Myra (2.v.l.) und ihre Arbeitskollegen in Epcot. Foto: MA/privat

NIEDERRHEIN. Wenn nicht jetzt, wann dann? „Just for fun“ hat sich Myra Armbrüster-Seybert für das Disney Cultural Representative Program beworben – und kann ihr Glück kaum fassen. Seit zweieinhalb Monaten lebt die 25-Jährige aus Geldern auf dem Campus in Winter Garden und arbeitet im „Epcot“, einem von vier Freizeitparks in Walt Disney World in Orlando (Florida). Da gibt es ohnehin jeden Tag ein großes Feuerwerk. Trotz oder gerade auch deswegen wird dieses Silvester für die junge Studentin sicher immer in Erinnerung bleiben.

„Epcot steht für Experimental Prototype Community Of Tomorrow“, erklärt Myra, die ein Q1-Visum für Teilnehmer an kulturellen Austauschprogrammen hat und ein Jahr lang in den USA bleiben wird. Der Name ist von Walt Disneys Idee abgeleitet, eine eigene, teils selbstversorgende Stadt in Florida zu bauen. Das ist nie passiert, aber den Freizeitpark gibt es – und er ist von der Fläche her mehr als doppelt so groß wie das wohl weit bekanntere Magic Kingdom. Myra arbeitet im Bereich World Showcase, in dem sich verschiedene Länder um einen See herum repräsentieren. Der deutsche Biergarten darf da natürlich nicht fehlen. Myra arbeitet im Service, begrüßt die Gäste, nimmt Bestellungen auf und versorgt die Besucher mit typisch deutschen Snacks und Gerichten von der Brezel bis zum Schnitzel. „Die längste Schlange gibt‘s an unserem Popcorn-Stand“, sagt sie. Das wird nämlich mit Hilfe von zuckersüßen Karamell-Bonbons hergestellt und schmeckt so ganz anders als die salzige Version, die in Amerika üblich ist. „Bei uns gibt es auch Live-Musik mit deutschen Schlagern und natürlich deutsches Bier, Wein und Kräuterschnaps“, erzählt Myra. Wenn sie arbeitet, trägt sie auch ein Kostüm, in ihrem Fall ist das ein Dirndl. Ihre Arbeitskollegen im Service und im Shop (hier gibt es typisch deutsche Mitbringsel) sind alle aus Deutschland. „Das ist Teil des Konzepts“, weiß Myra.

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Offen und sympathisch

Eine Voraussetzung für die Bewerber: Sie müssen kommunikationsfreudig sein. „Es wird in jedem Fall erwartet, dass man sich nett mit den Gästen unterhält und offen auf sie zugeht“, sagt Myra. Was sie etwas überrascht hat: „Viele Leute hier können Deutsch sprechen, auch viele Jüngere, die das in der Schule lernen. Aber in erster Linie ehemalige Soldaten, die in Deutschland stationiert waren und Menschen mit deutscher Verwandtschaft oder deutschen Wurzeln.“ Was ihr besonders gut gefällt: „Die Leute sind unglaublich nett und man kommt schnell ins Gespräch. Das mag oberflächlicher Smalltalk sein – trotzdem gefällt mir diese höfliche Form des Umgangs.“

Erfahrungen zahlen sich aus

Für Myra, die in Düsseldorf für den Bachelor-Studiengang Transkulturalität eingeschrieben ist und ohnehin ein Auslandssemester gebraucht hätte, zahlen sich die in den USA gesammelten Erfahrungen in jedem Fall aus. „Ein halbes Jahr wird mir angerechnet und das andere halbe Jahr bin ich beurlaubt“, sagt sie. Sie weiß: „Ansonsten ist es sehr schwer, und/oder sehr teuer, ein amerikanisches College zu besuchen.“
Jetzt lebt sie auf dem Campus in einer Vierer-WG mit einer Puertoricanerin, einer jungen Frau aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania und einer Kanadierin. Weihnachten hat sie mit Freunden gefeiert, die auch das erste Mal fern der Heimat die Festtage verbracht haben. Jetzt freut sich die 25-Jährige auf Silvester. „Ich muss zwar arbeiten, aber das macht bestimmt Spaß“, genießt sie ihre Zeit und möchte keine Minute missen. Ans Dirndl hat sie sich gewöhnt und „das neue Feuerwerk ist toll“, läuft‘s für Myra rund.

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