Kirche im Umdenkungsprozess

Weihbischof Lohmann zum „synodalen Weg“, Corona-Pandemie und Priestermangel am Niederrhein

XANTEN. Angestoßen durch den Missbrauchsskandal beschäftigt sich die Katholische Kirche mit vielen Fragen zur Zukunftsgestaltung. In einer Synode wollen rund 250 Mitglieder der Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken sowie anderer Gremien offen den „synodalen Weg“ beschreiten. Vom ersten Treffen am 30. Januar in Frankfurt war Weihbischof Rolf Lohmann sehr hoffnungsvoll nach Hause zurückgekehrt. „Wir haben sehr offen miteinander diskutiert und miteinander gerungen und ich habe große Hoffnung, dass trotz einiger Bedenken eine Belebung der Kirche durch Reformen möglich ist“, so sein Rückblick.

Weihbsichof Rolf Lohmann zur akutellen Situation der Kirche. NN-Foto: L. Christian

Vom ersten Treffen am 30. Januar in Frankfurt war Weihbischof Rolf Lohmann sehr hoffnungsvoll nach Hause zurückgekehrt. „Wir haben sehr offen miteinander diskutiert und miteinander gerungen und ich habe große Hoffnung, dass trotz einiger Bedenken eine Belebung der Kirche durch Reformen möglich ist“, so sein Rückblick.
Die Corona-Pandemie macht das erneute geplante große Treffen nicht möglich, doch in gemischt besetzten kleineren Arbeitskreisen wird der Austausch weiter fortgeführt.

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Lösungsansätze für vier vierschiende Themenbereiche finden

Bis Herbst 2022 sollen Lösungsansätze zu folgenden Themenfeldern gefunden werden:
1. Wie ist die Rolle des Pfarrers und seine Leitung innerhalb der Kirche. Wie steht es um Macht, Partizipation und Gewaltenteilung bei Entscheidungsprozessen?
2. Ist die Sexualmoral der Kirche zeitgemäß und noch immer relevant? Bedarf sie Veränderungen angesichts veränderter Lebenswirklichkeit?
3. Muss die priesterliche Lebensform und das Zölibat Bedingung bleiben für geweihte Priester oder ist viri probati (verheiratete Männer, die jetzt auch schon Diakondienst versehen dürfen) denkbar?
4. Sollen Frauen für mehr Dienste und Ämter in der Kirche zugelassen werden?
Bei aller Offenheit zu diesen Fragen gibt Weihbischof Lohmann zu, dass man als „Weltkirche“ selbstverständlich in vielen Punkten eine Übereinstimmung mit dem Papst erreichen muss, um Veränderungen herbeizuführen. Der sei allerdings auch offen und habe eine Kommission eingesetzt, die diese Themen erläutert.

Corona-Pandemie

Wie die ganze Gesellschaft, habe Covid 19 auch die Kirche „kalt erwischt“, gibt der Weihbischof zu. Alle Verschwörungstheorien hält er für Nonsens. Es habe gute Abstimmungen gegeben zwischen Staat und Kirche auf allen Ebenen, bekräftigt er. „Vor allem bin ich überrascht, wie viele Ideen aus der Gemeinde heraus kamen. Zum Beispiel wurden Gottesdienstvorlagen entwickelt, damit Familien zuhause gemeinsam feiern können. Diese wurden sehr gut abgerufen.“, nennt er ein Beispiel. Er lobt auch das Enagement von zahlreichen Jugendverbänden und Vereinen, die Hilfsangebote für Ältere und Kranke auf die Beine gestellt haben. Internet und soziale Medien hätten eine große Rolle gespielt und würden sicherlich auch in Zukunft nicht mehr wegzudenken sein.

Personelle Situation

„Wir sind ganz eng gestrickt in der personellen Situation am Niederrhein“, gibt Weihbischof Lohmann unumwunden zu. 776 Priester sind für das Bistum Münster im Einsatz. Der Weihbischof erinnert sich daran, dass es in seiner Anfangszeit noch 1.000 waren. Gerade mal zwei wurden in diesem Jahr geweiht. So wird zwar in Xanten kein neuer Kaplan eingesetzt, aber immerhin ein „rüstiger“ Priester, der nach Xanten zieht und ein Weltpriester – Ersatz für die Vakanz in der Pfarrei Marienbaum und für Kaplan Potowski. Auch in Kevelaer kann die Kaplan-Stelle nicht neu besetzt werden, ebenso wenig werden Pfarrer für St. Willibrord Kleve und für die Gemeinde Gocherland gefunden.

„Wir dürfen uns nicht auf den priesterlichen Dienst fixieren“, fordert Lohmann auf und nennt positive Beispiele aus Xanten, Alpen und Geldern, wo immer mehr Gläubige als Gottesdiensthelfer ausgebildet werden. Die Eucharistie­feier wird als Höhepunkt gesehen, aber vor Ort gibt es weiter regelmäßig Wortgottesdienste. Doch Lohmann ist realistisch: „Wir haben nicht nur Priestermangel, sondern auch Mangel an Gläubigen und an Einnahmen. Alleine im Bistum Münster müssen wir 34 Millionen Euro einsparen.“ Kirchenschließungen lehnt er ab am Niederrhein. Umwidmungen hat es schon einige gegeben, zum Beispiel für Begräbnisstätten oder Nutzung für Kindergärten.

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