Harald Kunde freut sich auf das Kinoexperiment, bei dem er von Kino Chef Reinhard Berens unterstützt wird. NN-Foto: HF

KLEVE. Man muss an schönen Sommerabenden (so es sie denn noch gibt) nicht zwangsläufig zum Grillen in den Garten. Wie wär‘s beispielsweise mit Sommerkino im Museum? Geht nicht? Doch. Im Museum Kurhaus Kleve. Statistiker könnten Jahreszahlen nennen und sagen: „Hat‘s das nicht dann und dann schon gegeben?“ Richtig. Hat es. Das war im Jahr … man müsste das mal nachschlagen. Andererseits geht es ja um das Gegenwärtige, und eben das machte der für den 7. Juli geplanten Auftaktveranstaltung einen Strich durch die Rechnung. Momentan ist Fußball angesagt. „Als wir den Termin für die erste Veranstaltung angesetzt haben, hatten wir nicht auf dem Plan, dass Deutschland am selben Tag zur selben Zeit im Halbfinale stehen könnte. Da wäre dann wahrscheinlich kaum jemand gekommen“, erklärt Harald Kunde, Chef im Kurhaus, die Verschiebung des Auftaktes. Das Spiel am Donnerstag – wer wüsste das nicht – ist 0:2 ausgegangen. Die „Deutschen“ sind raus.
Manchmal muss man (trotzdem) halt spontan sein und die eigenen Pläne ändern. Die ursprüngliche Idee war: Vier Filme an den vier Donnerstagen im Juli. Das Kurhaus verfügt seit dem letzten Umbau immerhin über einen „kinotauglichen“ Innenhof. „Da stand ja zunächst eine Arbeit von Thomas Kühnapfel“, erklärt Kunde. Die ist nun nicht mehr da und der leere Innenhof verlangt nach Bespielung. Warum also nicht Kino im Freien? Fehlte nur noch ein griffiger Titel für die Filmreihe. „Begehren & Verwehren“. Klingt gut. „Nachdem wir jetzt also den Anfang um eine Woche auf den 14. Juli verschoben haben, wird der ursprünglich für den Auftakt vorgsehene Film einfach ans Ende geschoben“, erklärt Harald Kunde.
Am Donnerstag, 14. Juli, um 21 Uhr beginnt die Reihe mit einem absoluten Klassiker. 1977 drehte Luis Bunuel „Dieses obskure Objekt der Begierde“. Es sollte Bunuels letzter Film sein. Einer der Kunstgriffe des Regisseurs: Die Hauptrolle der „Conchita“ besetzte er mit zwei Schauspielerinnen: Carole Bouquet und Angélina Molina.
Eine Woche später, am 21. Juli, wird Derek Jarmans 1986 gedrehter Film „Caravaggio“ gezeigt. Die eigenwillige Filmbiographie stellt mit bisweilen radikalen Ausdrucksmitteln den Lebensweg des italienischen Malers Carravagio (1573-1610), eines der großen Wegbereiter des Barock, dar. Auf der Berlinale 1986 wurde der Film mit dem „Silbernen Bären“ ausgezeichnet. Zu sehen ist Caravaggio in der  Originalversion mit deutschen Untertiteln.
2015 drehte Peter Greenaway „Eisenstein in Guanajuato“, eine Hommage an den Ausnahmeregisseur Sergej Eisenstein (Panzerkreuzer Potemkin). Der Film wird am Donnerstag, 28. Juli gezeigt. Den Abschluss der Filmreihe bildet am 4. August Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski in der Titelrolle. Richtig – das ist eben der Film, in dem ein Schiff über einen Berg gezogen wird. Für Herzog war die Arbeit an „Fitzcarraldo“ die Hölle und ein Teil der Hölle bestand aus der Arbeit mit Kinski. Harald Kunde freut sich auf das Kinoquartett im Innenhog des Kurhauses. Was passiert eigentlich bei schlechtem Wetter? „Sollte das Wetter eine Aufführung im Innenhof nicht zulassen, werden wir in die Lounge im Erdgeschoss ausweichen“, erklärt der Chef.
Der Eintritt zu den Veranstaltungen beträgt jeweils sieben Euro (ermäßigt und für Freundeskreismiglieder fünf Euro). Getränke wird es geben – auf Popkorn und andere Snacks müssen die Besucher verzichten: Begehren und Verwehren.

Heiner Frost

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