Ärger um Schienenersatzverkehr:
„Die Zustände sind untragbar“

Gestrandete Reisende, keine Informationen: Offener Brief von Emmerichs Bürgermeister an den VRR.

EMMERICH. Nichts geht derzeit auf der Bahnstrecke zwischen Emmerich und Rees-Empel. Aufgrund von Bauarbeiten fällt der Zugverkehr der Linien RE5 und RB35 bis 5. September aus. Busse sollen als Schienenersatzverkehr die Reisenden ans Ziel bringen. Aber: Der Ersatzverkehr funktioniert genauso gut wie der Berliner Großflughafen – nämlich gar nicht.

„Kein Zugverkehr“ zwischen Rees-Empel und Emmerich. Das Problem: Auch der Ersatzverkehr funktioniert offenbar nicht. NN-Foto: Rüdiger Dehnen
„Kein Zugverkehr“ zwischen Rees-Empel und Emmerich. Das Problem: Auch der Ersatzverkehr funktioniert offenbar nicht.
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

„Wir bekommen massive Beschwerden aus der Bevölkerung“, berichtet Emmerichs Pressesprecher Tim Terhorst. Fast täglich berichten wütende Fahrgäste von Verspätungen und fehlenden Anschlussmöglichkeiten. „Ein Fahrgast ist mit sieben Minuten Verspätung mit dem Zug der Linie RB35 in Wesel angekommen. Da war der Bus, der ja als Schienenersatzverkehr nach Emmerich fahren sollte, aber schon weg. Der Bus hat nicht gewartet“, gibt Terhorst die Erfahrung eines Emmerichers wieder. „Da fragt man sich, was für ein Ersatz das sein soll.“ Hinzu kommt, dass laut Terhorst die Fahrgäste keinerlei Informationen bezüglich Verspätungen oder Zugausfällen aufgrund von Verspätungen erhalten. Sein Fazit: „Es ist katastrophal, der Schienenersatzverkehr funktioniert nicht.“ Aus diesem Grund hat Emmerichs Bürgermeister Peter Hinze nun einen offenen Brief an Martin Husmann, den Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), geschrieben und findet darin deutliche Worte. Bereits Anfang des Jahres hatte Hinze Kontakt zu Husmann aufgenommen, „weil sich zahlreiche Bahnkunden bei mir und meinen Kollegen im Rathaus über die mangelhafte Zugverbindung und die unzureichende Fahrgastinformation der Deutschen Bahn auf der Strecke zwischen Emmerich und Düsseldorf beklagt haben. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass sich an den Zuständen nichts geändert hat, die Situation sogar durch Bauarbeiten noch weiter verschlechtert hat.“ Zahlreiche Bürger hätten sich in den vergangenen Tagen über die Zustände beschwert.

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Hinze rechnet vor, wie sich der Schienenersatzverkehrs (SEV) für die Emmericher Pendler auswirkt: „Wer von Düsseldorf oder Duisburg mit dem Zug nach Emmerich möchte, muss derzeit entweder in Wesel oder Rees-Empel in den SEV umsteigen. Würde alles planmäßig verlaufen, müsste ein Emmericher, der täglich mit dem Zug Richtung Wesel/Duisburg/Düsseldorf zur Arbeit pendelt, rund eine bis anderthalb Stunde pro Tag mehr für seinen Arbeitsweg in Kauf nehmen. Eine Einschränkung, die Emmericher Bahnkunden für einen begrenzten Zeitraum wahrscheinlich noch zähneknirschend in Kauf nehmen würden.“

[quote_box_left](Noch) Ruhe in Rees
In Rees scheint die Lage rund um den Schienenersatzverkehr noch ruhig. „Bislang sind keine Beschwerden an uns herangetragen worden“, berichtet Stadtpressesprecher Jörn Franken. Doch er gehe davon aus, dass auch Reeser Bürger von den Problemen betroffen seien. „Daher ist es durchaus begrüßenswert, wenn sich da etwas tut und sich die Situation verbessert.“[/quote_box_left]Weiter findet Hinze deutliche Worte: „In den vergangenen Tagen sind mir aber von mehreren Bürgern Berichte zugetragen worden, die mich erheblich daran zweifeln lassen, ob die Deutsche Bahn ihren Verpflichtungen auf der Strecke nachkommt: Zugverbindungen in Richtung Emmerich werden kurzfristig gestrichen oder vor Erreichen der Umstiegmöglichkeit in den SEV „gebrochen“. Außerdem kommt es offensichtlich regelmäßig vor, dass der zum Zwecke des SEV eingesetzte Bus bei verspäteter Ankunft des Zuges nicht wartet oder einfach ausfällt. Die „Gelackmeierten“ sind die Bahnfahrer, die dann in Wesel, Rees-Empel oder einem anderen Bahnhof entlang der Strecke auf verlorenem Posten stehen – und das meistens noch ohne irgendeine Information von der Deutschen Bahn.“

In seinem Schreiben an den VRR betont Hinze, wie sehr zahlreiche Emmericher Bürger und Gäste – „ob Arbeitnehmer, Schüler, Touristen oder Geschäftsreisende“ – jeden Tag auf eine funktionierende und verlässliche Zugverbindung nach Duisburg und Düsseldorf angewiesen sind. „Darum halte ich die derzeitigen Zustände für absolut untragbar.“ Daher fordert Emmerichs Bürgermeister den VRR als Besteller der Linien auf, „umgehend bei der DB darauf hinzuwirken, dass der Ersatzfahrplan und insbesondere der Schienenersatzverkehr funktioniert. Es kann einfach nicht sein, dass ein bereitgestellter Bus für den SEV bei einer Verspätung des Zuges nicht auf die Fahrgäste wartet! Es kann auch nicht sein, dass Zugreisende ohne jegliche Informationen über weitere Reisemöglichkeiten auf einem Bahnhof zurückgelassen werden!“

Abschließend wirft Hinze einen Blick in die Zukunft und auf das kommende Jahr: „Ab 2017 wird die Linie zwischen Düsseldorf und Emmerich grenzüberschreitend verkehren. Das gemeinsame Ziel des VRR und der Stadt Emmerich ist es, diese Linie attraktiv zu gestalten und noch mehr Bürger beziehungsweise Kunden für die Nutzung des Schienenpersonennahverkehrs zu gewinnen. Das kann aber nur gelingen, wenn jetzt nicht allzu viele Kunden durch den mangelhaften Service der Deutschen Bahn verprellt werden.“

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