Pfarrer Joachim Wolff, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, Marcel Nauta, Straßensozialabeiter, Petra van Bergen, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, und Patrick Simon, Leiter Ordnungsamt der Stadt Kevelaer (v.l.) sind von der Notwendigkeit der Straßensozialarbeit in Kevelaer überzeugt. Foto: Wallfahrtsstadt Kevelaer

KEVELAER. Marcel Nauta wird bei Wind und Wetter unterwegs sein und dafür seine Komfortzone eines beheizten, wettergeschützten Arbeitsplatzes verlassen müssen. Seit dem 1. Dezember ist der 39Jährige mit halber Stelle für die Straßensozialarbeit in Kevelaer tätig. Ebenfalls mit einer halben Stelle arbeitet er weiterhin im Ambulant Betreuten Wohnen der Diakonie im Kirchenkreis Kleve.
Die Stellenausschreibung habe ihn im Urlaub erreicht, berichtet Marcel Nauta. „Sie hat mich nicht interessiert, denn ich war ja nicht auf Stellensuche.“ Doch beim zweiten, genaueren Hinsehen erweckte die Vielfalt der Aufgabe im Rahmen der „aufsuchenden Sozialarbeit“ sein Interesse. Er bewarb sich und wurde eingestellt. „Die Schaffung der Stelle für einen Straßensozialarbeiter war eine Vorgabe der Politik“, berichtet Patrick Simon, Leiter des Ordnungsamts der Stadt Kevelaer. Seine Stelle ist dem Ordnungsamt Kevelaer angegliedert. Der Kooperationsvertrag zwischen Stadt und Diakonie geht bis 31. Dezember 2025. Möglicherweise wird er verlängert. Die Diakonie wird im Kevelaerer Stadtrat über das Projekt berichten.
Als Straßensozialarbeit kommt Marcel Nauta mit Menschen in Kontakt, „die nicht um Hilfe bitten können.“ Er trifft sie dort, wo sie sich aufhalten oder zu Hause sind. In der Fachliteratur wird daher von einer „Gehstruktur“ im Gegensatz zu einer „Kommstruktur“ gesprochen. Die aufgesuchten Menschen auf Hilfsmöglichkeiten hinzuweisen, wird zu Nautas Aufgaben gehören. Doch zuerst muss er überhaupt einen Kontakt zu ihnen aufbauen. Pfarrer Joachim Wolff, Geschäftsführer der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung von „vertrauensbildenden Maßnahmen.“ Wolff freut sich, „dass die Stadt Kevelaer erkannt hat, dass es Menschen gibt, die durch das Raster fallen können.“ Wolff weist darauf hin, dass könne jedem passieren, Egal, aus welcher sozialen Schicht er stammt.
Die neu geschaffene Stelle habe experimentellen Charakter. „Das ist einfach großartig“, so Wolff. „Wir müssen den Beweis antreten, dass wir die beschriebene Gruppe von Menschen erreichen können.“ Marcel Nauta weiß, dass er zu Anfang „viel Netzwerkarbeit“ leisten muss, um sich mit den Menschen bekannt zu machen. „Ich werde über mein Dienst-Handy erreichbar sein, Info-Flyer verteilen und Sprechzeiten im Beratungsladen „Neuland“ auf der Hauptstraße als Angebot der „Kommstruktur“ anzubieten. Das „Neuland“ in Kevelaer ist ein Kooperationsprojekt der Diakonie im Kirchenkreis Kleve, der Evangelische Kirchengemeinde Kevelaer und der Tuwas-Genossenschaft Moers.

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