Schiffsbau in Teamarbeit

Im Werftzelt am Archäologischen Park arbeiten Kees Sars und Team sowie junge Menschen mit Handicaps

XANTEN. Wer unter einer Werft einen Schiffsbauplatz am Wasser versteht, ist vielleicht irritiert, dass die „Minerva Tritonia“ in einem Zelt auf dem Gelände des LVR-Archäologischen Parks in Xanten entsteht. Darin wird gehobelt, gesägt, genagelt und gestrichen – moderne Maschinen sucht man vergeblich, denn hier  geht es um die Rekonstruktion eines römischen Segelschiffes, so wie es in der Antike für Lastentransporte auf dem Rhein eingesetzt wurde.

Schiffsbaumeister Kees Sars (hinten rechts) und sein Team bauen das Schiff „Minerva Tritonia“. NN-Foto: Lorelies Christian
Schiffsbaumeister Kees Sars (hinten rechts) und sein Team bauen das Schiff „Minerva Tritonia“. NN-Foto: Lorelies Christian

Wie bereits bei der Lastenfähe Nehalennia und den Einbäumen, die in den vergangenen Jahren unter Leitung des auf historischen Bootsbau spezialisierten Schiffsbaumeister Kees Sars gebaut wurden, geht‘s auch dieses Mal wieder um die 1:1 Umsetzung nach römischen „Plänen“. Bauanleitungen gibt es nicht, aber fest steht, dass die Römer mit Schablonen gearbeitet haben, um quasi in „Massenproduktion“ gehen zu können.
Für dieses in Xanten entstehende Unikat aus Eiche in einer Länge von 18 Metern, einer Breite von 3,8 Metern und Höhe von 1,3 Metern sowie einem Gewicht von 5 Tonnen hat Dr. Gabriele Schmidhuber-Aspöck die wissenschaftliche Projektleitung übernommen -Vorlage ist das Fundstück aus Mainz, das aus dem 3. Jahrhundert stammt. Schiffsarchäologe Jaap Morel aus den Niederlanden begleitet ebenfalls diese Rekonstruktion, die im April begann.
Bauleiter Kees Sars und sein Team erhält – wie bereits schon bei den anderen Schiffsbauten – Unterstützung von fünf jungen Menschen mit Handicaps. Sie kommen vom Don Bosco Heim Wesel, Haus Freudenberg Bedburg-Hau und Theodor-Brauer Haus Kleve. „Sie sind hoch motiviert und handwerklich sehr geschickt“, lobt Sars seine Mitarbeiter. Er blickt in ihre berufliche Zukunft und sieht durchaus Potential, dass sie als Holzbearbeiter tätig werden können.
Darauf hoffen auch Dr. Martin Müller, Leiter des APX und Melek Look vom LVR-Integrationsamt. „Das Praktikum hier wird mit dem Ziel gemacht, junge Leute in die Ausbildung reinzubringen“, erläutert Dr. Müller und wird konkret: „Wir haben einen Antrag gestellt, dauerhaft eine feste Werkstätte einzurichten, damit wir hier ausbilden können. Dazu müsste die Finanzierung gesichert werden.“ Bisher gab es bereits Förderungen durch das LVR-Integrationsamt, das auch jetzt durch das Arbeitsmarktprogramm Aktion 5 wieder 100.000 Euro beisteuert. „Zum einen möchten wir dadurch ein Anreizsystem schaffen, um schwer behinderte Menschen auf den Arbeitsmarkt zu vermitteln und zum anderen möchten wir junge Menschen an eine betriebliche Ausbildung heranführen“, begründet Mele Look und sieht durch dieses Praktikum große Chancen für die jungen Leute.
Alle sind sehr begeistert bei der Arbeit. Sie wissen, dass sie nur im Team zu schaffen ist. Präzises Vorgehen ist wichtig, da das Schiff ja nicht nur ein Vorzeigeobjekt werden soll, sondern auch voll funktionsfähig. Dr. Müller hofft, dass der „Stapellauf“ in 2017 auf der Xantener Südsee erfolgen kann.
Bis dahin können Besucher jederzeit den Arbeitsprozess im Schiffswerft-Zelt verfolgen. Zusätzlich wird es auch Führungen und „Tage der offenen Werft“ geben, wo das Team gerne  auch Fragen beantwortet. Auch die Prahmfähre Nehalennia und die Einbäume Philemon und Baucis sind zu besichtigen.

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So wird die Minerva Tritonia nach ihrer Fertigstellung 2017 aussehen. . Foto: APX
So wird die Minerva Tritonia nach ihrer Fertigstellung 2017 aussehen. . Foto: APX
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