Schiedsrichter
Ramón Falke leitet ab der kommenden Saison Spiele in der Oberliga. NN-Foto: Rüdiger Dehnen

KREIS KLEVE. Als Leon Fischermans aus Geldern sein erstes Fußball-Spiel leitete, war er gerade mal zehn Jahre alt. „Mein Vater war damals Trainer in der Mannschaft meines Bruders und hat mich gefragt, ob ich das nichtmal machen möchte. Das hat meine Leidenschaft geweckt“, sagt der heute 18-Jährige. Seitdem ging seine Karriere steil bergauf: Nach Einsätzen im Jugendbereich schaffte er bereits mit 17 Jahren den Sprung zu den Senioren. Ab der kommenden Saison wird er sogar Spiele in der Landesliga pfeifen. Damit gehört er gemeinsam mit Lars Aarts (Goch/Regionalliga), Stefan van Wickeren (Uedem/Oberliga) und Ramón Falke (Kerken/Oberliga) zu den vier Aufsteigern des Fußballkreises Kleve-Geldern in diesem Jahr.

Im Seniorenbereich hat sich Fischermans schon jetzt gut etabliert. „Alle haben mich als Schiedsrichter sehr gut angenommen. Manche schauen aufgrund meines jungen Alters schonmal komisch, aber ich habe noch keine negativen Erfahrungen gemacht“, sagt Fischermans. Wichtig sei wahrscheinlich dabei gewesen, dass er immer viel Selbstsicherheit auf dem Platz ausgestrahlt habe. „Die Spieler haben gesehen: Der pfeift nicht zum ersten Mal“, erklärt der angehende duale Fitnessökonomie-Student. Dabei habe ihm auch geholfen, dass er zuvor einige Spiele bei den Alten Herren gepfiffen habe. „Das ist schon eine sehr spezielle Kiste, aber auch da habe ich mich ganz gut etabliert“, sagt Fischermans.
Nun möchte er sich in der Landesliga positionieren und etablieren. „In zwei Jahren möchte ich dann Landesliga unter Beobachtung pfeifen“, sagt der 18-Jährige. Die Oberliga sei dann sein nächstes Ziel; langfristig möchte er aber zumindest in die Regionalliga.

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Dort ist Lars Aarts jetzt angekommen. Seit 2008 ist der Gocher, der für den SV Asperden pfeift, als Schiedsrichter aktiv. Seine Leidenschaft entdeckte er in einer Schiedsrichter-AG an der Gesamtschule Mittelkreis in Goch. Schnell stellte er sein Talent unter Beweis und stieg kontinuierlich auf. Seit fünf Jahren pfeift er bereits in der Oberliga und durfte schon hitzige Begegnungen wie das Essener Stadtderby zwischen ETB SW Essen und dem FC Kray leiten. „Solche Spiele vor mehr als 1000 Zuschauern zu pfeifen, war ein langersehnter Traum von mir“, sagt Aarts. Er sei sehr dankbar dafür, dass die Schiedsrichterei ihm das ermöglicht habe: „Als Fußballer wäre ich nie so weit gekommen.“

Jedes Spiel genießen

Von der Schul-AG zum Regionalliga-Schiedsrichter: Lars Aarts hat es in die vierthöchste Spielklasse im Fußball geschafft. Foto: privat

Ab der nächsten Saison ist Aarts in ganz Nordrhein-Westfalen als Schiedsrichter in der Regionalliga West unterwegs. Auch hier hofft der 26-Jährige auf große Namen. „Dort sind Mannschaften wie Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen, FC Schalke 04 II oder Rot-Weiß Oberhausen unterwegs. Ich freue mich, auf jedes Spiel, das kommt und werde jedes Spiel hoch konzentriert angehen und genießen“, sagt Aarts. Aufgrund seines Alters werde er wohl nicht mehr viele Ligen weiter nach oben klettern können. „Dafür bin ich mit 26 Jahren als Aufsteiger in die Regionalliga schon zu alt“, sagt Aarts. Für ihn hätten sich aber schon jetzt seine gesteckten Ziele, für die er mit fünf Sport-Einheiten à 90 Minuten plus regelmäßiges Auffrischen der Regelkenntnisse und Analysen seiner Spiele viel Zeit investiert hat, erfüllt.

