GOCH. Seit seiner Gründung erhält das Museum Goch Schenkungen, die dann die Sammlung des Hauses bereichern. So kamen vor Jahrzehnten auch fünf Daguerreotypien hinzu, die Gocher Persönlichkeiten aus den Familien Fonck, Moeselagen und Janssen zeigen.

„Wir haben einen Förderantrag beim Land Nordrhein-Westfalen gestellt, um diese Daguerreotypien umfassend restaurieren lassen zu können“, berichtet Jasmin Schöne vom Museums-Team. Dieser Antrag wurde positiv beschieden, so dass die einzigartigen Darstellungen in Kürze in eine Spezial-Werkstatt für Fotografie nach Wuppertal gebracht werden können. Denn die historischen Bilder hatten in den vergangenen Jahren stark gelitten.

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Zwei der Abbildungen zeigen Alaida Moeselagen und Aegidius Moeselagen. Fotos: Museum Goch

Bildgebungsverfahren

„Eine Daguerreotypie ist im strengen Sinn keine echte Fotografie“, erklärt Jasmin Schöne, „es gibt nur eine Platte und man kann keine Abzüge machen; es ist also eher ein frühes Bildgebungsverfahren.“ Entwickelt hat es der französische Maler Louis Daguerre, der es dann 1839 der Öffentlichkeit vorstellte. Bis in die 1850er-Jahre wurde es in Europa angewandt, dann aber von anderen Verfahren abgelöst. Bei der Daguerreotypie wurde eine versilberte Metallplatte mit verschiedenen Chemikalien behandelt, damit sie lichtempfindlich wurde. Anschließend wurde die Platte mit dem gewünschten Motiv belichtet und mit Quecksilberdämpfen entwickelt. Durch die chemische Reaktion entstand eine Abbildung, die allerdings sehr empfindlich war.

“Wie ein Medaillon”

Zum Schutz vor Berührungen oder anderen äußeren Einflüssen, wurden die Platten – eingefügt in ein Passepartout und zusätzlich luftdicht verklebt – hinter Glas präsentiert. „Das konnte dann wie ein Medaillon aussehen“, beschreibt Jasmin Schöne. Im Laufe der Zeit konnten diese Platten auch oxidieren, zum Beispiel, wenn das Glas porös wurde.
„Unsere Daguerreotypien sind offenbar irgendwann einmal mit Wasser in Berührung gekommen; das ,Gummi Arabicum’ zum Abdichten scheint brüchig geworden zu sein, so dass man sie neu gerahmt hat“, erzählt Jasmin Schöne.

Zerstörungsprozess aufhalten

Vor drei Jahren wurden die Daguerreotypien letztmalig bei der Ausstellung „Ich schau Dich an“ präsentiert. Der Künstler Martin Lersch hatte im Café des Museums Migranten portraitiert – diese Zeichnungen wurden historischen Bildnissen der Museums-Sammlung gegenüber gestellt, darunter auch die fünf Daguerreotypien. Damals war schon klar, dass ihr Allgemeinzustand nicht mehr der beste war. Es hatten sich Blasen gebildet, die Abbildungen waren nicht mehr klar zu erkennen; sie wirkten wie ein blinder Spiegel. „Wenn wir den Zerstörungsprozess aufhalten wollen, dann muss das Wasser komplett entfernt werden und die Platten müssen wieder luftdicht verschlossen werden“, so Jasmin Schöne, „deshalb haben wir uns zur Restaurierung entschlossen.“ Wenn die Arbeiten an den empfindlichen Platten abgeschlossen sind, können sie wieder in neuem Glanz erstrahlen und einen Blick in die Gocher Vergangenheit bieten.

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