Die Zukunft auf dem Dach

KLEVE. Wer bekommt schon gern „was aufs Dach“? Jutta Manz zum Beispiel. Die ruft sogar noch an, um die Geschichte zu erzählen. Geht‘s noch? Jutta Manz ist Leiterin im Seniorenhaus Burg Ranzow in Kleve – also gewissermaßen „Chef von alles“. Haltstop: Chefin. „Ach wissen Sie, ich höre so ziemlich auf alles“, sagt sie.

Melden Sie sich bei Herrn X.

Als sie im vergangenen Jahr nach dem einem Urlaub die Mails las, stand in einer, sie möge sich doch bitte mal bei Herrn X. melden. Es ging um eine Spende. Da meldet frau sich doch gern. Herr X. („Unser Spender möchte auf keinen Fall namentlich genannt werden“) wollte etwas Gutes tun. „Herr X. hat mir gesagt, dass er etwas für den Umweltschutz tun möchte.“ Es ging um regenerative Energien. „Es ging darum, was wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen.“

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Einer, der was tun möchte

Herr X. ist jenseits der 90 – ein Mensch, der sich kümmert und sich Gedanken macht um das Danach. Einer, der etwas tun möchte.
Herr X. wollte „der Burg“ eins aufs Dach geben: Fotovoltaik. Leichter gesagt als getan. Jutta Manz: „Das alte Gebäude von Burg Ranzow steht ja unter Denkmalschutz. Da kann man nicht mal eben Solarpaneele drauf packen.“
Manz rief den Geschäftsführer in Köln an. „Der hat dann erst einmal die Lage sondiert und Gespräche mit dem Denkmalschutz und Architekten geführt.“ Burg Ranzow – das ist längst mehr als das historische Hauptgebäude. Es gibt da auch Neubauten und eben dahin haben es die Paneele jetzt geschafft – aufs Dach.

Sabine

Wann haben die Bauarbeiten begonnen? „Da muss ich jetzt mal unseren Haustechniker anrufen“, sagt die Manz. „Der Herr Pastoors weiß so was.“ Der Herr Pastoors hat es auch nicht sofort parat, aber er nennt Namen: Sabine. Aha.
Und weiter? Sabine war ein Frühjahrssturm. Sabine und der Baubeginn fielen irgendwie zusammen. Gut, dass man Stürme (gibt es eigentlich eine weibliche Form?) googeln kann. Sabine, stellt sich heraus, besuchte Europa Anfang Februar.

Kleiner Festakt ohne alle

Na bitte: Die Bauarbeiten begannen also Anfang Februar. Mittlerweile ist alles fertig. „Die Anlage wird am 4. August abgenommen“, sagt Jutta Manz, „und im September soll dann ein kleiner Festakt stattfinden.“ Quasi heimlich, denn (siehe oben): Herr X. möchte ja nicht in Erscheinung treten. Da ist dann die große Glocke das falsche Instrument.

Hauszeitung

Was sagen denn eigentlich die Burgbewohner zur Solaranlage? Haben die zwischendrin mal nachgefragt, was da auf die Dächer gelegt wird? Jutta Manz: „Nein. Nachgefragt wurde eigentlich nicht.“ Das mag daran liegen, dass einmal monatlich eine Hauszeitung erscheint. „Da klären wir dann unter anderem auch über solche Aktivitäten auf. Die Bewohner waren also informiert.“

Tue Gutes und schweige

Apropos Informationen. Was hat das Ganze denn gekostet? „140“, sagt die Chefin und irgendwie ist klar, dass sie voraussetzt: Da müssen noch drei Nullen ans Ende der Zahl. Und das hat alles Herr X. gespendet? „Ja. Alles. Den ganzen Betrag.“ Alle Achtung. Und manchmal gilt: Tue Gutes und schweige. Herr X. wird seine Freude haben, wenn die Anlage ans Netz geht.

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