GELDERN. Was tun nach der 10. Klasse? Die Antwort auf diese Frage muss zwar letztlich jeder selbst für sich finden, aber es gibt Orientierungshilfen. Diese bieten am Montag, 16. Januar, auch das Berufskolleg Geldern des Kreises Kleve (BKG) und die Liebfrauenschule Geldern, Berufskolleg des Bistums Münster (BKL). Gemeinsam stellen sie dann bereits zum zweiten Mal die „Beruflichen Gymnasien“ vor. Besonders diejenigen, die schon wissen, wo ihre Interessen und Stärken liegen, können hier das Abitur mit gewissen Schwerpunkten erlangen und damit schon früh eine gute Grundlage für den Wunschberuf oder -studiengang legen.

Wo viele Schulen um Schüler konkurrieren, sieht es hier bei den beiden Berufskollegs anders aus: „Unsere Angebote ergänzen sich”, sagt Guido Niermann, Leiter des BKL. Er und sein Amtskollege Andreas Boland vom BKG wissen außerdem: Junge Menschen suchen nach Orientierung. Wenn es wie in diesem Fall um das Abitur geht, haben alle schulischen Systeme so ihre Vorzüge. Im Falle der Beruflichen Gymnasien kommt Andreas Boland jedoch ein Stichwort besonders in den Sinn: „Passgenauigkeit.“

-Anzeige-

Wenn Schüler bereits eine konkretere Vorstellung davon haben, wo es einmal beruflich hingehen soll, sind sie eine gute Wahl: Hier kann man einen konkreten Schwerpunkt wählen, der den individuellen Neigungen entspricht. Das erleichtert die weitere Zielfindung für die berufliche Laufbahn und bereitet zielgerichteter auf das anvisierte Studium oder die Ausbildung vor. Das spiegelt sich erfahrungsgemäß oft in besseren Noten in den ersten Semestern wider, wie Andreas Boland von ehemaligen Schülern weiß.

Angst, sich mit einer solchen Wahl andere Wege zu verbauen, braucht übrigens niemand zu haben: Es handelt sich immer noch um die Allgemeine Hochschulreife – nur eben mit gewissen Schwerpunkten.

Angebote im Berufskolleg Geldern des Kreises Kleve

Gemeinsam decken die Berufskollegs ein breites Feld ab. „Wenn man in der Umgebung schaut, wo auf so engem Raum so viele verschiedene Angebote bestehen, muss man ins Ruhrgebiet fahren”, erläutert Beratungslehrer Ewald Hülk vom BKL.

Angefangen mit dem BKG wäre da zum einen das Berufliche Gymnasium „Wirtschaft und Verwaltung“. Bildungsgangleiterin Anika Illbruck-Schuurmann dazu: „Es definiert sich durch den Leistungskurs Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen und Controlling.“ Die unterrichteten Fächer zeichnen sich durch den Wirtschaftsbezug aus.

Carla Hermsen, die von der Liebfrauen-Realschule gewechselt ist, ist sich zwar noch nicht ganz sicher, wo es später hingehen soll, ihre Entscheidung für diesen Bildungsgang bereut sie aber nicht. Das hat auch damit zu tun, dass ihr schon früh Struktur und Ordnung wichtig waren. Angesprochen hat sie auch die Aussicht, in einen Klassenverband zu kommen, in dem jeder neu war. Lobend erwähnt sie zudem die Praktika, die das Verständnis für die Unterrichtsinhalte weiter festigen würden.

Dann gibt es noch das Berufliche Gymnasium „Technik“. Hier gibt es zum einen den Schwerpunktbildungsgang/Leistungskurs Elektrotechnik mit dem dazugehörigen zweiten Schwerpunkt Informatik. Liam Reuter ist zufrieden mit seiner Wahl, seit er vom Straelener Gymnasium herübergekommen ist. „Mir war klar, dass ich die Klassenstruktur beibehalten und etwas mit Technik machen möchte“, erklärt er. Gut findet er, wie fächerübergreifend die Inhalte sind. In Informatik arbeitet er bereits an ersten Projekten.

Einen anderen Schwerpunkt im Beruflichen Gymnasium Technik stellen die Ingenieurwissenschaften dar (mit dem zweiten Leistungskurs Mathematik): mit Metallbautechnik, Elektrotechnik und Bautechnik bieten hier gleich drei Fachgebiete eine breitere Auseinandersetzung mit dem Thema Technik. Das Leistungskurs-Schwerpunktfach besteht aus dreimal zwei Stunden aus diesen Fachgebieten „und wird hinterher in den Klausuren zu einem Fach zusammengefasst“, erläutert der Lehrer Matthias Hinrichs, der mit Verena van Beek ein Leiterteam für das Berufliche Gymnasium Technik bildet.

Richard Germer war zuvor Schüler auf der Gesamtschule in Aldekerk, wo ihm seine ehemalige Techniklehrerin den Weg wies, der ihn schließlich zum Berufskolleg führte. Ihm gefällt, dass es neben den reinen theoretischen Grundlagen auch genug Raum zur Diskussion darüber gebe. Weil ihm sein Schwerpunkt Spaß bereitet, möchte er das im Studiengang “Infrastruktursysteme” beruflich fortsetzen. Vor allem Verkehrs- und Stadtplanung interessiert ihn wegen des gesellschaftlichen Aspekts.

