch die Tomatenpflanzen ranken, leichte Rohre quer befestigt. Daran rüttelt er leicht, die Pflanzen werden sanft geschüttelt und der Blütenstaub verteilt sich.Man könnte den Anbau durchaus „bio“ nennen, denn Spritzmittel kommt Heinz Ingenbleek nicht ins (Gewächs)-Haus.

Zum Glück sind die Tomaten nicht alle gleichzeitig reif, denn Mechthild Ingenbleek kümmert sich um die Verarbeitung. Frische Tomatensuppe ist immer noch ein echter Renner bei der ganzen Familie. Gut bestückt ist die Tiefkühltruhe sowieso immer, Tomatenmark kocht sie auf Vorrat ein. Inspiriert vom „Tomatenpapst“ Erich Stekovics aus Österreich wollen die Ingenbleeks nun eine weitere Variante ausprobieren: Tomatenmarmelade. Dabei ist Tomate nicht gleich Tomate, es gibt deutliche Unterschiede: „Eine Sorte hat zum Beispiel weniger Kerne, die andere ist fleischiger und die nächste ist nicht so saftig“, erzählt Mechthild Ingenbleek.

Heinz Ingenbleek ist stolz darauf, dass in seinem Garten lauter alte Sorten wachsen: „Teilweise gab es sie schon vor 400 Jahren.“  Und sie tragen klangvolle Namen: „Herz aus Bosnien“, „Green Giant“, „Russische Schwarze“ oder „Gelbes Lämpchen“, um nur einige zu nennen. Mehr als die 60 Sorten, die er jetzt hat, sollen es aber nicht mehr werden. Nach wie vor ist er von der Vielfalt fasziniert: „Die Natur ist unbegreiflich schön.“
Diese Schönheit und Vielfalt vor dem Vergessen zu bewahren, ist Heinz Ingenbleek, neben der Freude an seinem Hobby, ein großes Anliegen.

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