Rheinpegel bei Emmerich fällt auf Rekordtief

Marke bei Emmerich erstmals im Minusbereich – Schiffe nur noch mit 20 Prozent Ladung unterwegs

Rhein Emmerich Niedrigwasser
Der Uferbereich des Rheins ist aufgrund der anhaltenden Trockenheit auch in Emmerich deutlich ausgeweitet. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

EMMERICH. „Historisch“ ist das Wort, das derzeit täglich in Zusammenhang mit dem niedrigen Wasserstand des Rheins fällt. Denn aufgrund der anhaltenden Trockenheit melden die Messstellen entlang des Rheins immer neue Rekordtiefs bei den Pegelständen. Wurde laut der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) in Emmerich am Dienstag erstmals die Marke von 0,0 Zentimeter ermittelt, waren es am Donnerstagmittag zwischenzeitlich sogar -5. Die Tiefe der Fahrrinne lag zu diesem Zeitpunkt bei 1,93 Meter. Gestern Vormittag lag der Pegel bei -2. Der Schifffahrt bereitet jedoch nicht allein das Niedrigwasser zunehmend Sorgen.

Der bisherige Tiefststand des Rheinpegels bei Emmerich datiert vom 30. Oktober 2018 mit sieben Zentimetern im Tagesmittel. Als Tagestiefstwert wurden damals in Emmerich vier Zentimetern gemessen. Damals konnten Binnenschiffe nur noch mit 50 Prozent Ladung fahren. Aktuell können die Schiffe den Emmericher Hafen sogar mit nur noch rund 20 Prozent Ladung anlaufen; das entspricht etwa 800 bis 900 Tonnen.

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Laut Michael Mies, Geschäftsführer von Contargo Rhein-Waal-Lippe, sei die Lage in Emmerich „angespannt, aber nicht kritisch“ – insbesondere, da es sehr viele Umbuchungen gebe. Heike Nicolaisen, Sprecherin für Contargo, ergänzt, dass die Binnenschifffahrt schon immer mit Niedrigwasser habe leben müssen. „Unser Vorteil ist: Wir sind trimodal aufgestellt, haben mit Straße und Schiene noch Ausweichmöglichkeiten.“
Erschwert wird die Situation dadurch, dass weniger Schiffe zur Verfügung stehen, wie Nicolaisen berichtet. Einige Eigner haben ihre Schiffe verkauft, „sie sind nun auf der Donau im Einsatz und transportieren Getreide aus der Ukraine“. Andere Schiffe transportieren mittlerweile Kohle statt Container, „damit lässt sich derzeit mehr Geld verdienen“, erläutert Nicolaisen.

Schwierigkeiten auch auf Straße und Schiene

Rhein Emmerich Niedrigwasser
NN-Foto: Rüdiger Dehnen

Schon vor dem Niedrigwasser sei die Lage angespannt gewesen. Beim Verkehr auf der Straße fehlten tausende Berufskraftfahrer, auf der Schiene sorgen mangelnde Kapazitäten und Baustellen auf vielen Strecken für Probleme. Zudem fehlten vielerorts ausreichend Waggons.

In Seehäfen führen Verspätungen der Überseeschiffe dazu, dass Zeitfenster zum Be- und Entladen nicht eingehalten werden können und sich am Ende die Container in den Binnenhäfen stapeln. Auch in Emmerich trifft dies bedingt und für einzelne Kunden zu. „Die Lieferketten sind unter anderem wegen Corona und den zwischenzeitlichen Lockdowns in China immer noch gestört“, sagt Nicolaisen.

Pegelstand
Die Pegelstände sind nicht zu verwechseln mit dem tiefsten Punkt im Fluss. Die Fahrrinnen für die Berufsschifffahrt sind deutlich tiefer als der Wasserstand laut Pegel. Dieser zeigt lediglich die Differenz zwischen der Wasseroberfläche und dem sogenannten Pegelnullpunkt, der nicht am tiefsten Punkt der Flusssohle liegt.

Emmerichs Hafenchef Michael Mies hofft, dass „der niedrigste Pegelstand jetzt erreicht ist und sich die Lage gegen Ende nächster Woche entspannt. Das heißt, dass die Pegel nicht mehr weiter sinken und mit festen Größen gearbeitet werden kann.“ Zwar helfe das Terminal in Emmerich anderen Contargo-Standorten, indem Container von diesen mit Lkw oder Bahn hier angeliefert und auf Binnenschiffe umgeschlagen werden, wie es auch beim Niedrigwasser im Jahr 2018 bereits der Fall war. „Aber es können ja nur bestimmte Mengen auf die Binnenschiffe geladen werden“.

Tatsächlich sagen Prognosen der WSV einen Anstieg des Rheinpegels bei Emmerich zu Beginn der neuen Woche voraus.

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