Sammeln als Diagnose

GELDERN. Peter Busch ist Künstler. Und Sammler. Eigentlich ist beides eine Art von Diagnose. Ein Routinebesuch – eigentlich. Es geht um die Kreis Klever Kultourtage, um den Wasserturm, die Ausstellung mit dem Titel ‚Ich sehe was, was du nicht siehst‘ und darum, dass jeder mitmachen kann, dass nichts kuratiert wird … eigentlich ist also das Chaos vorprogrammiert.
Peter Busch sieht das anders. „Schließlich machen wir das nicht zum ersten Mal“, sagt er und meint das Konzept vom „Macheinfachmitundkommmitdeinerkunstvorbei“. „Natürlich bekommen Kuratoren mindestens graue Haare, wenn sie das hören, aber was soll mir denn schon passieren“, sagt Busch. Stimmt: Das Haar schlohweiß – weit über dem Stressgraupegel. Busch hat einen Zettel auf seinem Schreibtisch: „Wir haben schon 50 Anmeldungen“, sagt er. In Gedanken reist man in den Turm und denkt: Na, das ist doch mal eine Aufgabe. Schließlich ist Platz auch eine endliche Größe.
„Es ist jedes Mal wieder spannend zu erleben, was den Leuten zu einem Thema einfällt“, sagt Busch. In der Belle-Etage der Museumswelt würde man jetzt von den „unterschiedlichen Positionen“ sprechen, die zu sehen sein werden.
Ausgestellt wird am 20. und 21. Mai und noch kann jeder mitmachen. „Rein theoretisch kann jemand am Tag des Aufbaus noch Kunst anliefern“, sagt Peter Busch, aber natürlich wär‘s schon bequemer, vorher Kontakt aufzunehmen (Peter Busch, Telefon 02831/1563 oder per E-Mail an buschp@t-online.de). Aufgebaut wird die Ausstellung „Ich sehe was, was du nicht siehst“ am Donnerstag, 18. Mai, in der Zeit wischen 14 und 17 Uhr. Busch: „Jeder wird einen Platz für das entsprechende Kunstwerk (ohne Preisschild) finden. Eine offizielle Eröffnung ist nicht geplant. Die Ausstellung ist auch am Pfingstsonntag (11 bis 17 Uhr) und am Pfingstmontag (13 bis 17 Uhr) zu sehen.“
Dann kommt die Sache mit der Vase. Man muss wissen, dass Busch ein Flohmarktfan ist: Jäger und Sammler. Wer erstmals das Atelier besucht, bekommt in der Regel mindestens Schnappatmung. Alles steht voll – bis unter die Decke. Und wer dann denkt, der Sammler wüsste nicht, was wo zu finden ist, liegt aber sowas von falsch … Egal, eine andere Geschichte.
Jedes Stück in Buschs Sammlung: ein Stichwortgeber, ein Gedankeningangbringer, ein Zeitzeuge. Dann zeigt Busch die Vase. Er ist jeden Samstag auf dem Gelderner Flohmarkt unterwegs. Andere haben es mit der Börse oder dem Fußball – Busch ist (siehe oben) Jäger und Sammler. Das ist in seinem Fall – wie soll man sagen – eine Art Diagnose.
„Als ich das Ding gesehen habe, dachte ich gleich: Die ist so hässlich, die muss ich haben.“ Natürlich ist ein Flohmarktkauf immer auch mit „Kampfhandlungen“ verbunden. „Einen Preis einfach zu akzeptieren – das geht gar nicht.“ Busch handelt also. (Über Preise wird nicht gesprochen, aber so viel sei gesagt: zweistellig im Unterfünzigbereich.) Jetzt also steht die Vase im Atelier – ist bunt bemalt und je länger man hinsieht, um so mehr Details tauchen auf. „Das ist – da bin ich ziemlich sicher – Handarbeit und eine Bekannte meinte auch, die Vase sei mindestens 100 Jahre alt“, sagt Busch. Eigentlich also ein Fall für BfR. He??? Bares für Rares. „Du musst dich da unbedingt anmelden“, hat ein Freund ihm geraten, sagt Busch. Und in der Tat: Könnte ja wirklich spannend werden. „Ich würde mich schon gern mit denen unterhalten“, sagt Busch und meint Lichter und Company.
Irgendwie, denkt man, ist ja die Vase dann doch auch Teil des aktuellen Themas: Ich sehe was, was du nicht siehst. „Das Spannende ist ja immer auch, dass ich mich nach der Geschichte eines solchen Gegenstandes frage“, sagt Busch. Wo hat diese Vase gestanden? Wem hat sie gehört? Wer hat sie bemalt? Wie ist sie auf den Flohmarkt gelangt? Dazu kommt, dass auf der Vase ein paar Dinge abgebildet sind, auf die ich mir keinen Reim machen kann. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja einen Experten, der mir das erklären könnte.“ HFrost

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