GOCH. Ein Weg kann viele verschiedene Facetten haben: Mal liegt er klar vor dem, der ihn geht, mal sind es verschlungene Pfade, die zum Ziel führen. Und dann wäre da noch der Aspekt des Geheimnisvollen, der tiefer liegenden Bedeutung, die sich erst beim Beschreiten des Weges entfaltet. So wie beim „Bahn off“-Projekt, das einmal mehr im Rahmen der Kreis Klever Kulturtage am kommenden Sonntag, 15. Mai, um 15 und um 17 Uhr, präsentiert wird.

„Unterwegs – der Weg ist das Glück“ lautet der Titel, den Gesine Lersch und Sinje Kiel an sechs Stationen zwischen dem Bahnhof Goch und den Gleisen mit Leben füllen wollen. „Wir waren so ausgebremst in der Pandemie, wir wollten etwas erfinden, was trotz alledem stattfinden kann“, berichtet Gesine Lersch von der gemeinsamen Findungsphase. Sinje Kiel, die in Drenthe, in den Niederlanden lebt, ist vor einiger Zeit einen Teil des „Pieterpades“, der über 500 Kilometer von Pieterburen bis nach Maastricht führt (oder auch umgekehrt), gegangen. Während ihrer Wanderung hat sich Sinje Kiel Notizen gemacht; ebenso hat es Gesine Lersch bei ihren Spaziergängen am Niederrhein gehalten. „Wir wollten etwas Positives, Fröhliches daraus machen, die Gesellschaft hat sich in dieser schwierigen Zeit voneinander entfernt“, hat Gesine Lersch beobachtet. Geplant war das musikalisch-literarische Projekt zunächst für eine Aufführung in den Niederlanden, diese konnte aber nicht verwirklicht werden. Doch der universelle Charakter macht es möglich, dass nun in Goch ein Weg mit dem Publikum gegangen wird.

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Sechs Stationen

An den sechs Stationen rund um den Bahnhof werden die beiden Frauen kleine Szenen spielen; über den Inhalt möchte Gesine Lersch vorab nichts verraten. Nur soviel: Der Rundgang wird jeweils 45 Minuten dauern. Die gestalterische Veränderung rund um den Bahnhof hat Martin Lersch übernommen. Von Sinje Kiel bekam er 300 Fotos ihrer Wanderung, die die Grundlage für seine Zeichnungen waren. Er ist sich sicher: „Menschen erleben Gebäude oder einen Park anders, wenn dort etwas passiert.“ Alle Interessierten, die Lust auf Wandern und zusammen unterwegs sein haben, sind herzlich willkommen.
„Bahn off“ ist seit vielen Jahren ein fester Bestandteil der Kreis Klever Kulturtage. Im Bahnhof haben Gesine und Martin Lersch ihre Ateliers – gemietet für einen symbolischen Betrag – und füllen das Gebäude mit Leben. „Wir sind glücklich, dass wir hier agieren können, das ist ein Geschenk für uns und deshalb ist ,Bahn off‘ unser Geschenk für die Bürger“, betonen die beiden. Für Museums-Direktor Dr. Stephan Mann ist die Direktheit der „Bahn off“-Projekte faszinierend: „Es gibt keine kurativen Eingriffe, keine übergeordnete Organistations- oder Verwaltungsstruktur.“ Er freut sich, dass die Kreis Klever Kulturtage nach langer Pandemiepause endlich wieder stattfinden können: Der Eintritt in die Museen ist an dem KKK-Wochenende frei. „Das hat sich gut etabliert“, so Dr. Mann.

Museumsfest

Auf dem Programm steht ebenfalls das Museumsfest, am Samstag, 14. Mai, von 18 bis 24 Uhr. „Es wird Führungen und Gespräche geben; wir wollen wieder einen Dialog führen, über Kunst und Dinge, die die Gesellschaft bewegen“, so Dr. Mann, „da bietet sich das Museum als Ort der nicht zu vereinnahmenden, politischen Freiheit an.“ Das ganze Museums-Team ist vor Ort. Für Essen und Trinken ist gesorgt, die Musik ist mobil: „Ein Gitarrist geht durchs Haus und spielt unter anderem Coverversionen“, berichtet Museums-Pädagogin Jasmin Schöne. Bei schönem Wetter kann auch im Museumsgarten gefeiert werden.

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