Annette Strähnz, Christian Olding, Jamila Tressel (2.v.r.) und Axel Zehle (r.) in der Podiumsdiskussion mit Moderatorin Chadia Hamadé (l.). NN-Fotos: Gerhard Seybert

GELDERN. Über ein ausverkauftes Haus konnten sich die die Clever Führen GmbH und die Niederrhein Nachrichten als Veranstalter der dritten Durchblick-Konferenz für Ausbilder und Führungskräfte freuen. Über 300 Gäste waren nach Geldern in den See Park gekommen, um sich zu den Themen Mitarbeiterrecruiting, Mitarbeiterbindung, Fachkräftemangel und Arbeitgebermarketing auszutauschen.
„Lassen Sie uns voneinander lernen, ist das Motto unserer Netzwerk-Veranstaltung“, erklärte Michael Jansen (Niederrhein Nachrichten), der mit Nicolai Müller (Clever Führen GmbH) die Konferenz eröffnete und die Gäste aus Branchen wie Handwerk und Bau, Gesundheit und Sport, Industrie, Handel, Medien & Veranstaltung, Gartenbau, Banken, Versicherung und Steuerberatung, Hotel und Gastronomie begrüßte. Aber auch der Kreis Klever Landrat Christoph Gerwers, die Kreiswirtschaftsförderin Brigitte Jansen und zehn Bürgermeister aus der Region waren der Einladung zur 3. Durchblick-Konferenz gerne gefolgt. „Lassen Sie sich von unserem Programm inspirieren“, sagte Michael Jansen. „Lassen Sie uns voneinander lernen. Lassen Sie uns gemeinsam etwas bewegen für eine gute Arbeitgeberregion, für unseren Niederrhein.“ Er hoffe, dass die Gäste nach der Veranstaltung mit neuen Erkenntnissen ins Wochenende starten und am Montag mit neuem Mut die Woche beginnen werden.

Peter Brandl übertrug das Verhalten in der Luftfahrt auf den Alltag im Unternehmen.

Als ersten Redner des Tages begrüßte Moderatorin Chadia Hamadé Peter Brandl, Berufspiloten, Management-Berater, Autor und einer der erfahrensten Keynote-Speaker in Deutschland. Mit seiner unterhaltsamen und mitreißenden Art inspiriert er seit mehr als 25 Jahren Menschen weltweit. In seinem Vortrag führte er erstaunliche Parallelen zwischen professioneller Luftfahrt und Unternehmensmanagement auf und animierte das Publikum mit vielen Geschichten und Beispielen zu Führung und Management, Vorbehalte aufzugeben, einander zuzuhören, Barrieren abzubauen und öfter mal aus der eigenen „Welt“ auszubrechen. „Um Ihr Unternehmen in schwierigen Zeiten zu führen, brauchen Sie eine offene und ehrliche Kommunikation. Sie müssen Zuversicht verbreiten, Entscheidungen treffen und überzeugt und überzeugend sein, es zu schaffen“, betonte Brandl. Wahre Kommunikationsbarrieren seien hingegen Desinteresse, Harmoniesucht, Killerphrasen und Machtdistanz. „Wir brauchen den Mut, überlebbare Fehler zu machen“, appellierte er an sein Publikum. „Nur dann können wir durchstarten und schneller werden!“

Christian Buchholz teilte mit den Zuhörern seine Erfahrungen aus zahlreichen Innovationsprojekten.

Innovationscoach und Change-Manager Christian Buchholz hatte seinen Vortrag mit dem Titel „Think Different – Führung neu denken in Krisenzeiten“ überschrieben. Nach dem Motto „Never waste a good crisis“ riet er den Zuhörern, eine Krise als Chance zu nutzen, etwas Neues zu wagen und die Perspektive zu wechseln. Als ein Beispiel verwies er auf das Thema Künstliche Intelligenz (KI), die „neue Pandemie, die unsere Arbeitsweise verändern wird“. „Die einzige Chance ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen und etwas auszuprobieren“, erklärte er. Expertise sei der Feind von Innovation. „Je mehr Erfahrung ich sammeln konnte, umso mehr Antworten habe ich auf alle Fragen. Um dem entgegenzuwirken, sollte ich Menschen einstellen, die eine andere Meinung haben, die mich verändern und herausfordern. Nutze neue Sichtweisen und Perspektiven außerhalb der Struktur.“

Mario Hirschfeld ist überzeugt, dass jeder Mensch eine stetige Basis benötigt, zu der in Krisenzeiten zurückkehren kann, ohne Veränderungen zu negieren.

