Am hellichten Tag

KRANENBURG. Es ist Sonntag, 12.07 Uhr, als der Rabe vom Himmel fällt. Kira ist mit ihrer Tochter im Garten.

Zufall?

„Ich habe zuerst den Einschuss nicht gesehen. Ich dachte: Okay, der ist wahrscheinlich irgendwie krank und mehr oder weniger zufällig in meinen Garten gefallen“, erinnert sich Kira.
Drei Stunden später findet sie ihren Bengal-Kater vor der Terrassentür: blutüberströmt und angeschossen. Kira fährt nach Duisburg zum Tiernotdienst. „In Kleve haben wir so etwas bedauerlicherweise nicht mehr. Ich halte das für eine große Schande. Im ganzen Bereich Kleve haben wir keinen tierärztlichen Notdienst mehr.“ Aber das ist eine andere Geschichte.
In Duisburg bekommt der Kater zunächst einmal eine Bluttransfusion. „Operieren konnten die erst am Montag, denn es war sonntags kein Facharzt vor Ort.“ Den aber hätte man gebraucht, denn wie die Röntgenaufnahmen des Katers zeigen, sitzen beide Projektile im Spinalkanal.

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Amputation

Das Ergebnis der Operation am Montag: Das rechte Bein des Katers ist nicht mehr zu retten und muss amputiert werden. „Wenn sich nun herausstellt, dass auch das andere Bein geschädigt ist, wird der Kater eingeschläfert werden müssen.“
Man spürt Kiras Fassungslosigkeit. Schon am Sonntagabend fährt sie – gerade zurück aus der Duisburger Klinik – zur Polizei und erstattet Anzeige gegen Unbekannt. Die Polizei möchte die Kugel, die den Raben getroffen hat, um sie mit den Projektilen aus dem Kater zu vergleichen. „Gottseidank habe ich jemanden in der Verwandtschaft, der aus dem Bereich Jägerei kommt“, sagt Kira.

Angst

Seit dem Sonntag hat die Angst Einzug gehalten. „Ich habe zwei Kinder, und die spielen bei schönem Wetter draußen im Garten.“ So ein Vorfall ändert Vieles. Die Unbefangenheit: verflogen. Mit den Nachbarn habe sie nie Ärger gehabt. Über den Vorfall hat Kira die Nachbarn in der Whatsapp-Gruppe informiert. Hat denn niemand einen Schuss gehört? „Nein. Wir vermuten, es handelt sich bei der Waffe um ein Luftgewehr. Die sind ja nicht sehr laut.“ Längst hat Kira recherchiert. Aus 50 bis 80 Metern wäre ein Angriff denkbar. „Da hört man keinen Schuss.“ Kira möchte nicht, dass ihr vollständiger Name genannt wird. „Schreiben Sie, dass ich in Nütterden, Nähe Sportplatz, wohne. Wenn jemandem am Sonntagnachmittag etwas aufgefallen ist, wäre es schön, wenn sich die Menschen bei der Polizei melden.“ Zur Angst werden demnächst auch Kosten auf Kira zukommen: Die Operation des Katers wird nicht billig sein. Ob das Tier überlebt – noch kann das niemand sagen. „Natürlich geht es mir nicht um das Geld“, sagt Kira. Trotzdem: Irgendwie wird sie die Kosten stemmen müssen. Dass jemand (am helllichten Tag) auf Tiere schießt, verstehen sie und ihre Kinder nicht. „Meine Hoffnung, dass die Sache sich aufklärt, ist leider nicht sehr groß.“

Wer am vergangenen Sonntag, 6. März, in Nütterden – Nähe Sportplatz – Verdächtiges bemerkt hat, sollte sich an die Polizei wenden.

Das Gesetz

Laut Paragraf 90a des Bürgerlichen Gesetzbuches sind Tiere keine Sachen. Trotzdem heißt es: “Tiere sind keine Sachen. Sie werden durch besondere Gesetze geschützt. Auf sie sind die für Sachen geltenden Vorschriften entsprechend anzuwenden, soweit nicht etwas anderes bestimmt ist.”

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