Streuobst
Christian Chwallek (l.) vom Nabu und Alpens Bürgermeister Thomas Ahls eröffneten den Lehrpfad auf der Streuobstwiese auf dem Ratsbongert in Alpen. Zu sehen ist eine von zwei großen Schautafeln. NN-Foto: Thomas Langer

ALPEN. Spaziergänger und Radfahrer haben ihn vielleicht schon auf dem Alpener Ratsbongert gesehen: den „Lehrpfad Niederrheinische Streuobstwiese“. Er ist eine neue Ergänzung zur bestehenden Wiese und stellt mit seinen Informationstafeln ein am Niederrhein einzigartiges Umweltbildungsangebot dar. Christian Chwallek vom Nabu und Alpens Bürgermeister Thomas Ahls eröffneten den Pfad nun offiziell.

Betritt man den Weg entweder von der Rathausstraße oder vom Dahlacker aus, fällt zunächst eine von zwei großen Schautafeln ins Auge, die mehr über die Besonderheiten und über das Leben auf solchen Streuobstwiesen erzählen. Hinzu kommen entlang des Weges noch 26 Schautafeln über die verschiedenen Obstsorten an den Bäumen. Dazu gehören 15 Apfel-, drei Birnen-, drei Kirsch- und zwei Zwetschgensorten.

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Nützliche Informationen

Die Tafeln stellen Besuchern die Sorten bildlich vor, beschreiben sie und geben Informationen zu Herkunft, Erntezeitpunkt, Lagerfähigkeit und Verwertungsmöglichkeiten. So sind beispielsweise auch für Allergiker geeignete Äpfel dabei. „Wir haben hier ein grünes Klassenzimmer“, sagt Chwallek.

Zu beachten ist auch ein QR-Code, der zur Beschreibung der Sorte auf der Internetseite der Niederrhein Streuobstbörse (www.streuobst-niederrhein.de) weiterleitet – einer Art digitalem Marktplatz für Obst.

Das Ziel: „Hier kann dann, wenn zur Erntezeit nach Verkostung einer Frucht vom Baum Interesse am Erwerb besteht, direkt nach Bezugsquellen bei lokalen Landwirten geschaut werden“, erzählt Chwallek. Die Seite bezieht sich allerdings nicht nur auf diese Streuobstwiese, sondern schließt alle möglichen Obstbäume – auch die im eigenen Garten – in der Region mit ein. So kann jeder vom Überschuss der anderen profitieren.

In Zusammenarbeit mit den Alpener Landfrauen entsteht zudem ein Kochbuch, sodass auf der Seite bald auch viele Koch- und Backrezepte für die jeweiligen Sorten abrufbar sein sollen.

Umgesetzt werden konnte das Projekt über den EU-Fördertopf „Ländliches Erbe“ und durch die Unterstützung der Sparkasse am Niederrhein sowie der Alpener Helmut de Lattré-Stiftung.

Wertvolles regionales Streuobst

„Mit diesem Ansatz steigert der Alpener Nabu nicht nur den Erholungswert auf dem Ratsbongert, sondern leistet auch einen Beitrag zum Aufbau von regionalen Wertschöpfungsketten. Leider bleibt gegenwärtig noch viel zu viel Obst ungenutzt auf Alpener Streuobstwiesen liegen“, erklärt Ahls. Das Obst sollte mehr geschätzt werden, auch im Vergleich zu den oft besonders gut aussehenden Äpfeln im Supermarkt. Seit 2011 wurden rund 170, zum größten Teil niederrheintypische Obstbäume durch Paten gepflanzt. Das sind sowohl Unternehmen als auch Privatpersonen. Um die Pflege kümmert sich der Nabu.

„Der Weg ist gut frequentiert“, sagt Chwallek freudig über die Besucherzahl. „Allerdings ist das Bewusstsein für alte Sorten nicht mehr wirklich da. Wir möchten sie wieder bekannt machen“, erklärt er. Dabei erwähnt er auch einen Unterschied zwischen Ernte- und Genussreife, nämlich die sich entwickelnden Geschmäcke während der Lagerung. Ein frisch gepflückter Apfel schmeckt also nochmal anders als wenn er länger gelagert wurde. Das ist etwas, das man beim Probieren beachten sollte.

Nehmen oder nicht nehmen, das ist hier die Frage

Klärungsbedarf besteht allerdings, was mit der Ernte anzufangen ist. Denn oft vergammelt das Obst im Herbst und die Besucher trauen sich nicht auf die Wiesen, um eine Frucht zu probieren. Verständlicherweise, haben die Paten doch ein Anrecht auf die Ernte. Um dies zu klären, findet am Dienstag, 3. März, um 18.30 Uhr eine Informationsveranstaltung für Obstbaumpaten und Interessierte in der Gaststätte „Zum Dahlacker“ statt. Denkbar wäre etwa, die Bäume zu markieren: Erkennbar, wo gepflückt oder aufgesammelt werden darf und wo nicht. Zur Veranstaltung gehört auch ein Vortrag zur Tafelobst-Vermarktung auf dem Münsteraner Wochenmarkt.

Am Sonntag, 27. September, findet das achte Alpener Streuobstwiesenfest statt. „Alpen entwickelt sich mittlerweile zu einer Streuobst-Metropole, auch dank der tatkräftigen Unterstützung des Bürgermeisters“, stellt Chwallek fest.

 

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