André Amourette (Kreisjugendamt), Petra van Bergen (Diakonie im Kirchenkreis Kleve), Jennifer Westerhoff (Kreisgesundheitsamt), und Tim Rambach (v.l., Diakonie) kooperieren bei den „Drachenfliegern“. NN-Foto: Theo Leie

GELDERLAND. „Drachenflieger“ ist ein Projekt, das Kindern aus suchtbelasteten Familien zu Gute kommt. Die Diakonie im Kirchenkreis Kleve ergänzt damit die Beratungsarbeit suchtkranker Eltern. „Nicht nur die Eltern haben mit der Sucht zu kämpfen, auch Kinder leiden darunter“, sagt Petra van Bergen, Fachbereichsleiterin der Sozialen Dienste bei der Diakonie im Kirchenkreis Kleve. Landes-Fördermittel des KIPS-Programms (Kinder psychisch kranker und suchtkranker Eltern) fließen in diese Präventionsarbeit vor Ort.
Zu einem ersten Netzwerktreffen hatten nun die Fachstelle für Suchtvorbeugung der Diakonie sowie die Kooperationspartner des Kreisjugendamts und des Kreisgesundheitsamts eingeladen. Sie tauschten sich mit Vertretern des Kreises Kleve, des Jugendamts Geldern und des SOS-Kinderdorfs aus. Weitere Netzwerkpartner sind willkommen. „Es geht darum, uns untereinander zu vernetzen und gegenseitig auf Angebote hinzuweisen“, erläuterte van Bergen. Ein Problem seien Hemmschwellen bei Betroffenen, Hilfsangebote wahrzunehmen. Auch der Datenschutz verhindere die direkte Weitervermittlung zwischen Behörden und Einrichtungen. „Wir wollen besonders die Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken, neben der eigentlichen Suchtberatung“, sagte van Bergen. Anders als früher, wird bei einem Beratungsgespräch nun direkt nach Kindern gefragt.
Die Diakonie bietet bereits eine Gruppe in Geldern an, dort sind donnerstags Zwölf- bis 14-Jährige willkommen. Fördermittel des KIPS-Landesprogramms ermöglichen nun eine weitere Gruppe für acht- bis elfjährige Kinder. „Der Start der Gruppe ist ab Januar geplant, mittwochs von 16 bis 17.30 Uhr im Haus der Diakonie am Ostwall in Geldern“, sagt Tim Rambach, zuständiger Mitarbeiter der Diakonie-Suchtprävention. An den Gruppen Interessierte sollten sich zuvor anmelden unter Telefon 02831/ 9130800. „Wir wollen die Kinder in dieser Zeit Kind sein lassen. Etwas, das in suchtbelasteten Familien im Alltag oft nicht möglich ist, ohne dass die Beteiligten dies selbst wahrnehmen.“ Sozialpädagoge Rambach weiter: „Spielerisch wollen wir die Kinder stärken und etwas von der Last der suchterkrankten Eltern von ihren Schultern nehmen.“ Viele Kinder sähen ihren Alltag mit suchtkranken Eltern als normal an. „Es gibt einiges, das aufgrund der Sucht nicht optimal laufen kann, auch wenn es ansonsten kompetente Eltern sind“, ergänzte van Bergen. In einer Schulklasse mit 30 Kindern sind statistisch gesehen vier Kinder betroffen. Seit Jahren mit Abstand den größten Anteil macht Alkoholabhängigkeit aus.
Kinder und Jugendliche mit psychisch erkrankten oder suchtkranken Eltern sind auf ihrem Lebensweg mit besonderen Herausforderungen konfrontiert und tragen ein vielfach höheres Risiko als andere Kinder, in ihrem Leben eine psychische oder substanzbezogene Störung zu entwickeln. Der Hilfebedarf der betroffenen Kinder und Jugendlichen ist vielfältig und besteht über ihre gesamte Entwicklungsspanne hinweg.
Das bestätigt der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe Kinder psychisch und suchtkranker Eltern (AG KpkE), die vom Deutschen Bundestag beauftragt wurde. Doch bevor politische Entscheidungen getroffen und umgesetzt werden, die die Versorgungssituation der Kinder und Jugendlichen verbessern, vergeht viel Zeit. Die Landesfachstelle Frauen und Familie „Bella Donna“ der Suchtkooperation NRW, das GKV-Bündnis für Gesundheit und das Gesundheitsministerium des Landes NRW haben sich gemeinsam auf den Weg gemacht, eine Interimslösung zu finden, bis die Empfehlungen der AG KpkE umgesetzt werden.

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