Ipsen-Mitarbeiter bangen um ihre Jobs

Der Konzern kündigte einen radikalen Stellenabbau an. Dagegen demonstrierten die Mitarbeiter nun

KLEVE. Für die Belegschaft der Ipsen International GmbH stand am 29. Juli die Welt still. An jenem Tag gab die Geschäftsführung des Unternehmens bekannt, 160 Stellen am Klever Standort abbauen zu wollen. „Seitdem haben Sie Existenzangst. Das ist eine lange Zeit der Ungewissheit“, sagte Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing am Dienstagmorgen zur Belegschaft. Diese hatte sich vor dem Ipsen-Gebäude an der Flutstraße versammelt, um gegen den geplanten Stellenabbau zu demonstrieren.

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“Sterben auf Raten?” Die Ipsen-Belegschaft protestierte deutlich gegen das Vorhaben der Geschäftsführung. NN-Foto: SP

Von einem „Sterben auf Raten“ sprach der Betriebsrat am Dienstagmorgen. Die Geschäftsführung plane, den Bau von Vakuumöfen nach Rockford in die USA zu verlagern, obwohl dort gar nicht ein vergleichbarer Qualitätsstandard erreicht werden könne, wie Betriebsratsvorsitzender Werner Schulte klarstellte. In Amerika fehle einfach das notwendige technische Know-How, mit dem der deutsche Standort immer wieder gepunktet habe.

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Mitarbeiter nicht miteinbezogen

Vor allem ärgerten sich die Ipsen-Mitarbeiter aber darüber, dass ihnen die Entscheidung des Stellenabbaus als alternativlos präsentiert worden wäre, obwohl es dieser nach Meinung des Betriebsrates nicht sei. Zudem verstoße die Geschäftsführung gegen geltende, deutsche Gesetze. „Man hätte zunächst den Gewerkschaftsausschuss miteinbeziehen müssen, aber das wollte man gar nicht. Man wollte uns vor vollendete Tatsachen setzen“, war Schulte überzeugt. Bis heute wüssten die Mitarbeiter nicht, wer vom Stellenabbau direkt betroffen sei. „Es betrifft aber alle Abteilungen“, sagte Schulte.

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Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing sprach bei der Demonstration zur anwesenden Belegschaft. NN-Foto: SP

Northing erinnerte in ihrer Rede an den letzten großen Stellenabbau bei Ipsen im Jahr 2009, als 150 Arbeitsplätze abgebaut wurden, und an die Feier zum 60-jährigen Jubiläum des Unternehmens, das als Familienbetrieb begann. Da habe man die Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern gesehen. „Doch was ist davon geblieben?“, fragte Northing. Ein Vorschlag eines gemeinsamen Gesprächs sei von der Geschäftsführung im Juli ausgeschlagen worden. Nach ihrer Ankündigung, an der Demonstration der Mitarbeiter teilnehmen zu wollen, sei ihr nun allerdings ein  Gesprächstermin unterbreitet worden. Die Mitarbeiter hätten also bereits etwas bewegt.

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