WACHTENDONK. So kann nachhaltige Umweltbildung auch aussehen: Gut ein halbes Jahr haben sie am Projekt unter dem Flügel des Naturparks Schwalm-Nette gearbeitet. Nun stellen Schüler der fünften und sechsten Klasse der Realschule „Weitsicht“ aus Wachtendonk ihre Ergebnisse in Form einer kostenlosen Ausstellung aus: „Der Biber kehrt zurück und hinterlässt auch an Niers und Nette seine Spuren“ lautet der Titel. Im Naturparkzentrum Haus Püllen, Feldstraße 35, können Besucher noch bis Mittwoch, 11. Mai, viel Wissenswertes über den talentierten Baumeister erfahren.

„Der Biber ist ein Indikator dafür, dass ein Ökosystem funktioniert. Und da, wo sich der Biber ansiedelt, schafft er einen Lebensraum für viele andere Tiere und Pflanzen. So gesehen hat er eine Schlüsselfunktion“, erläutert Alexander Brillen vom Naturparkzentrum Wachtendonk.
Nachdem eine Biber-Wanderung im letzten Sommer den Anstoß gab und Brillen schließlich die Projektidee der Schulleitung vortrug, fiel der Startschuss im Herbst: fächerübergreifend haben die Schüler in Gruppen die vielen Facetten des Bibers herausgearbeitet. So erfahren Besucher unter anderem, wo sich Biberfamilien in Wachtendonk angesiedelt haben, wie er mit seinen Zähnen den Baum zerschneidet, wie die Familien organisiert sind oder auch welche Bedrohungen es für ihn gibt.

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„Biber-Raps“

Für die Wissensvermittlung haben die Schüler unterschiedliche Wege gewählt: Nicht nur bekommen Interessenten Infos durch Plakate und dazugehörige Videos, in den die Schüler diese erklären. Für einen runden Ausstellungsbesuch haben die Schüler auch ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und zusätzlich E-Books und Stop-Motion-Filme kreiert, in denen sie Abenteuer des und Interviews mit dem Biber präsentieren. Ein eigenhändig geschaffener Biber-Bau liefert weiteren Anschauungswert. Ein Highlight der Ausstellungseröffnung waren die beiden in Eigenregie geschriebenen „Biber-Raps“, die die Schüler mit ein wenig Nervosität, aber vor allem mit viel Spaß vortrugen. Der Beifallssturm danach galt aber nicht nur dem gelungenen Auftritt, sondern ebenso dem vielen Herzblut, das die Schüler in ihre Ausstellung gesteckt haben.

Und wie Schulleiterin Susanne Lambertz erzählt, war die Arbeit manchmal auch ein wenig frustrierend für die Schüler. „Zum Beispiel mussten wir die Plakate teilweise noch einmal neu gestalten.“ Aber so etwas gehöre zum Prozess eben dazu: „Es geht ja auch darum, Methode zu üben.“

Wissen, das Spaß macht

„Ich finde es ganz wunderbar, wenn Schüler ein Naturthema so intensiv behandeln und damit noch etwas schaffen, was auch andere sehen können. Ich denke, das ist sehr motivierend für die Schüler und ein gutes Beispiel für eine gelungene Kooperation“, sagt Bürgermeister Paul Hoene. Selbst aktiv zu werden anstelle nur etwas zu lesen, das sei der beste Ansatz. „Ich denke, das ist der Schlüssel, wie man Kindern Wissen langfristig beibringen kann.“
Dieser Meinung schließt sich Michael Puschmann, Geschäftsführer des Naturparks Schwalm-Nette, an. Ihm ist die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen sehr wichtig. Bereits kurz nach der Gründung der Schule hatte die Zusammenarbeit mit dem Naturpark begonnen. „Wir stellen seit vielen Jahren fest, dass der Bezug der Kinder zur Natur leider immer weiter verloren gegangen ist.“ Man versuche daher, dem mit verschiedensten Mitteln entgegenzuwirken, Ein anderes Projekt in diese Richtung ist das Naturpark-Kita-Projekt. Auch in Wachtendonk wurde bereits eine Kita zertifiziert.

Die Neugründung der Schule 2020 sei jedenfalls eine gute Gelegenheit gewesen, diesen Ansatz fortzuführen. In diesem Kontext lobt er Lambertz‘ Engagement. Aber auch angesichts seiner Erfahrung im gesamten Wirkungsbereich des Naturparks hebt Puschmann hervor: „Trotz all der Digitalisierung und der Technikbegeisterung der jungen Menschen kann man sie ebenfalls für Naturthemen begeistern. Hat man sie einmal an der richtigen Stelle abgeholt, funktioniert es.“

Anschauungsmaterial für Besucher

Vor allem erlebnisorientierte und praxisnahe Projekte wie jenes, das zur aktuellen Ausstellung geführt habe, sei von großer Bedeutung für eine nachhaltige Umweltbildung. Ein Beispiel sind dabei noch die zwei von Bibern hinterlassenen Baumstümpfe, die nicht nur den Ausstellungsbesuchern Anschauungsmaterial liefern. Laut Puschmann sei so etwas auch für die Schüler eine tolle Sache: „Die Haptik ist für Kinder sehr wichtig. Das kann ein Smartphone nicht ersetzen.“ Dasselbe gelte für den Kontakt mit kleinen Tieren, wie Fröschen.
Die Ausführungen über die Errichtung des Bieberbaus von Leo, dem Klassensprecher der sechsten Klasse, lassen vermuten, dass die Schüler es genauso sehen. „Es war harte Arbeit in den letzten Wochen, aber es hat auch einen Riesenspaß gemacht.“ Bis Februar gelten folgende Öffnungszeiten: dienstags bis freitags, 9 bis 12.30 Uhr sowie 13 bis 17 Uhr. Die gleichen Zeiten gelten ab März jeweils dienstags bis sonntags sowie feiertags.

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