Für Ramón Falke aus Kerken haben sich die Strapazen ebenfalls gelohnt: Mit 21 Jahren darf er ab der kommenden Saison Spiele in der Oberliga leiten und in der Junioren-Bundesliga als Schiedsrichter-Assistent assistieren. „Damit habe ich schon jetzt mein großes Ziel erreicht“, sagt Falke, der erst vor fünf Jahren den zentralen Anwärterlehrgang an der Sportschule Duisburg-Wedau absolvierte und mit 18 sein erstes Spiel in der Kreisliga pfiff. Seitdem durfte Falke schon einige interessante Begegnungen auf seiner Highlight-Liste notieren. „Sehr interessant waren die Testspiele zwischen dem VfB Homberg und FC Schalke 04 sowie zwischen dem SV Sonsbeck und Fortuna Düsseldorf, als Fortuna in die Bundesliga aufgestiegen ist. Zu sehen, wie Friedhelm Funkel (damaliger Trainer von Fortuna Düsseldorf; Anm. d. Red.) seine Mannschaft an der Seitenlinie coachte und welche Rolle der Trainer spielt, war sehr faszinierend“, sagt Falke. Nun möchte er sich erstmal auf seinen Start in der Oberliga und der Junioren-Bundesliga fokussieren und gute Leistungen zeigen, um vielleicht sogar noch höher hinaus zu kommen.

Durchhaltevermögen

Als Stefan van Wickeren aus Uedem 2012 den Anwärterlehrgang zum Schiedsrichter absolvierte, musste er noch von den Vereinsverantwortlichen überredet werden. „Ich habe damals für die A-Jugend von Fortuna Keppeln gespielt und stand dann vor der Entscheidung: Schiedsrichter oder weiter spielen in der ersten Mannschaft“, sagt van Wickeren. Im Laufe der Zeit habe er jedoch immer mehr Gefallen an seiner Tätigkeit als Schiedsrichter gefunden. „Anfangs dachte ich mir nach ein oder zwei Spielen, in denen gepöbelt wurde: Warum tue ich mir das an? Aber ich habe durchgehalten und es hat sich gelohnt“, sagt van Wickeren.

Anwärterlehrgang
Der nächste Anwärterlehrgang zum Schiedsrichter des Fußballkreises Kleve-Geldern startet am Samstag, 29. August, und beinhaltet zwei Präsenz- und drei freiwillige Online-Seminare. Am 12. September findet die Prüfung statt. Das Mindestalter für die Teilnahme am Lehrgang beträgt 14 Jahre. Aktive Schiedsrichter dürfen sich über Spesen, gratis Fortbildungen und freien Eintritt zu allen Fußballspielen freuen. Anmeldungen nimmt der Kreis-Schiedsrichter-Lehrwart Rolf Camps per E-Mail an rolfcamps@aol.com oder unter Telefon 0172/8157509 entgegen. Weitere Infos online unter www.werdeschiedsrichter.de.

Nach drei Jahren in der Landesliga, in der er in der vergangenen Saison gute bis sehr gute Leistungen zeigte, stieg er nun ebenfalls in die Oberliga auf, was auch sein langfristiges Ziel war. „Ich hoffe nun auf tolle Spiele und vielleicht auf ein paar coole Derbys“, sagt van Wickeren. Sein Ziel seien gute Leistungen „in einem höchst anspruchsvollen Job zu zeigen, in dem es immer darum geht, schnell wichtige Entscheidungen zu treffen“, sagt der Chemie-Doktorant. Ein kleines, weiteres Ziel habe er allerdings noch: „Für einen Aufstieg in die Regionalliga bin ich wohl mittlerweile zu alt, aber als Schiedsrichter-Asisstent dorthin zu kommen, wäre noch ein Traum.“

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