REES/EMMERICH. Gemeinsam erreicht man mehr: Diesem Gedanken folgen offenbar auch die Gesamtschule Emmerich und der Wahrsmannshof in Rees. Nachdem es in den vergangenen Jahren bereits einige gemeinsame Veranstaltungen gegeben hat, verstetigt man diese Zusammenarbeit nun in Form einer Kooperationsvereinbarung.  

Erstmalig den Kontakt gesucht hatte die Gesamtschule wegen ihrer Teilnahme am Projekt „Schule der Zukunft“. Das liegt bereits zwei Jahre zurück und seither haben die Schüler aus den unterschiedlichsten Stufen schon einiges am Wahrsmannshof erlebt: darunter ein Trip mit dem Forschungsboot „Wilde Gans“, ein Besuch in der Papierwerkstatt und in den vergangenen Tagen die Arbeit in der Mikroplastikwerkstatt. Ulrich Werneke, Geschäftsführer des Wahrsmannshofs, und Kristin Pohl, didaktische Leitung an der Gesamtschule, haben diesen Anlass genutzt, um die für beide Seiten vorteilhafte Vereinbarung zu unterzeichnen.

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„Nun werden uns auf jeden Fall auch im nächsten Jahr wieder Klassen besuchen. So erreichen wir mit den Nachhaltigkeitsthemen auf lange Sicht Generationen von Schülerinnen und Schülern“, erläutert Werneke. Bindeglied dieser Partnerschaft ist das Projekt „Bildungspartner NRW“, das Schulen mit außerschulischen Bildungsanbietern zusammenbringt. Dabei liege der Blick aber häufig auf dem Umstand, dass außerschulische Lernorte oft nicht so gut finanziert seien, erklärt Tuve von Bremen vom Wahrsmannshof. Die Kooperationen würden somit für mehr Sicherheit sorgen, wobei die finanziellen Vereinbarungen grundsätzlich untereinander auszumachen seien. Aber beim Wahrsmannshof sieht die Sache anders aus. „Wir haben das große Glück, dass wir vom Land gefördert werden und unsere Veranstaltungen kostenfrei anbieten können.“

Verankerung mi Lehrplan

Auch wenn das vereinzelt bereits der Fall ist, möchte man in der Gesamtschule die neuen Möglichkeiten durch den Kooperationsvertrag verstärkt in den Lehrplänen verankern, sagt Kristin Pohl. Wenn zum Beispiel in der Oberstufe das Thema Ökologie an der Reihe sei, solle zukünftig immer eine Gewässeruntersuchung mit dem Boot des Wahrsmannshofs auf dem Lehrplan stehen. „Ein bisschen stolpern wir nur über die Finanzierung“, räumt sie ein. „Die Busfahrt hierher muss ja auch bezahlt werden.“

Dass die Zusammenarbeit nun verstärkt fortgesetzt wird, ist gewiss. Unklar ist allerdings noch, wie genau. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir sehr gut ausgebucht sind. Es ist immer auch eine Terminfrage“, sagt von Bremen. Die jeweiligen Themen klären beide Partner untereinander ab. Die Veranstaltungen werden sich jedoch alle um die „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) drehen. „Es geht dabei in erster Linie um die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele in allen Variationen“, sagt von Bremen.

Alles rund ums Mikroplastik

Wahrsmannhof
Die Schüler der Gesamtschule konnten in der Mikroplastikwerkstatt sieben Stationen besuchen. So ergab sich ein spannendes Gesamtbild zum Thema.

Diese waren auch elementarer Bestandteil der Mikroplastikwerkstatt, die im Rahmen der vergangenen Projekttage zur BNE stattfand. Nach einer kleinen Einführung in die allgemeine Müllproblematik ging es für die Schüler in der Werkstatt zu den sieben Stationen, wo sie selbstständig anhand von (Video)Anleitungen verschiedene Themen erarbeiten konnten. So fanden sie zum Beispiel heraus, in welchen Produkten Mikroplastik enthalten ist und dass Autoreifen die Hauptquelle sind.  Darüber hinaus lernten die Schüler, wie das Mikroplastik vom Badezimmer über die Kanalisation und die Kläranlage bis ins Meer gelangt und wie es über die Nahrungskette seinen Weg in den menschlichen Körper findet. „An einer anderen Station ging es um das Thema Kunststoffasern in der Kleidung. Jede Wäsche setzt nämlich viele Mikrofasern frei“, erläutert von Bremen. Nach kurzer Wäsche an einer Hand-Waschmaschine konnten die Schüler über Binokulare eigenhändig die Rückstände untersuchen.

Dieser praktische, nahbare und somit greifbare Ansatz kam bei den jungen Gästen gut an. „Sie waren sehr konzentriert und interessiert“, erzählt Kristin Pohl. Das konnte Tuve von Bremen auch während der Abschlussbesprechung erkennen. „Wir haben dann versucht, Alternativen aufzuzeigen.“ Zum Beispiel mit einem speziellen Waschbeutel, der die Mikrofasern frühzeitig auffängt. „Ebenso kam die Idee auf, weniger Auto zu fahren und mehr zu Fuß zu gehen, wenn es möglich ist.“ Dass Fahrradfahren im Vergleich weniger Mikroplastik verursacht, kam den Schülern ebenfalls in den Sinn. „Sie waren schon ziemlich kreativ“, lobt von Bremen.

Seiner Erfahrung nach macht sich diese Art der Umweltbildung durchaus bezahlt. Wie nachhaltig sie ist und wie viel von den Erlebnissen und vom Wissen hängen bleibe, zeige sich immer wieder einmal, wenn frühere Grundschulkinder ein paar Jahre später zum Wahrsmannshof zurückkehrten.

Projekttage an der Gesamtschule Emmerich

Auch die übrigen Schüler dürften noch viel auf den BNE-Projekttagen der Gesamtschule Emmerich gelernt haben. Während die 5. und 6. Klassen sich im Klassenverband auf Themen wie den Umgang mit Müll, Mikroplastik und Tieren konzentriert haben, beschäftigten sich die 7. Klassen mit dem Thema Gesundheit. Das Angebot der 9. und 10. Klassen war hingegen eher interessengeleitet, sagt Pohl. „Hier konnten die Schüler aus 17 Projekten zu verschiedensten Themen wählen.“ Verbunden wurde das auch mit außerschulischen Lernorten, etwa dem Klärwerk beim Trinkwasserprojekt. Der Vorteil einer solchen dreitägigen Projektreihe liegt für Pohl auf der Hand: „So haben die Schüler Zeit, sich mit einem Thema auch einmal intensiv zu beschäftigen.“

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