Vor 75 Jahren starb der letzte Leiter der jüdischen Gemeinde Uedem

Alex Devries kam Am 5. Februar 1941 im Konzentrationslager Dachau um.

UEDEM. Der Heimat- und Verkehrsverein Uedem möchte an Alex Devries erinnern, der vor 75 Jahren, am 5. Februar 1941, im Konzentrationslager Dachau starb. Er war der letzte Leiter der jüdischen Gemeinde in Uedem. 

Beim Kartenspiel: Walter Valk, Alex Devries, Jakob Cohen und Simon Hertz .Foto: privat
Beim Kartenspiel: Walter Valk, Alex Devries, Jakob Cohen und Simon Hertz
.Foto: privat

Alex Devries wurde am 22. Juni 1891 als Sohn des Metzgers Moses Devries und seiner Frau Sara Frenkel geboren. Der Betrieb lag an der Lohstraße. Im ersten Weltkrieg kämpfte Alex Devries für Deutschland. Er wurde Leiter der jüdischen Gemeinde in Uedem, da er nach dem Tod seines Vaters (1912) der älteste männliche Jude in Uedem war. Devries heiratete im Mai 1921 die Gocherin Selma Sara Frank. In den Jahren 1923 und 1926 wurden die Kinder Hilde und Ruth geboren. Alex Devries war über 20 Jahre Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Uedem.  Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten verringerte sich aufgrund von Flucht ins Ausland die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde. So verkaufte Alex Devries im Jahre 1938 die jüdische Synagoge. Im November 1938 wurden bei der Reichspogromnacht zahlreiche jüdische Mitbürger am Niederrhein in „Sicherheitsverwahrung“ genommen. So mußte auch Alex Devries sechs Wochen im Gefängnis in Kleve und dann im Konzentrationslager Dachau verbringen. Im April 1940 – kurz vor dem Hollandfeldzug – waren viele Soldaten in Uedem einquartiert, und Alex Devries brachte im Auftrag der Soldaten auch Pakete zur Post.

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Als bei einer Durchsuchung in den Soldatenpaketen auch Wehrmachtskonserven gefunden wurde, wurde Alex Devries erneut verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen zur Arbeit eingewiesen. Als er dort krank wurde und nicht mehr arbeitsfähig war, transportierte man ihn im September 1940 in das Konzentrationslager Dachau. Dort drangsalierte man die Gefangenen mit stundenlangen Strafstehen und mit anderen Schikanen. Seine Frau war mit der Ausreise für die Familie beschäftigt und stellte regelmäßig Bitbriefe für die Entlassung von Alex Devries.  Nachdem mehrere Anträge abgelehnt wurden, gab es erstmals im Januar 1941 Hoffnung auf die Entlassung. Die Ausreise war bereits organisiert. Über den Antrag war noch nicht entschieden, als ein Telegramm Selma Devries informierte, dass ihr Mann Alex am 5. Februar1941 an Herz- und Kreislaufversagen im Rahmen eines Darmkatarrhs gestorben war. Frau Devries mußte für die Überführung der Urne 15 Euro zahlen. Alex Devries wurde in Goch auf dem Judenfriedhof beerdigt, da in Uedem der Judenfriedhof geschlossen war. Das Schicksal von Alex Devries teilten auch die Kinder und seine Frau, als sie im Dezember 1941 nach Riga abtransportiert wurden, und nicht mehr zurückkehrten. An Alex Devries erinnert noch die Stichstraße an der Gocher Straße, die seinen Namen trägt. Die Kinder sind Namenspatrone der Geschwister-Devries-Grundschule in Uedem. Vor Jahren hat die Uedemer Bevölkerung Geld für Stolpersteine gesammelt, so dass nunmehr für alle Familienangehörigen Stolpersteine in der Lohstraße verlegt wurden.

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