Kreis Kleve als Schlusslicht in Sachen Verkehrssicherheit

„Das hier ist keine erfreuliche Veranstaltung“, sagt Landrat Christoph Gerwers und meint weniger die Veranstaltung selbst als deren Inhalt: Es geht um die Verkehrsunfallstatistik des Kreises Kleve für das vergangene Jahr, die am Montag vorgestellt wurde.

Landesschlusslicht

Zwar blieb die Anzahl der Verkehrsunfälle mit getöteten Personen gleich hoch wie im Jahr 2022, dabei starben aber mit 21 Personen zwei weniger als im Vorjahr. Auf den ersten Blick erfreulich, stimme die Aussage des letzten Jahres aber leider immer noch: „Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen ist die Gefahr, bei einem Verkehrsunfall getötet zu werden, höher als im Kreis Kleve.“ Der Kreis Kleve ist also in Sachen Verkehrssicherheit das Landesschlusslicht. Es gibt da nichts zu beschönigen. Statistiken sind Zahlengräber, die nichts über die wirklichen Gräber aussagen. Statistikveranstaltungen sind Ja-Aber-Veranstaltungen. Es geht – in diesem Fall – darum, Zahlen zu Unfallhäufigkeiten zu eruieren und zu Unfallursachen.

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„Übrige Ursachen”

Bei 20 Prozent der Unfälle im vergangenen Jahr ging es um Vorfahrt, bei drei Prozent ging es um Geschwindigkeit. 37 Prozent der Unfälle sind auf „übrige Ursachen“ zurückzuführen – lassen sich also nicht klar zuordnen. Bei 21 Prozent der Unfälle wird „Abbiegen/Wenden“ als Ursache genannt. An die Wurzel der Gründe für den Schlusslichtstatus führen die Zahlen nicht. „Wenn wir uns die tödlichen Unfälle anschauen, finden wir sehr unterschiedliche Ursachen und sehr unterschiedliche Orte“, sagt Landrat Gerwers. „Wir sind auf Vermutungen angewiesen“, sagt er auch. Im Zusammenhang mit tödlichen Verkehrsunfällen ist die Erwähnung des Opferschutzteams der Kreispolizeibehörde zwingend notwendig. Wer zu diesem Team gehört, kommt in direkten Kontakt zu den Angehörigen von Unfallopfern und erfüllt damit eine ebenso schwierige wie essentiell wichtige Aufgabe.

Dank an die Opferschützer

Gerwers: „Daher gilt mein ganz besonderer Dank den rund 30 Beamten des polizeilichen Opferschutzes, die 2023 in 129 Fällen, darunter schwere Verkehrsunfälle, die Benachrichtigung von Angehörigen übernommen haben.“ So, wie der Kreis Kleve in Sachen Gefahr auf den Straßen das Landesschlusslicht bildet, so ist das Opferschutzteam andererseits ein Leuchtturmprojekt (nicht nur) in Nordrhein-Westfalen.

Primäres Ziel

Das primäre Ziel der präventiven und repressiven polizeilichen Maßnahmen, so Achim Jaspers, Leiter der Direktion Verkehr, sei es, „Verkehrsunfälle mit Getöteten und Schwerverletzten zu verhindern. Nicht nur für Angehörige und Freunde tödlich verletzter Menschen teilt sich das Leben in ein ‚vor‘ und ein ‚nach‘ dem Verkehrsunfall. Für nicht wenige Betroffene gilt das auch, wenn sie bei einem Verkehrsunfall verletzt wurden.“

Signifikant

Aus der Pressemeldung der Kreispolizeibehörde: „Mit Blick auf die Schwerverletzten zeigt der Landesvergleich […], dass die Gefahr, bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden, im Kreis Kleve bedauerlicherweise nach wie vor am höchsten ist. Die Wahrscheinlichkeit, bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt zu werden, war im vergangenen Jahr im Kreis Kleve annähernd doppelt so hoch wie im Land NRW insgesamt.“ Signifikant ist allerdings auch der Anstieg bei der Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Leichtverletzten von 1.181 (2022) auf 1.788 (2023). Bei den Unfällen mit Schwerverletzten sank die Zahl von 395 (2022) auf 340 (2023).

Zunehmende Rüsichtslosigkeit

Verkehrssicherheit beginnt – man kann es nicht oft genug sagen – mit der Einstellung, dass es darum gehen muss, dass alle anderen heil ankommen, denn wenn alle so denken, gehören auch alle in die Schnittmenge. Wer Sicherheit lediglich über die eigene Sicherheit definiert, verliert alle anderen aus dem Blickfeld. Immer häufiger ist von zunehmender Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr zu hören – immer häufiger spürt man das Getriebensein auf den Straßen (nicht nur im Kreis Kleve). Gehetztsein nagt – so viel scheint sicher – an der Konzentration und eben die ist wichtig. Zu den Unfallursachen im oberen Prozentbereich gehört unter anderem das Abbiegen. Vielleicht besser dreimal hinschauen, auch wenn der Hintermann wild gestikuliert und meint, sich nur noch mit Hupkommunikation helfen zu können. Im Straßenverkehr geht es täglich um Leben und Tod.

Wer sich die Details der Statistik ansehen möchte, kann das im Internet unter kleve.polizei.nrw/artikel/polizeiliche-verkehrsunfallstatistiken tun.

 

Mit freundlichen Grüßen

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