KLEVE. Der Name verrät es eigentlich schon: Mit dem Aktionstag „Mach Kleve bunt – eine Gesellschaft für alle!!“ wollen die teilnehmenden Organisationen unter Federführung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands in Kleve (PWV) am Samstag, 26. August, von 11 bis 16 Uhr Menschen mit und ohne Behinderung niederschwellig in Kontakt bringen. So sollen die vielen verschiedenen Barrieren und Berührungsängste bewusst gemacht und abgebaut werden. Es ist der mittlerweile 12. Aktionstag und der erste nach drei Jahren Coronapause.
Vor 17 Jahren hat das Thema Inklusion einen besonderen Meilenstein erreicht: 2006 wurde die UN-Behindertenrechtskonvention verabschiedet und drei Jahre später auch in Deutschland rechtskräftig bestätigt. „Das heißt, die Gesellschaft muss sich auf die Bedürfnisse aller Menschen einstellen, sodass alle gleichberechtigt teilhaben können“, sagt der Geschäftsführer des PWV, Andreas Fateh. In diesem Kontext entstand 2006 auch der Aktionstag „Mach Kleve bunt“, um die Inklusion weiter in der Schwanenstadt voranzutreiben. Die Praxis zeigt jedoch: Es ist noch viel Luft nach oben. „Wir stellen immer noch fest, dass zwar viel darüber gesprochen wird, aber immer noch viel im Argen liegt“, sagt Fateh. Umso wichtiger sei es weiterhin, den Menschen den Geist der Inklusion und auch Lösungsvorschläge für Probleme zu vermitteln.
Gar keine so leichte Aufgabe, wenn man sich bewusst macht, in wie vielen Gestalten Barrieren daherkommen. Sei es im Zuge erkennbarer körperlicher Einschränkungen oder oft unsichtbarer Handicaps, etwa durch geistige Behinderungen oder auch psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Psychosen. „Da löst ein irritierendes Verhalten manchmal unbegründet Ängste aus“, erläutert Jutta Dreher von der Lebenshilfe – Leben und Wohnen. Bedenken muss man auch: „Jeden kann jederzeit alles treffen.“ Für diese Dinge brauche es ein Bewusstsein.
Um die gesetzten Ziele zu verwirklichen, haben sich die teilnehmenden Organisationen viel für den Aktionstag überlegt. Positiver Nebeneffekt: Die Organisationen können sich gleich den Menschen vorstellen und sich untereinander weiter vernetzen.

Programm für Groß und Klein

Sonja Lemm von der Stabstelle Integration und Inklusion der Stadt Kleve arbeitet mit einer Kollegin zum Beispiel das Thema „Wheelmap“ auf, die barrierefreie Orte auch im Klever Stadtgebiet zeigt. „Wir hoffen, dass so noch viele neue Markierungen dazukommen.“ Michael Lagarde von der gleichnamigen Fahrschule möchte seinerseits nicht nur auf die Probleme bei Behindertenparkplätzen aufmerksam machen, sondern bringt gleich ein multipel umbaubares Fahrzeug zu Simulationszwecken sowie Fragebögen für ein Theorietraining mit. Zusammen mit dem TÜV und dem PWV berät er auch zum Thema Förderungen.
Natürlich versprechen auch die weiteren Programmpunkte ein spannendes Zusammenkommen für Groß und Klein: An den verschiedenen Ständen auf dem Programm stehen unter anderem Mitmach-Aktionen, Walking-Acts, ein Mobilitätstraining, Fotoausstellungen, Blutzuckermessungen, Kinderschminken, ein Glücksrad, Infos über leichte und einfache Sprache, ein Kreativangebot Tengram, „Happy Painting“, ein Quiz, Kickerspiele und ein Bewegungsparcour.

Mehrere Stunden Bühnenprogramm

Nach der Eröffnung um 11 Uhr und den Grußworten des Bürgermeisters um 11.15 Uhr gibt es auch auf der Bühne noch einiges zu erleben. Dazu gehören eine Tanzgruppe vom Verein BetreuWo (11.30 Uhr), eine Trommelgruppe vom SOS-Kinderdorf Niederrhein (12 Uhr), eine Theatervorstellung vom Verein Theater im Fluss (12.15 Uhr), ein Auftritt von Sänger Daniel Schuster, ein Trommelworkshop mit Klaus van Boekel (13 Uhr), ein Auftritt vom Judoverein (14 Uhr, Lebenshilfe), Theater und Sketche von der Lebenshilfe (14.30 Uhr), eine Tanzaufführung von der Lebenshilfe (15 Uhr) und ein Poetry Slam und Talk vom together Kleve (15.15 Uhr). Alle Angebote sind kostenlos und finden statt in der Unterstadt Kleve an der Herzogbrücke und Herzogstraße.
Abschließend betont Andreas Fateh: „Es geht hier nicht ausschließlich um Menschen mit Behinderungen. Das Thema Inklusion ist viel breiter gefasst. Es geht um alle Menschen, die in irgendeiner Form Schwierigkeiten haben, gleichberechtigt an der Gesellschaft teilzuhaben.“
Die Netzwerkpartner
Mit eigenen Ständen vertreten sind: Betreutes Wohnen für Menschen mit Körper- und Mehrfachbehinderung (BetreuWo); Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB); Fahrschule Lagarde; Kontakt- und Koordinierungsstelle Kleve (KoKoBe); Lebenshilfe – Leben und Wohnen; LVR HPH-Netz Niederrhein – Heilpädagogische Hilfen; Papillon – Verein für sozialtherapeutische Angebote und Beratung; Selbsthilfe-Büro Kreis Kleve; SOS – Kinderdorf Niederrhein; Stadt Kleve und das Netzwerk Einfache Sprache in Kleve; Theater im Fluss; Together, SVLS.
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