Helga und die Haremsdamen

Helga ist Jahrgang 2012. Bei ihrem Vornamen würde man anderes vermuten. Helga – ein Name eher für die älteren Semester. Ein Name, der Enkeltrickbetrügern aussichtsreich erscheinen würde, aber das ist eine andere Geschichte …

Die Haupthenne

Helga hat derzeit viel zu tun. Als Haupthenne im Straußenharem ist sie Hauptverantwortliche fürs Brüten – und 13 Eier sind eine ziemliche Portion. Helga hat sich hochgearbeitet. Als sie – von Belgien – nach Kleve kam, war nicht einmal klar, ob sie überleben würde, denn beim Transport brach sie sich beide Flügel. Die wurden dann amputiert, „und niemand wusste, ob sie am Leben bleiben würde. Aber es gab nur zwei Möglichkeiten: Einschläferung oder Amputation“, erzählt Martin Polotzek, Chef des Klever Tiergartens und selber ausgebildeter Veterinärmediziner.

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Brüten, wachen, wenden

Helga überlebte und ist jetzt eine von den Klever Straußen-Hs. Polotzek: „Unsere Strauße haben alle Namen, die mit einem H beginnen.“ Zu nennen wären Harry, der Hahn, sowie seine Hennen Helga, Hannelore und Hermine. Wie gesagt: Angehörs der Namen würde man an einen Rentnerinnenbingoclub denken. Jetzt hat Helga es sich auf dem Gelege bequem gemacht. Die Aufgabe: Brüten, Bewachen, Wenden. Martin Polotzek: „Bei den Straußen ist es in der Regel so, dass der Hahn während der Nachtzeit brütet und die Haupthenne tagsüber.“ Harry ist, wenn man das von einem Strauß sagen darf, rabenschwarz, was perfekt zu seiner Arbeitszeit passt. Der Klever Straußenharem ist sozial eingestellt. Polotzek: „Die Damen wechseln sich tagsüber auf dem Nest ab. Das ist nicht unbedingt üblich.“ Da also sitzt Helga auf den Eiern … haltstopp: Helga schafft es nicht, alle Eier abzudecken. Der Chef spricht: „Bei den Straußen ist es so, dass die Haupthenne ihre Eier ins Zentrum des Nestes legt. Die Eier der anderen Hennen liegen weiter außen.“ Ohnehin: Noch weiß niemand im Klever Tiergarten, ob und welche der 13 Eier befruchtet sind. Rund 42 Tage dauert die Straußenbrutzeit. „In zwei Wochen wissen wir mehr“, sagt Polotzek.

Harry verteidigt

Während Helga sich ums Brüten kümmert, ist Harry für die Verteidigung zuständig. Harry scannt die Umgebung und derzeit sollten auch die Pfleger sich besser nicht ins Gehege begeben, denn zur Abwehr im Ernstfall treten Strauße zu. Und so viel ist sicher: Große Füße. Mächtig Power. Martin Polotzek erklärt: „Bei den Vögeln gilt: Je weniger Zehen, um so mehr Geschwindigkeit.“ Die Klever H-Bande ist auf zwei Zehen unterwegs. Kampfgeschwindigkeit: 70 Stundenkilometer. Nichts für geschlossene Ortschaften oder gar Spielstraßen. „Die Höchstgeschwindigkeit kann ein Strauß allerdings nur für ein paar hundert Meter durchhalten“, erklärt Polotzek. Wie alt wird ein Strauß? Polotzek: „Strauße können bis zu 30 Jahre alt werden.“ Na bitte: Mit dem Geburtstag am 24. August 2012 hat Helga also noch einiges vor sich.
Zwei Jahre haben die Klever Strauße nicht gebrütet. Jetzt sind natürlich alle mächtig gespannt. Sind Strauße eigentlich nachtragend? Eher nicht. „Sehen Sie sich den Kopf an. Die Strauße haben ziemlich große Augen. Da bleibt nicht viel Platz für das Gehirn. Ein Straußenhirn hat die Größe einer Walnuss. Die Tiere sind also seeehr vergesslich“, erklärt Polotzek. „Das machen wir uns zunutze, wenn es um das Verabreichen von Medizin geht, die ja oft bitter schmeckt. Da ziehen wir dann eine Spritze auf, die Tiere nippen dran, schütteln sich und 20 Sekunden später machen wir das gleiche noch mal. Die haben das dann schon vergessen.“ Naja – Hauptsache Helga und ihre Haremsdamen vergessen das Brüten nicht. Das wird nicht passieren. Die Eier sind zu groß, um übersehen zu werden.

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