KLEVERLAND. Ein Garten, der auf 4.000 Quadratmetern ökologisch bewirtschaftet wird, vielen verschiedenen Insekten Nahrung und Lebensraum bietet – das ist das Kleinod von Manfred Lucenz und Klaus Bender in Schneppenbaum.

Aus ihrer 30-jährigen Gartenerfahrung berichten die beiden Gartenbuchautoren am kommenden Donnerstag, 24. März, ab 19.30 Uhr, im Gocher Goli Theater, Brückenstraße 39. Wichtig war es ihnen von Anfang an, den Garten unter optischen Gesichtspunkten zu bepflanzen; dabei sammelten sie im Lauf der Jahre immer mehr Erfahrungen damit, welche Stauden und Einjährigen von den verschiedenen Insekten angenommen werden. So bietet der Schneppenbaumer Garten von Februar bis in den späten November hinein Nahrung für die Insektenwelt. Das ökologische Gleichgewicht macht seit Jahrzehnten den Einsatz von Pes­tiziden überflüssig.

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„Natürlich war das auch ein dymanischer Prozess“, erzählt Manfred Lucenz aus den Anfangszeiten, „1989 haben wir unseren 400 Quadratmeter großen Gemüsegarten angelegt, dort wollten wir definitiv nicht mit Chemie arbeiten. Wir haben gesehen, wie immer mehr Gifte eingesetzt wurden und wir waren auch misstrauisch gegenüber dem, was nach EU-Norm erlaubt war. Wir wollten uns lieber nach alter Art mit Gemüse versorgen.“ Auf den Pflasterflächen im Garten arbeiteten sie zunächst noch mit Pestiziden, aber: „Wir haben dort die Vögel picken sehen und wollten nicht, dass sie sich vergiften“, so Klaus Bender. Also ver­schwand die „Giftspritze“ endgültig in der Versenkung und sie stellten fest: „Es funktioniert auch ohne Chemie!“ In vielen Gärten habe dagegen ein gewisser „Sauberkeitswahn“ um sich gegriffen, der den Lebensraum für Insekten immer knapper werden lasse.

„Oft fehlen auch einfach grundlegende Kenntnisse“, weiß Manfred Lucenz, „Insekten haben spezialisierte Nahrungsorgane und brauchen ganz bestimmte Pflanzen, um zu überleben.“ Die Blühstreifen, auf denen viele Pflanzen erst im Sommer blühen, seien zwar gut gemeint, aber: „Da ist die Lebenszeit der meisten Insekten schon vorbei.“ Für Gartenbesitzer, die auf ökologische Bewirtschaftung umstellen möchten, haben Manfred Lucenz und Klaus Bender einen eigentlich einfach umzusetzenden Tipp: „Keine Gifte mehr einsetzen, nicht in Panik geraten und abwarten.“ Denn es greifen quasi viele kleine Räder ineinander. „Wir haben im Juni keine Läuse an den Rosen – weil wir nicht spritzen.“ Eine Antwort, die viele Gartenbesucher immer wieder aufs neue verblüfft. Doch beim Spritzen werden nicht nur die Läuse abgetötet, sondern auch Marienkäfer- und Schwebfliegenlarven – Nützlinge, die sich von den Blattläusen ernähren. Und: „In irgendeiner Astgabel überleben dann doch ein paar Läuse und dann ist kein Nützling mehr da, der sie frisst.“ So hat der Einsatz von Gift der Rose letzten Endes mehr geschadet als genutzt.

Manfred Lucenz und Klaus Bender ist es wichtig, ihre Erfahrungen mit der insektenfreundlichen Gartenplanung weiterzugeben: „Der Garten ist ja zugleich auch Wohnraum, in dem man kreativ werden kann.“ Begleitet wird ihr Vortrag von Bildern der bekannten deutschen Gartenfotografin Marion Nickig. Sie gilt in Deutschland als Vorreiterin einer einfühlsamen und sinnlichen Pflanzenfotografie, die geprägt ist von botanischen Fachkenntnissen und einem weitreichenden Hintergrundwissen. Manfred Lucenz und Klaus Bender öffnen ihren Garten im Rahmen der „Offenen Gärten im Kleverland“ am Sonntag, 27. März, von 11 bis 17 Uhr, wieder für Besucher. Der Eintritt kostet drei Euro (ab zwölf Jahre). Weitere Informationen gibt es auch unter https://lucenz-bender.de

Bildvortrag
Der Bildvortrag „Die insektenfreundliche Gartengestaltung“ im Gocher Goli Theater, Brückenstraße 39, beginnt am kommenden Donnerstag, 24. März, um 19.30 Uhr. Einlass ist um 18.30 Uhr, Tickets kosten zehn Euro.

NN-Fotos: Rüdiger Dehnen

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