Bei der Ausstellungseröffnung am Sonntag zog „Herzogin Maria“, dargestellt von der niederländischen Gruppe Het Woud der Verwachting, in die Räume von Haus Ingenray ein. NN-Foto: Theo Leie

GELDERLAND. Mit der Ausstellung „Maria von Geldern“ haben der Historische Verein für Geldern und Umgegend und die Emilie und Hans Stratmans-Stiftung am Sonntag das Jahresprogramm 2024 auf Haus Ingenray in Pont eröffnet. In Kooperation mit der niederländischen Gruppe Het Woud der Verwachting zeigt die Wanderausstellung das Leben und Wirken der Herzogin von Geldern und Jülich.

Maria von Geldern (1380 bis nach 1428) gehört zu den gesellschaftlich hochrangig gestellten Frauen der Geschichte, deren Wirken an der Seite eines Mannes nur wenig Popularität erlangte. 1405 ehelichte sie Rainald IV., Herzog von Geldern und Jülich. Maria ist die Nichte des französischen Königs Karl VI. Sie verkehrt bis zu ihrer Eheschließung in höchsten Adels-Kreisen der Pariser Gesellschaft und bringt französisches Flair ins Gelderland. Ihr Wirken an der Seite eines Mannes erlangte nur wenig Popularität. Die kunstfertigen Miniaturen in ihrem Stundenbuch, ihre politische Mittlerrolle im Nachfolgekonflikt mit den Städten und der Ritterschaft des Herzogtums um 1418, sowie auch die von ihr unterstützte Gründung eines Hospitals mit Gasthaus und Kapelle in Geldern im Jahr 1415, der „Grundstein“ der heutigen Heilig-Geist-Kirche, sind jedoch von den Chronisten der Nachwelt überliefert worden. Die Ausstellung im Haus Ingenray zeigt Porträts und Illustrationen, auch aus dem Stundenbuch der Maria von Geldern, (Original-)Urkunden und zeitgenössische Münzen aus der Sammlung der Emilie und Hans Stratmans-Stiftung. Auch das Stadtarchiv Geldern bereichert die Ausstellung mit verschiedenen Leihgaben, unter anderem Original-Urkunden von Maria von Geldern und ihrem Ehemann sowie ihr Original-Testament, das fast 600 Jahre alt ist. Zudem sind auch eine detailgetreue Rekonstruktion des blauen Oberkleides (genannt Houppelande) der Herzogin sowie modische Accessoires der Zeit Bestandteile der Ausstellung, die bis zum 24. März donnerstags und freitags jeweils von 11 bis 16 Uhr, sowie am Sonntag, 24. März, von 11 bis 16 Uhr, geöffnet ist.

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Neuer Programmflyer

Ausstellungen und Vorträge zur Geschichte, Führungen und Konzerte bietet der Historische Verein für Geldern und Umgegend 2024 auf Haus Ingenray, seiner Forschungs- und Begegnungsstätte in Pont, an. Alle Angebote sind jetzt erstmals in einem Flyer zusammengefasst, der an alle Mitglieder verschickt wurde und an öffentlichen Stellen ausliegt. „Mit der Eröffnung im September 2022 haben wir begonnen, das Haus Ingenray für Veranstaltungen zu nutzen“, erklärt Gerd Halmanns, Vorsitzender des Historischen Vereins. „Je nach Möglichkeit haben wir bislang Veranstaltungen eher kurzfristig organisiert, da wir bis Ende 2023 noch sehr mit dem Umbau des Hauses beschäftigt waren.“ Unter anderem wurde im vergangenen Jahr die ehemalige Scheune komplett umgebaut. Im Erdgeschoss ist ein großer Veranstaltungssaal mit Toiletten und Küchenbereich entstanden, im Obergeschoss eine Hausmeister-Wohnung. Zudem wurde die Beleuchtung komplettiert und die Parkflächen erweitert. „Jetzt sind wir soweit, mit Vorlauf ein Jahresprogramm planen zu können“, freut sich Halmanns. Ende 2023 hatte sich dazu eine Programmgruppe formiert, die das Jahresprogramm für Haus Ingenray künftig organisiert und koordiniert. Zu den neun Mitgliedern zählt auch Dr. Matthias Schrör, Direktor der Emilie und Hans Stratmans-Stiftung, der sich insbesondere für die historischen Ausstellungen und Vorträge zur Geschichte verantwortlich zeichnet.

