NIEDERRHEIN. Endlich Sommerferien! Wer nicht (die ganzen sechs Wochen) in Urlaub fährt, genießt eben die freie Zeit zu Hause. Langweilig?! Von wegen! Der Niederrhein hat einiges zu bieten. Die NN haben sich umgehört und bekannte Niederrheiner gebeten, ihre persönlichen Lieblingsorte vorzustellen. Natürlich überwiegend umsonst und draußen.

Eines steht schon mal fest: Für den Klever Bruno Schmitz, Gründungsmitglied der Kölner Stunksitzung, Chef des Kulturbüros Niederrhein und Vorsitzender des Kleinkunstvereins Cinque gehören gute Freunde, ein Picknick und meist auch eine Flasche Wein dazu, wenn‘s perfekt werden soll. Sein absoluter Lieblingsort für einen tollen Tagesausflug ist die Bisonbaai im Ooijpolder in der benachbarten niederländischen Provinz Gelderland. Bis in die 1950er-Jahre wurden hier Kies und Sand gewonnen, heute ist es ein Naturreservat mit frei laufenden Galloways und Konik-Pferden. „Das Wasser und die Landschaft sind ein absoluter Traum“, schwärmt Schmitz von lauen Sommerabenden, inklusive Sonnenuntergang über Nijmegen und gemächlich vorbeiziehenden Schiffen auf der Waal.

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Nackig schwimmen

Im hinteren Bereich, an der Nordseite des Sees, kann man sich sogar seiner Klamotten entledigen „und nackig schwimmen gehen“. Und das schon seit vielen Jahren. „Ich war mal mit meinem Freund Uwe Lyko (vielen vielleicht eher bekannt als Herbert Knebel) da und der war mehr als begeistert“, erzählt Schmitz. „Uwe hatte kurz vorher zwei Wochen Urlaub in der Schweiz gemacht, meinte aber, so was Tolles hätte er noch nie gesehen.“ Weil der See nicht bewirtschaftet wird, kann und sollte man sich sein Picknick und Getränke selber mitbringen. Allerdings lohnt sich laut Schmitz auch ein Besuch des Cafés (mit kleinem Hotel) Oortjeshekken. „Die haben eine große Terrasse mit Blick auf den Deich mit der dahinter liegenden Bisonbaai und man kann da wirklich lecker essen und trinken“, empfiehlt er.

Natur pur

Das ehemaige Truppenübungsgelände zwischen Kleve und Kranenburg. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Soldaten trifft man auf dem rund 100 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsgelände entlang der Nimweger Straße zwischen Kleve und Kranenburg längst nicht mehr an. Dafür aber Bruno Schmitz, denn ihn zieht es regelmäßig in dieses Naherholungsgebiet mit heideähnlicher, hügeliger Landschaft, großen Freiflächen und kleinen Feuchtgebieten. Im Sommer packt er hier nach Feierabend auch schon mal die Gitarre aus und lässt im Kreise seiner Lieben die Seele baumeln. „Man kann den Blick ganz weit schweifen lassen und einen Gang runterschalten“, findet Schmitz, dass es durchaus auch gleich vor der Haustür lohnenswerte Ausflugsziele gibt.

Für Bruno Schmitz ist sein eigener Garten ein Lieblingsort. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Ein weiterer Lieblingsort, wenn auch nicht frei zugänglich, ist sein eigener Garten. „Ich liebe meinen alten Ginkgo-Baum“, sagt Schmitz. Im Schatten des mächtigen Baums lässt es sich im Sommer hervorragend speisen und plaudern. „Ich koche sehr gern und lade Freunde ein, mit denen ich stundenlang über die wichtigen Fragen des Lebens philosophiere“, findet Schmitz, dass sich sein Garten in Gesellschaft einfach am besten macht. Obwohl, Gesellschaft hat er auch tagsüber in Form von allem, was da so kreucht und fleucht. Vor einiger Zeit hat er neue Obstbäume gepflanzt und die Wildblumen tun ihr Übriges, um seine kleine Oase mit Leben zu füllen. „Wenn ich unter meinem Ginkgo sitze, summen die Hummeln bei mir vorbei und bedanken sich dafür“, ist Schmitz überzeugt.

Ein Plausch im Wald

Für Bruno Schmitz ist der Tiergartenwald mit seinen „Steinmännchen“ ein besonderer Ort. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Auf einen kleinen Plausch freut sich der Klever, wenn er Markus Gern und seine „Steinmännchen“ im Tiergartenwald besucht. „Das ist ein fast mystischer und für mich in jedem Fall auch ein sehr wohltuender Ort“, findet Schmitz. „Das hat irgendwie etwas Nachhaltiges, so ein Besuch streichelt die Seele.“ Der Künstler Markus Gern, der übrigens Buddhist ist und auch malt, ist fast täglich vor Ort, um an den Steinmännchen zu arbeiten. Nachdem das Kunstwerk Ende vergangenen Jahres mutwillig zerstört worden war, halfen viele Menschen beim Wiederaufbau. „Es sieht fast genauso aus wie vorher und wächst natürlich weiter“, freut sich Schmitz für Gern, den er eben auch als Gesprächspartner schätzt. „Seine Lebensgeschichte ist beeindruckend und ich freue mich immer, wenn ich ihn antreffe und mit ihm ein paar Steine sammeln kann“, sagt Schmitz.

Die Rheinterrassen

Zum Schluss hält er noch einen Lieblingsort bereit, für den man zwar eine etwas längere Anreise hat, die sich aber unbedingt auszahlt: die Rheinterrassen in Deutz mit Blick über den Rhein auf Altstadt und Dom. Köln ist seit einigen Jahrzehnten Schmitz‘ zweite Heimat. Von seinem Domizil in der Südstadt aus spaziert er gern zu Fuß zum Rhein und genießt dabei die tolle Architektur der Kranhäuser und die beeindruckenden Prachtbauten im „Prosecco-Viertel“. „Wenn man über die Deutzer Brücke geht, ist man zwar auf der „Schäl Sick“, aber die Aussicht ist großartig“, genießt Schmitz die Ruhe inmitten des Trubels. Auf den Rheinterrassen breitet er gern sein Picknickdeckchen aus, „es gibt vor Ort aber auch gute Gastronomie“, lohnt es sich laut Schmitz, nach einem Bummel durch die Domstadt noch einen Stopp am Rheinufer einzulegen.

War da jetzt schon etwas Passendes für die Sommerferien dabei? Ganz bestimmt. Nächste Woche erzählt Willi Girmes von seinen Lieblingsorten am Niederrhein.

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