Goch hilft
Kalkars Bürgermeisterin Dr. Britta Schulz, Gochs stellvertretende Bürgermeisterin Anne Peters, Jörg Heinrich und Sascha Ruelfs (Goch Hilft) sowie Christian Görtzen, Paul Jamin und Stephan Weber (KKG; v.l.) beim Pressegespräch zur Verleihung des Goldenen Ochsenordens. Foto: Stadt Kalkar

KALKAR. „Goch hilft“! Kaum ein Name passt besser zur Initiative als diese beiden zusammengehörenden Worte. Der Verein hilft allen Menschen, die in Not geraten sind – sei es mit Kleidung, Möbeln oder anderen Dingen oder auf humanitäre Weise. „Wir sind Gocher mit Herz für Gocher in Not“, heißt es auf der Homepage. Und wer mit Sascha Ruelfs spricht, merkt sofort, dass das nicht einfach leere Worthülsen sind. Insgesamt 22 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich Woche und Woche bei „Goch hilft“, damit Bedürftigen und geflüchteten Menschen in Goch und Umgebung geholfen werden kann. Das hat auch die Kalkarer Karnevalsgesellschaft (KKG) beeindruckt, welche die Initiative in diesem Jahr mit dem Goldenen Ochsenorden auszeichnet.

Sascha Ruelfs kannte die Auszeichnung bis vor wenigen Wochen noch nicht. „Aber dann habe ich mir mal die Liste angeschaut, wer ihn schon alles erhalten hat. Da standen sehr viele bekannte Namen und Organisationen. Da musste ich dann doch erstmal schlucken, dass wir nun auch dazu gehören“, erinnert sich Ruelfs. Mit Josef Knops erhielt 2007 zuletzt ein Gocher den Goldenen Ochsenorden. Und zu ihm hat Ruelfs eine besondere Verbindung: „Wir können uns gut und trinken öfter mal einen Kaffee zusammen.“ Mit Else Osterbeck kam 1967 sogar die erste Ordensträgerin aus Goch. „Goch hilft“ ist nun die fünfte Organisation aus der Steintorstadt, die den Goldenen Ochsenorden erhalten hat.
Den Senat der KKG haben dabei vor allem die drei Säulen, auf denen „Goch hilft“ aufgebaut ist, überzeugt. Das ist erstens die Fundgrube, bei der sich Bedürftige an der Weezerstraße 46 mit Kleidung, Porzellan und anderen Dingen sehr günstig ausstatten können, zweitens das „Café am Steintor“ an der Steinstraße 24, das jeden Donnerstag von 10 bis 13 Uhr geöffnet ist und in dem eine kostenlose Rechts-, Schuldner- und Sozialberatung stattfindet, sowie drittens die humanitäre Hilfe, bei der das Team auch in Katastrophengebiete fährt, um den Menschen vor Ort direkt helfen zu können.

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„Dass das alles zu hundert Prozent von Ehrenamtlichen angeboten, ist in einem außergewöhnlichen Maß zu beeindruckend“, sagt KKG-Senatspräsident Stephan Weber. Auch Kalkars Bürgermeisterin Britta Schulz fand es bemerkenswert, was die Gocher auf die Beine gestellt haben: „Von humanitärer Hilfe hört man ja immer wieder. Für Menschen wie mich bedeutet das aber oft nur, dass man spendet. Geld ist sicherlich auch wichtig, aber dass da Menschen sind, die genau wissen, was gebraucht wird und schnell helfen können, ist sehr beeindruckend. Aber das braucht auch – wie bei ,Goch hilft‘ – eine gute Führung.“

Seit 2015 ist Sascha Ruelfs der erste Vorsitzende, der alles koordiniert und zusammenhält. Auf Initiative von vier Gocherinnen hatte sich die Organisation im selben Jahr gefunden und gegründet. „Anfangs hatten wir bei uns zuhause auf 27 Quadratmetern eine Sammelstelle. Mittlerweile sind wir bei über 1000 Quadratmetern“, sagt Ruelfs. In der Fundgrube an der Weezerstraße 46 in Goch finden Bedürftige alles Mögliche, um sich komplett neu auszustatten. „Besonders beliebt ist natürlich Kleidung. Kinder wachsen schließlich schnell aus Anziehsachen heraus“, sagt Ruelfs. Für vier Euro dürfen sich Bedürftige so viele Klamotten aussuchen, wie sie möchten. Auch Spielzeug und Porzellan können gegen sehr geringe Beträge erstanden werden. Bei Möbeln versucht Ruelfs immer zu vermitteln, sodass diese von den Bedürftigen vor Ort direkt abgeholt werden können.

Über 1000 Familien kommen regelmäßig zu „Goch hilft“. Diese stammen aus dem gesamten Kreis Kleve und darüber hinaus. Ähnliche Angebote, bei denen Bedürftige sich so günstig wie möglich ausstatten können, gibt es schließlich immer weniger. „Viele andere haben mittlerweile geschlossen, dabei werden die Bedürftigen immer mehr“, sagt Ruelfs. Für den 51-Jährigen sei das aber der Ansporn immer weiterzumachen. „Ich möchte einfach helfen. Wenn ein Kind in den Laden kommt, einen Teddy in den Händen hält und vor Freude eine Träne über das Gesicht läuft, ist das sehr bewegend. Das ist aber mein Antrieb“, sagt der Gocher, der allerdings versucht, die Schicksale – so bewegend sie auch sein mögen – möglichst nicht zu sehr an sich heranzulassen: „Wenn ich die Tür bei ,Goch hilft‘ geschlossen habe, bleibt das alles dort.“

Der Goldene Ochsenorden wird am kommenden Sonntag, 28. Januar, im Ratssaal des historischen Rathauses in Kalkar vor geladenen Gästen verliehen. Ab 12 Uhr geht es im Pädagogischen Zentrum (PZ) mit dem öffentlichen Prinzentreffen sowie einem karnevalistischen Programm weiter. Hierzu ist jeder eingeladen.

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