Glasmaler Karl Olie

So widmet sich eine weitere Ausstellung im Haus Ingenray vom 14. April bis 2. Juni dem Leben und Werk des Nieukerker Kunst- und Glasmalers Karl Olie (1915 bis 1987). Gezeigt werden Entwürfe für kirchliche und profane Glasmalerei, Ölgemälde und handgemalte Postkarten. „Zudem werden wir den Brennofen von 1935 ausstellen, den mein Onkel von seinem Onkel geschenkt bekommen hat, um seine ersten Stücke umsetzen zu können“, kündigt Gottfried Olie, Neffe des Künstlers und Mitglied der Programmgruppe, an. Ein Bleizug aus dem 17. Jahrhundert und die Form, mit der Rohprodukte gegossen wurden, sind neben Arbeitsvideos des Künstlers weitere Bestandteile der Ausstellung. „Glasmalerei ist Handwerk und Kunst, wobei sie als Kunstform immer seltener existiert“, erklärt Dr. Schrör. „Bekannte Motive von Karl Olie sind bis heute in vielen Privathäusern am Niederrhein zu finden, zudem hat er zahlreiche Kirchenfenster gefertigt, unter anderem für die Kirchen in Schaephuysen, Nieukerk und Wankum, sowie für verschiedene öffentliche Gebäude.“ Auch als bildender Künstler hat sich der Nieukerker einen Namen gemacht, so hat er unter anderem seine Kriegserlebnisse in der Malerei verarbeitet. Karl Olies bedeutender Nachlass ist vor einigen Jahren an die Emilie und Hans Stratmans-Stiftung übergeben worden.

Die Niers

Der wechselhaften Geschichte der Niers widmet sich eine Ausstellung der Stratmans-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Kulturraum Niederrhein und der Niersstiftung, vom 22. September bis 13. Dezember. Dokumente, Lithografien, Fotos, Videomaterial sowie Objekte zur Geschichte und der Nutzung des Flüsschens werden gezeigt. Begleitend zur Ausstellung präsentiert Knut Lipke am 13. November einen Vortrag zum Thema „Die Niers und ihr Verlauf“.

Stellten das Programm 2024 vor: Dr. Matthias Schrör, Gottfried Olie, Johanna Klümpen-Hegmans und Gerd Halmanns (v.l.). NN-Foto: ak

Ein Seminar zur Geschichte des Herzogtums mit dem Titel „Gelre – Geldern – Gelderland“ bietet Gerd Halmanns am 22. März um 19 Uhr auf Haus Ingenray an. Dr. Ralph Trost referiert am 6. Mai zum Thema „Die Mächte der Finsternis“, Dr. Beate Sturm widmet sich am 9. September dem Thema „Kinderverschickung nach dem II. Weltkrieg“. Dr. Ingrid Ehlers-Kisseler hält am 30. September einen Vortrag zur Geschichte der Prämonstratenserinnen am Niederrhein und Privatdozent Dr. Sebastian Hansen referiert am 7. Oktober über „Revolutionäre Neuordnungen. Der Niederrhein unter französischer Herrschaft (1794 bis 1814).
Musik für Geige und Gitarre erklingt am 15. März, 18 Uhr, im Haus Ingenray. Lea Brücker und Gabor Landanyi präsentieren bekannte Melodien, neu interpretierte Klassiker und Musik zum Thema Klimawandel. Die Coverband „Sex in the Fridge“ gibt am 25. Mai ein Open-Air-Konzert auf Haus Ingenray; ein Weihnachtskonzert mit der Folkgruppe „Morris Open“ steht am 29. November auf dem Programm.
Der beliebte Lichtermarkt findet vom 8. bis 10. November im und rund um Haus Ingenray statt. Weitere Veranstaltungen für 2024 sind bei der Programmgruppe in Planung. Alle Informationen sind online zu finden unter www.hv-geldern.de.

Führung: Einen Blick hinter die Kulissen von Haus Ingenray können Interessierte am Freitag, 8. März, von 14 bis 17 Uhr werfen. Dr. Matthias Schrör wird durch den spätmittelalterlichen Rittersitz führen und Spannendes zur Geschichte und Gegenwart des Hauses erzählen. Bei einem Besuch im Archivtrakt stellt er besondere Sammlungsstücke vor. Bei einem abschließenden Gespräch bei Kaffee und Kuchen steht er für Fragen zur Verfügung. Die Gebühr beträgt 20 Euro (inklusive Kaffeetafel). Eine Anmeldung ist erforderlich unter Telefon 02831/2690 oder E-Mail: schroer@haus-ingenray.de.

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