Der Fliegenkasten ist nur eines der vielen Werke aus der Kunstsammlung von Hiltrud Neumann (Bild). NN-Foto: CDS

GOCH. 40 Jahre lang hat Hiltrud Neumann zeitgenössische Kunst gesammelt: Zeichnungen, Skulpturen, Malerei und Objekte. 3.500 Werke hat sie über die Jahre in ihrer Wohnung in Mönchengladbach zusammengetragen.

Im Frühjahr hat Hiltrud Neumann diese außergewöhnliche Sammlung nun per Schenkung an die Kunststiftung Goch übertragen. Laut Stiftungsvertrag übernimmt das Museum Goch die Pflege und die wissenschaftliche Bearbeitung der Sa

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mlung, zu der nicht nur die Kunstwerke, sondern auch umfangreiche Dokumentationen gehören.
„Ein bedeutendes Ereignis“, freut sich Museumsdirektor Dr. Stephan Mann. Damit werde das bürgerschaftliche Engagement weiter gestärkt. Und es werde an das Mäzenaten-Tum vergangener Zeiten angeknüpft: Ohne Eigennutz die persönliche Habe weitergeben und der Öffentlichkeit zugänglich machen. In der Tat sei das immer eine Triebfeder für Hiltrud Neumann gewesen. Beim Sammeln sei es ihr nicht um materielle Werte, sondern um ganz grundsätzliche Fragen gegangen: „Gefällt es mir?, Sagt mir der Künstler etwas? Und wichtig: Kann ich dem Künstler helfen?“

Schon in der Vergangenheit hat Hiltrud Neumann ihre Kunst vielen Menschen gezeigt. Beim „Offenen Wohnzimmer“, das sie 20 Jahre lang jeden ersten Freitag im Monat mit Musik und Vorträgen veranstaltete, kamen immer rund 100 Besucher in ihre Wohnung. „Dabei ist aber nie etwas kaputt gegangen“, schmunzelt Hiltrud Neumann.

Warum sie mit dem Sammeln angefangen hat? Als junge Kunsterzieherin wollte sich Hiltrud Neumann im Rheinland eine neue Heimat aufbauen; sie stammt aus Pommern. Das gelang ihr über die Kunst und über ein immer dichter werdendes Netzwerk in der Kunstszene. Und mit einem normalen Gehalt. „Ich war nie nach der neuesten Mode gekleidet, das gab es bei mir nicht.“ Vermisst hat Hiltrud Neumann dabei gar nichts: „Ich habe eine wunderbare Sammlung, die ersetzt Möbel und anderes.“ Entsprechend beantwortete sie auch kürzlich die Frage eines befreundeten Sammlers, ob sie ihre Kunstwerke denn habe schätzen lassen: „Ich hatte den Gewinn, dass ich damit leben durfte.“

Und so hatte Hiltrud Neumann in all den Jahren Kunst unter anderem von Wolfgang Hahn, Clemens Weiss, Ottmar Hörl, Mischa Kuball, Christel Kremser, Günther Zins, Shirley Wegner, Thomas Baumgärtner, Ingo Ronkholz, Georg Hartung und Georg Ettl um sich. Wie viele Künstler es genau sind, weiß sie nicht zu sagen. Nachdem ein Galerist aus New York ihr genau diese Frage einmal stellte, ließ sich Hiltrud Neumann einen Setzkasten bauen und bat jeden Künstler, ihr dafür ein typisches Stück anzufertigen, sozusagen „Alle auf einen Blick“ – um die 80 „Kleinigkeiten“ sind es.

Wieso sich Hiltrud Neumann Goch für ihre Schenkung ausgesucht hat, erklärt sie so: „Weil ich lange studiert habe, wie hier gearbeitet wird und weil hier so viel passiert. Hier ist es in den richtigen Händen.“ Auch die Arbeit mit den Kindern – siehe Kids Opening und andere Aktionen – gefallen ihr sehr. „Dieses Vertrauen möchten wir mit Austellungen und der Zusage, dass wir die Sammlung in großen Ehren halten werden, erwidern“, bedankt sich Dr. Mann.

In ausgesuchten Konstellationen wird das Museum Goch nun Werke aus der Sammlung Hiltrud Neumann zeigen. „Wir lassen alles in der Wohnung und sehen, was wir für die jeweiligen Ausstellungen herausnehmen“, erklärt Dr. Mann. Den Anfang macht die Ausstellung „Leben mit Kunst – Die Sammlung Hiltrud Neumann“, die nun im Museum Goch bis zum 21. Februar 2016 zu sehen ist.

Weitere Informationen gibt es unter: www.museum-goch.de

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