Bei einer spannenden Podiumsdiskussion widmeten sich Annette Strähnz, Hotelmanagerin der Rilano-Hotels in Kleve und Kevelaer, Christian Olding, Bestseller-Autor und Pastor der Katholischen Kirchengemeinde St.-Maria-Magdalena Geldern, Coach und Speakerin Jamila Tressel und Axel Zehle, sportpsychologischer Coach bei Fortuna Düsseldorf, gemeinsam mit Chadia Hamadé Fragen zu Mitarbeitergewinnung, Ausbildung, Persönlichkeitsentwicklung und mentale Gesundheit. Strähnz rät dazu, jedem Mitarbeiter seine Individualität zu geben sowie seine Motivation zu berücksichtigen. „Mitarbeiter möchten mitentscheiden und in Entwicklungen eingebunden werden. Jeder hat unterschiedliche Beweggründe, aber auch unterschiedliche Fähigkeiten, die gefördert werden sollten.“ Unternehmen könnten nur erfolgreich sein, wenn sie begeisterte Mitarbeiter haben. Christian Olding wünscht sich für die Menschen mehr Möglichkeiten, um herauszufinden, wer sie sind und was sie können. „Menschen sollten reifen dürfen und nicht als Wissensmaschine auf den Arbeitsmarkt geworfen werden.“ Die Suche nach der eigenen Persönlichkeit, dem eigenen Selbst, könne nur gelingen, wenn man sich die Zeit nimmt, in sich hineinzuhorchen, sich die Frage zu stellen: Wo stehe ich gerade und wie bin ich an diesen Punkt gekommen, um so herauszufinden, was einem im Leben wichtig ist.
Auch Axel Zehle merkt bei seiner Arbeit, dass mentale Gesundheit immer wichtiger wird. „Wir müssen auf menschliche Ressourcen achten und es auch zulassen, dass es mal nicht so läuft.“ Man sollte Systeme schaffen, in denen man auf Menschen achtet und Fehler erlaubt. Jamila Tressel beschäftigt sich seit langen (auch aus eigener Erfahrung) intensiv mit der Frage, wie Schule und Lernen sich verändern können, um Schüler als mutige, verantwortungsvolle und selbstdenkende Individuen zu fördern. „Durch mutiges Ausprobieren kann man sich kennenlernen“, betont sie und fordert Mut zur Veränderung an unseren Schulen und in der Ausbildung allgemein: Mehr Selbstständigkeit, mehr Verantwortung und mehr Erfahrung fürs Leben.

Mario Hirschfeld berichtete als letzter Redner des Tages unter dem Titel „Erfolg durch Krise“ von seinen Erfahrungen aus der Praxis. Beständigkeit und stetige Veränderung zeichnen seine Arbeit als Prokurist bei L.N. Schaffrath Digitale Medien aus. Er rät dazu, die Chancen einer Krise zu nutzen und kreativ zu sein. So könne man gestärkt aus einer Krise herausgehen. Dabei sei es wichtig, neben dem unternehmerischen Erfolg den emotionalen Erfolg zu beachten und sich nicht zuletzt zu fragen: Sind wir wirklich so erfolgreich wie wir denken?
Abschließend konnten die Organisatoren Michael Jansen und Nicolai Müller ein positives Fazit ziehen. „Wir haben viele positive Resonanzen auf die Vorträge bekommen und freuen uns, dass nach dem offiziellen Programmende auch die Möglichkeit zum Netzwerken von unseren Gästen rege genutzt wurde“, erklärt Müller. Die dritte Durchblick-Konferenz wird zunächst jedoch die letzte bleiben. Schweren Herzens haben sich die Hauptverantwortlichen gegen eine Fortführung des erfolgreichen Formats entschieden und kündigten eine kreative Pause an.

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