GELDERN. Die katholische Kirchengemeinde St. Maria Magdalena in Geldern hat sich angesichts der Umstände zu Weihnachten etwas Besonderes einfallen lassen. Neben dem eingeschränkten Gottesdienst veröffentlichen die Verantwortlichen an Heiligabend ab 15 Uhr auf der Homepage der Pfarrei ein Video. Mit diesem können alle, die an den Feiertagen die Kirche nicht besuchen können oder wollen, an einem Gottesdienst der besonderen digitalen Art teilnehmen. Im Zentrum: Eine Gelderner Version der Weihnachtsgeschichte.

Es ist dunkel und fast menschenleer draußen auf dem Gelderner Markt, während Pfarrer Heiner Dresen im Cacadoo vor den Kameras die Weihnachtsgeschichte liest. Auf dem Tisch steht eine Krippe, immer wieder blickt er beim Lesen vom Buch auf, hin zu den Kameras und dadurch mittelbar in die Augen der Zuschauer. Im Hintergrund sorgt Pfarrer Christian Olding dafür, dass die Technik funktioniert.

-Anzeige-

Es sind die Dreharbeiten zu einer Art digitalen Gottesdienst. Der fertige Film soll zwischen 30 und 45 Minuten lang sein. Darin werden die Zuschauer nicht nur die Weihnachtsgeschichte hören, sondern auch Musik und Predigten sowie die dazu passenden, extra in Geldern gedrehten Szenen sehen.

Traditionelle Musik und moderne Spielszenen

Angefangen hat die Produktion schon in der Kirche – mit einer Solo-Sopranistin und einem Vokalquartett. „Zu einem guten Weihnachtsfest gehört gute Musik“, sagt Olding. „Wir haben uns für die Klassiker der Weihnachtszeit entschieden“, darunter das obligatorische „Stille Nacht, heilige Nacht“.

Mit zwei jugendlichen Darstellern aus der Gemeinde als Maria und Josef drehten die beiden Pfarrer auch schon die entscheidenden Szenen der Weihnachtsbotschaft über Geldern verteilt. Die Darsteller selbst haben keinen eigenen Dialog, sondern spielen die Szenen, während die Weihnachtsgeschichte aus dem Off heraus erzählt wird.

Dabei geht es keinesfalls um eine durch und durch klassische Version der Weihnachtsgeschichte. Denn die gespielten Szenen sind bewusst modern und lokal gestaltet: „Wir haben eine Szene im Ja-Hotel gedreht, wo Maria und Josef abgewiesen werden“ erzählt Dresen. Die Darsteller, darunter auch die Hirten, sind nicht historisch gekleidet, genauso wenig wie die Drehorte historisch ausstaffiert wurden. Das spart zum einen Aufwand und Mittel und gibt der Geschichte zum anderen einen frischen Anstrich.

Und auch wenn sich Dresen und Olding über die weiteren Drehorte ausschweigen, hält das gewollt die Überraschung für die Zuschauer aufrecht.

Ideenfindung

Am Anfang stand die Idee. So sprach Dresen Olding irgendwann auf seinen Gedanken an, ob sie nicht zu Weihnachten etwas Digitales machen sollten. „Wenn Christian von Digitalem hört, ist er schnell dafür zu haben“, scherzt Dresen. Dann aber geriet die Idee wieder in den Hintergrund, bis im Team von einem Hausgottesdienst für Weihnachten im Pfarrbrief die Rede war.

Als Dresen wieder auf seine Idee zurückkam, verknüpften er und Olding erneut den digitalen Gedanken mit einem Gottesdienst. „Dann haben wir im Cacadoo gesessen und an zwei Morgen unser Brainstorming gemacht.“ Da ihnen das Lokal sehr gut gefällt, entschieden sie sich dazu, ihre Moderation gleich hier umzusetzen.

Arbeiten mehrere Menschen an einem Projekt, verteilen sich meist bestimmte Rollen wie von selbst. Dresen sagt mit einem Lachen: „Ich bin meist derjenige, der eine Idee hat und damit über das Ziel hinausschießt. Christian ist dann derjenige, der das ganze technisch und filmisch hinbekommen muss.“ Beide seien sie zwar kreativ tätig, das Equipment für den Dreh jedoch gehört Olding, entsprechend ist auch er derjenige, der sich besonders um die Technik kümmert.

Digitale Erfahrung

Von Vorteil für das neue Projekt ist Oldings Erfahrung mit den V-Gottesdiensten. „Wir haben bis jetzt immer gestreamt, da wir keinen Gottesdienst ausfallen lassen wollten und auch die Glaubensabende führen wir alle als Stream durch“, sagt Olding. Das Problem sei in diesem Fall nur, dass ein Stream an Heiligabend so aufwendig geworden wäre, dass es überhaupt nur einen Gottesdienst in der Gemeinde hätte geben können. „Die Entscheidung war, dass wir den Leuten die persönliche Begegnung in den Gottesdiensten ermöglichen wollen. Da war klar, wir können nur etwas Digitales vorproduzieren“, erläutert Olding.

Das Video kann ab Heiligabend unter www.st-mariamagdalena-geldern.de gefunden werden.

Vorheriger ArtikelVorfreude mit dem elf on a shelf
Nächster Artikel4.217 bestätigte Corona-Infektionen