Gedenktafel in Rees erinnert an Bootsunglück von 1949

Gemeinschaftsprojekt des Geschichtsvereins Ressa und der Stadt Rees auf der Rheinpromenade

Bootsunglück Rees
Einweihung der Gedenktafel: (v. l.) Sigrid Mölleken, Dieter Roos, Heinz Wellmann, Mariehilde Henning, Andreas Böing, Klaus Kuhlen und Cäcilie Diederichs auf der Rheinpromenade. NN-Foto: MB

REES. Dieter Roos ist sechs Jahre alt, als er in der Nacht zum 27. Dezember 1949 durch laute Rufe wach wird. Später erfährt er: Es sind die Hilfeschreie von 16 jungen Menschen, die im Rhein bei Rees zu ertrinken drohen. Für zehn kommt jede Hilfe zu spät, die 16- bis 24-Jährigen verlieren ihr Leben. An das folgenreichste Bootsunglück bei Rees in der Stadtgeschichte erinnert künftig eine Gedenktafel, die der Geschichtsverein Ressa in Kooperation mit der Stadt an der Rheinpromenade installiert hat.

Die Initiative dazu ging von Dieter Roos selbst aus, der sich an den 2. Vorsitzenden von Ressa, Klaus Kuhlen, wandte. Dieser ist selbst Zeitzeuge, bekam von dem Bootsunglück bei Rees zwar nichts mit, kann sich jedoch „noch gut an die bedrückende Stimmung am nächsten Tag erinnern“.

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Bootsunglück bei Rees rund 30 Minuten nach Mitternacht

Der tragische Vorfall ereignet sich rund eine halbe Stunde nach Mitternacht. Im Ausflugslokal auf der Reeserschanz auf der linken Rheinseite findet eine Tanzveranstaltung statt. Eine 16-köpfige Gruppe will mit einem nur 4,80 Meter langen und 1,40 Meter breiten Holzboot nach Rees übersetzen. Durch starken Wind und hohen Wellengang nimmt der „altersschwache Kahn“, wie ihn Kuhlen beschreibt, der völlig überlastet und nur schwer steuerbar ist, schnell Wasser auf.

In der Mitte des Rheins, auf Höhe des Rheinhotels Disch, sinkt der Kahn schließlich. Fährmann Gerhard Hürkens und seine beiden Söhne, von einem Polizisten alarmiert, können mit ihrem Fährboot zwei Personen retten, vier weitere schaffen es, sich ans Reeser Ufer zu retten. Von den zehn verbleibenden Teilnehmern der Überfahrt fehlt jede Spur, auch die Wasserschutzpolizei, die mit zwei Booten anrückt, kann sie nicht finden.

Überlebender sprach nie über die Unglücksnacht

Einer der Überlebenden ist Helmut „Mutje“ Diederichs, der ans Ufer schwimmen konnte. Er lief sofort nach Hause, zog sich um und legte sich ins Bett. Erst als die Polizei bei der Familie klingelte und seine Mutter über den mutmaßlichen Tod ihres Sohnes informierte, wurde sein Überleben bekannt. „Er hat nie über die Nacht gesprochen“, sagt seine 90-jährige Witwe Cäcilie Diederichs bei der Einweihung der Gedenktafel. Diese ist laut Heinz Wellmann, Vorsitzender von Ressa, „ein Puzzleteilchen“ in der Historie der Stadt Rees, das der Geschichtsverein nun in Erinnerung an das Bootsunglück bei Rees gelegt hat. Auf der Tafel, die am Geländer der Rheinpromenade in Höhe „Op de Poort“ angebracht ist, stehen neben einem Infotext auch die Namen und das Alter der zehn Verstorbenen.

Fährfahrt und Film
Der Reeser Geschichtsverein Ressa erinnert am Samstag, 7. März, an die Rheinüberquerung der Alliierten am 23. März 1945. Bei der Exkursion geht es ab 14 Uhr zunächst mit der Fähre „Rääße Pöntje“ zum linken Rheinufer. Dort erläutern Heinz Wellmann und Klaus Kuhlen, 1. und 2. Vorsitzender des Vereins, wie britische, kanadische und amerikanische Truppen vor 75 Jahren zwischen Wesel und Emmerich die natürliche Grenze des Rheins überwinden konnten. Im Anschluss zeigt der Geschichtsverein im Kolpinghaus den 50-minütigen Dokumentarfilm „A Battalion in Battle“ über die schweren Kämpfe in Rees, Groin und Aspel. Die Fährfahrt und der Film sind ein kostenloses Angebot für alle Ressa-Mitglieder. Für Nicht-Mitglieder gibt es eine begrenzte Zahl an Plätzen, die jeweils vier Euro kosten. Dafür ist eine schriftliche Anmeldung bis zum 5. März per Mail an info@ressa.de erforderlich.

Tafel als Mahnung und Warnung

Wellmann sieht sie aber auch als Mahnung und Warnung: „Laut der DLRG sind im vergangenen Jahr mehr als 400 Menschen bundesweit im Rhein ertrunken. Das zeigt, dass der Strom zwar schön, aber auch gefährlich ist.“ Für ihn, sagt Wellmann weiter, sei das Schild zudem ein Mahnmal an die Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken sind „auf dem Weg zu uns“.

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