Angebote auf dem Berufskolleg Liebfrauenschule

Auf dem BKL gibt es zwei Schwerpunkte im Fachbereich „Gesundheit und Soziales“. Beim Sportabitur/Freizeitsportleiter sind die Leistungskurse Sport und Biologie der Dreh- und Angelpunkt. Begleitend erwerben die Schüler die Bescheinigung für den Freizeitsportleiter. „So können sie dann in Vereinen Gruppen übernehmen“, sagt Marlies Brückner, die das Berufliche Gymnasium am BKL leitet.

Wie Schülerin Mashona Schildmacher erzählt, greifen auch hier die Fächer thematisch ineinander über, zum Beispiel seien die physiologischen Themen wie Muskeln Gegenstand in beiden Kursen. Die weiteren Fächer würden zudem dabei helfen, mit Kindern und Gruppen umzugehen und sie anzuleiten. „Das Schöne ist, der theoretische und praktische Teile sind eng miteinander verknüpft.“ Den Freizeitsportleiter-Schein gibt es jedoch erst nach den Anleiter-Prüfungen. Das bedeute zwar Zusatzarbeit, sagt Schildmacher, aber mit einem entsprechenden Hintergrund mache es eine Menge Spaß. Sie selbst ist seit ihrem vierten Lebensjahr Mitglied im Tennisverein in Alpen. „Ich wusste vorher bereits, dass sich später einmal etwas mit Sport machen möchte, war mir aber noch nicht ganz sicher.” Ihre Schwester besuchte das Berufskolleg ebenfalls und empfahl es ihr weiter. „Dann habe ich es ausprobiert und mir ist klar geworden, dass ich in jedem Fall in dem Bereich weiter arbeiten möchte.” Ihr Ziel ist es, Sportevent-Management zu studieren. Viele Schüler in diesem Bereich würden sich laut Brückner aber auch bei der Polizei bewerben oder – durch den gesundheitlichen Aspekt – im medizinischen Bereich.

Zum Fachbereich Gesundheit und Soziales gehört zudem noch der Schwerpunkt mit dem Leistungskurs Erziehungswissenschaften. Der zweite LK kann wahlweise Deutsch oder Biologie sein. Auch hier sind Praktika in Grundschulen und Kitas eingebunden, in der zwölften Klasse auch in Bereichen mit Menschen mit Einschränkungen.

Die Idee, Lehrerin zu werden, kam Lucy Arians bereits in der zehnten Klasse. Noch auf der Liebfrauen-Realschule entschied sie sich dann dazu, im angrenzenden Berufskolleg für das Abitur im Beruflichen Gymnasium mit Erziehungswissenschaften fortzufahren. „Der Schwerpunkt ist sehr vielfältig und interessant.” Ein Thema sei zum Beispiel die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, auch setze man die Theorien in Bezug zu der Entwicklung von Kindern. Wer also zum Beispiel Lehrer oder Erzieher werden wolle, werde hier laut Arians sehr gut darauf vorbereitet.

Den dritten Schwerpunkt auf dem BKL bildet das Profil Ernährungswissenschaften. „Hier ist der zweite Leistungskurs mit Biologie vorgegeben“, sagt Brückner. Die Schüler erwerben grundlegendes Wissen über physiologische Prozesse bezüglich Ernährung, aber auch gesellschaftliche Aspekte wie die Ernährung der Weltbevölkerung gehören dazu.

Lukas Diepers wechselte vom Lise Meitner-Gymnasium Geldern in diesen Bildungsgang. „Als Kind habe ich gemerkt, dass mir besonders die Richtung Biologie gefällt.“ Zwar hätte er das Fach auch auf seiner alten Schule als Leistungskurs belegen können, aber die Aussicht, sich spezifischer in Kombination mit Ernährung weiterzubilden, hat ihn überzeugt. Hinzu komme, dass selbst im Fach Englisch die passenden Themen behandelt werden würden. Nicht zu vergessen: „Es ist doch alles sehr praxisbezogen.” Das beweisen zum Beispiel die Besuche beim Bäcker oder auf dem Bauernhof. Letztlich sei man breit aufgestellt. Viele würden dem Ernährungsbereich treu bleiben, etwa in der Beratung, oder auch in den medizinischen Bereich gehen. Für sich selbst hat er einen anderen Weg gefunden: „Ich möchte später Agrarwissenschaften studieren. Dafür fühle ich mich durch den Bildungsgang gut vorbereitet.”

Genauere Informationen gibt es auf der Infoveranstaltung am Montag, 16. Dezember, ab 19 Uhr in der Aula des Berufskollegs Geldern, Am Nierspark 35. Guido Niermann betont: „Es geht um die Lebenswege von Menschen.” Deshalb möchten die beiden Berufskollegs auch die Eltern in lockerer Atmosphäre über die Möglichkeiten beim Abitur aufklären und beraten. Neben verschiedenen Präsentationen erzählen Leistungskurslehrer und Schüler gerne auch im persönlichen Gespräch vom Schul-Alltag.

Vorheriger ArtikelLetzte Woche „Heiß auf Eis“
Nächster ArtikelWeihnachtszauber “light” unter dem Geusendaniel