SHK-Innung kritisiert Habecks Heizwende

Der Bundeswirtschaftsminister habe handwerliche Fehler in der Kommunikation begangen

KREIS KLEVE. Die Sanitär-Heizung-Klima-Innung (SHK) des Kreises Kleve spricht sich grundsätzlich klar für einen Energiewandel im Heizungssektor aus. „Wer kann schon gegen Wärmepumpen sein?“, fragt Heinz Goumans, stellvertretender Obermeister der Innung. Bei Neubauten seien Wärmepumpen die (aktuell) energiefreundliche Lösung der Zukunft. Das von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) geplante neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) sieht die SHK-Innung des Kreises Kleve allerdings dennoch kritisch.

SHK-Innung
Heinz Goumans, stellvertretender Obermeister der SHK-Innung Kreis Kleve (l.) sieht große Ängste und Verunsicherung in der Bevölkerung bezüglich der geplanten Heizwende. NN-Foto: SP

Das GEG soll zum einen vorgeben, dass ab 2024 „möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien“ betrieben werden muss, was einen Verzicht von Öl- und Gasheizungen bedeuten würde. Zum anderen soll aber auch festgehalten werden, dass bestehende Gasheizungen ab dem 1. Januar 2030 zu 50 Prozent mit „grünen Gasen“ betrieben werden müssen. Bis 2035 sollen dann schon 65 Prozent der Energie aus grünem oder blauem Wasserstoff gewonnen werden.

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„In Neubauten ist das alles kein Thema. Da setzt man heute selbstverständlich sofort eine Wärmepumpenanlage ein. Aber was ist mit den Bestandsbauten?“, fragt Goumans. Da sei eine Wärmepumpe schlichtweg nicht immer automatisch die beste Lösung. „In der Bevölkerung sorgen die Pläne deshalb für massive Angst. Die Eigentümer sind extrem verunsichert. Sie wissen nicht mehr, worauf sie sich einstellen müssen“, sagt Goumans. Er selbst sei aus vielerlei Gesichtspunkten ein Befürworter der Energiewende. „Dabei geht es um Ressourcenschonung und CO2-Einsparung. Wer kann schon dagegen sein?“, bekräftigt Goumans. Doch eine Energiewende könne nicht gelingen, ohne den Bürger mitzunehmen – und das würden die aktuellen Pläne des Bundeswirtschaftsministeriums nicht tun.

Handwerkliche Fehler

„Es sind in der Kommunikation handwerkliche Fehler gemacht worden. Die würde man einem Handwerker nicht verzeihen“, ist der stellvertretende Obermeister der SHK-Innung im Kreis Kleve überzeugt. Der Bürger brauche Zeit, um in Ruhe überlegen zu können, was er mache. Darüber hinaus sei es aus vielerlei Gründen illusorisch, bis 2035 alle Öl- und Gasheizungen in Deutschland auszutauschen. Zum einen würden dafür die Fachkräfte fehlen, zum anderen aber auch die Wärmepumpen selbst.

Als Experten sehen die Vertreter der SHK-Innung im Kreis Kleve aber auch noch ganz andere Probleme. Nicht jedes Bestandsobjekt sei schließlich kategorisch für die Umstellung auf eine Wärmepumpe geeignet. „Wir haben im Kreis Kleve etwa 1000 Innungsbetriebe im SHK-Handwerk. Wir kennen unsere Kunden, die Anlagen, die Heizungssysteme und die Dämmungen. Aus diesen verschiedenen Gesichtspunkten heraus beraten wir jeden Kunden individuell, welches System für ihn geeignet ist und geben eine Empfehlung heraus. Dazu muss man immer das Gesamtbild sehen. Die Wärmepumpe ist ein tolles System, aber eben nicht für jedes Gebäude geeignet“, sagt Goumans, der auch gleich ein Beispiel anführt: „Ich hatte kürzlich eine 75-jährige Kundin, die blanke Angst hatte. Ihre abbezahlte Eigentumswohnung hat sie als Altersvorsorge angesehen. Ihre Rente reicht jetzt gerade so aus. Das Gebäude besteht seit 1965 und wird aktuell mit Gas beheizt. Sie fragte, ob sie eine Wärmepumpe einbauen lassen könnte, doch das wäre für sie die völlig falsche Empfehlung. Sie müsste etwa 150.000 Euro in das Gebäude investieren, damit die Wärmepumpe die richtige Wahl wäre“, erklärt Goumans. Bei Bestandsgebäuden müssten schließlich häufig aufwendige und kostspielige Sanierungen an den Fenstern, den Wänden, dem Boden, dem Dach oder der Kellerdecke vorgenommen werden. SHK-Innung-Vorstandsmitglied Ulrich Biermann appelliert deshalb schon jetzt an alle Gebäude-Eigentümer, sich um die Immobilien frühzeitig zu kümmern und gegebenenfalls zu investieren.

Sozialer Ausgleich

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bezüglich seiner geplanten „Heizwende“ einen „sozialen Ausgleich“ versprochen. Soziale Härten sollen demnach über Förderungen ausgeglichen werden. Damit allein sei es aber nicht getan, sagt die SHK-Innung. Man dürfe die „Heizwende“ nicht mit aller Macht durchdrücken wollen. „In Zeitungen, im Radio oder im Fernsehen in Talkshows wird ganz viel mit sogenannten Experten darüber gesprochen. Nie sind aber wir als Fachleute dabei, die es dann auch praktisch umsetzen müssen“, kritisiert Goumans.

Michael Janßen, Obermeister der SHK-Innung, geht ganz stark davon aus, dass das Gebäudenergiegesetz in der von Habeck angekündigten Version bis Ende April verabschiedet wird. Ebenso wie sein Stellvertreter hofft er aber, dass die Regierung den Bürger nicht aus dem Blick verliert. Denn sein Interesse an der Energiewende sei ebenfalls groß. „Ich bekomme jeden Tag 25 Fragen von Eigentümern, die sich über die Umrüstung auf eine Wärmepumpe informieren wollen. Das Interesse der Bürger ist da – das merken auch wir als Innung. Die Wertschätzung für unseren Beruf ist größer geworden. Die Leute wissen, dass wir eine Energiewende brauchen“, sagt Goumans. Sie gehe eben nur nicht mit aller Macht in kurzer Zeit. Kleine, bedachte Schritte seien wesentlich wirkungsvoller.

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