Klimaaktivisten sabotieren Radrennen? Dafür gibt es keine Belege

Beim Radrennen La Vuelta in Spanien wollten laut Polizei mehrere Personen Öl auf die Fahrspur gießen. In Sozialen Netzwerken wird die geplante Tat mit Klimaaktivismus in Verbindung gebracht. Darauf gibt es aber keine Hinweise.

Es gebe Aktivisten, aber das seien definitiv Terroristen, schreibt ein Nutzer von X, ehemals Twitter, unter einen Beitrag vom 30. August 2023. Der Grund für seine Aufregung: Ein anderer Nutzer berichtet, dass vier Personen versucht hätten, die dritte Etappe des spanischen Radrennens La Vuelta mit Öl auf der Fahrbahn zu sabotieren. Schlusssatz seines Beitrags: „Klimaaktivisten sind gemeingefährlich.“

In den Beiträgen in Sozialen Netzwerken wird ein zweiminütiges Video geteilt. Es zeigt, wie Polizeibeamte in einem Wald oberhalb einer Brücke auf Ölfässer stoßen und endet damit, dass vier Personen abgeführt werden. Das Video stammt von der spanischen Nationalpolizei, die es auch auf X veröffentlichte. Auch deutschsprachige Medien berichteten über den Vorfall.

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In einer Pressemeldung vom 29. August schrieb die Polizei, sie habe am Tag zuvor vier Personen beim Versuch „überrascht“, das Radrennen La Vuelta auf dem Weg durch die Region Solsonès in der Provinz Lleida zu sabotieren. Sie hätten zwei 200-Liter-Fässer und eine Aktivierungseinrichtung per Zeitschaltuhr platziert, in den Fässern sei vermutlich Motoröl gewesen.

Von Klimaaktivistinnen und -aktivisten schrieb die Polizei nichts. Die spanische Nationalpolizei antwortete bislang nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck, ob es Hinweise auf eine solche Verbindung gebe.

Medien schreiben von Verbindungen zu katalanischen Unabhängigkeitsbefürwortern

Mehrere spanische Medien berichteten, dass die geplante Tat einer Unabhängigkeitsbewegung zugeschrieben werde, sie nennen explizit die Gruppe CDR. Diese „Komitees zur Verteidigung der Republik“ treten für die Unabhängigkeit Kataloniens ein und blockierten schon in der Vergangenheit Straßen.

Die dritte Etappe der La Vuelta führte von Suria, in der Provinz Barcelona, nach Arinsal in Andorra. Die Strecke verlief also durch die autonome Region Katalonien, in der sich eine Bewegung die Unabhängigkeit von Spanien wünscht. Laut einem Bericht des ZDF nannten Unabhängigkeitsbefürworter die Durchfahrt des Radrennens durch die Region „kolonialistisch“.

CDR antwortete nicht auf eine Anfrage von CORRECTIV.Faktencheck zu dem Vorfall, doch die Organisation schrieb auf X darüber. Sie bekennt sich darin nicht zum Sabotageplan, sondern schreibt über „Anschuldigungen gegen unsere Kollegen“ und von der „Konstruktion“ einer „belastenden Geschichte“. Hinweise, dass Klimaaktivistinnen und -aktivisten oder konkret die Letzte Generation in die Sache involviert waren, gibt es keine.

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