GOCH. „Wir können Wege aufzeigen, aber entscheiden muss die Frau. Erfolg ist schon, wenn sie es geschafft hat, zu uns zu kommen.“ Fast 21 Jahre lang, seit Dezember 2000, hat Hildegard Wolff bei der Frauenberatungsstelle Impuls Hilfe suchenden Mädchen und Frauen zur Seite gestanden – nun geht sie vorzeitig in den Ruhestand.

Mehr Zeit haben für die Familie und für Reisen, das sind ihre Beweggründe. „Ich habe immer gerne hier gearbeitet“, betont die 61-Jährige, „aber phasenweise war es auch sehr anstrengend.“ Zunächst reduzierte sie ihre Arbeitszeit und dann sei ihr irgendwann klar geworden, dass sich beides nicht mehr vereinbaren lasse. Missen möchte Hildegard Wolff die Jahre bei der FBS Impuls keinesfalls: „Ich bin mit meinem Tun gewachsen, es war eine unglaublich bereichernde Zeit und ich habe viel gelernt.“ Die ersten Pressetermine und Veranstaltungen seien ihr damals noch schwer gefallen: „Das kann man ja nicht auf Anhieb“, erinnert sich Hildegard Wolff an das Lampenfieber. Und sie habe zu schätzen gelernt, was sie habe. Denn es sei einfach unglaublich, was sich Menschen im Namen der Liebe alles antun könnten. Häusliche Gewalt beziehungsweise sexualisierter Gewalt sind denn auch die Themen, die bis heute den Großteil der Beratungstätigkeit ausmachen.

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Kein direkter Weg

Ihr Weg hat Hildegard Wolff nicht direkt zur Frauenberatungsstelle geführt. „Eigentlich bin ich berufsfremd“, sagt sie. Als Soziologin, mit einer vorher absolvierten kaufmännischen Ausbildung im Rücken, sei sie nach Ende ihres Studiums 1988 oft arbeitslos gewesen. Es folgten verschiedene Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und schließlich eine zweijährige Tätigkeit in einer anderen FBS. „Das war quasi meine Eintrittskarte“, blickt sie auf die Anfänge in Goch, damals noch in Räumen am Markt 15, zurück. Zunächst war ihre Stelle befristet und die Finanzierung der FBS keineswegs gesichert: „Anfangs haben sich nur drei Kommunen beteiligt, ein Großteil unserer Arbeit musste über Spenden laufen, irgendwann war das Geld natürlich aufgebraucht.“ Doch immer wieder sei dann doch noch Geld hereingekommen. „Man lernt eben Gelder zu akquirieren und Spenden zu sammeln“, so Hildegard Wolff, „bis auf das erste Jahr hatte ich nie Angst, dass wir es nicht hinbekommen.“

Hieß es in der ersten Zeit noch oft „wir brauchen keine FBS, das gibt‘s bei uns auf dem Land nicht“, werde die Arbeit seit vielen Jahren kreisweit gut anerkannt. Mittlerweile beteiligen sich auch alle 16 Kommunen des Kreises Kleve an der Finanzierung der FBS Impuls. Im Laufe der Jahre sind aus zuerst 1,5 Stellen dann auch 2,5 Stellen (mit zusätzlicher Bürokraft) geworden.

Kein Beistand auf Distanz

Die Corona-Pandemie hat die Beratungssituation noch einmal viel schwieriger gemacht, besonders bei sexualisierter Gewalt: „Beistand leisten auf Distanz, das geht nicht“, stellt Hildegard Wolff klar. Und so hat sie sich unter allen möglichen Vorsichtsmaßnahmen trotzdem mit Klientinnen getroffen, um Unterstützung in einer für die Frauen schlimmen Situation leisten zu können. Das war immer ihr Anspruch: Die Frauen nicht lange warten lassen und einen guten ersten Kontakt herstellen. Hildegard Wolff ist stolz darauf, dass sie die FBS Impuls mit aufgebaut hat: „Jetzt kann ich mit einem guten Gefühl gehen, es hat bis zum Ende Spaß gemacht.“

Mit ihrem Weggang läutet Hildegard Wolff einen Generationenwechsel in der FBS Impuls ein. Ihre Nachfolgerin Laura Zwar wird das Team ab August verstärken; ihre Kollegin Maria Peeters wird noch bis 2022 bleiben. Marion Claaßen und Maren Haukes-Kamann beraten weiterhin bei der FBS Impuls. „Ich bin als erste gekommen und gehe jetzt als erste“ – Hildegard Wolff ist mit ihrer Entscheidung im Reinen. Sie weiß: Wichtig ist vor allem, dass es für betroffene Mädchen und Frauen die Möglichkeit zur Hilfe gibt.

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