Diskutierten über die Zukunft der Landwirtschaft: (v.l.n.r.) Johannes Leuchtenberger, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel, Sabrina Fell, Vorsitzende der jungen Landfrauen, Moderator Sebastian Falke, Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein und Dr. Christian Bickert, stellvertretender Chefredakteur der DLG-Mitteilungen und Landwirt. NN-Foto: Dickel

SONSBECK. Am Montag haben sich wieder viele Landwirte im Kreis Wesel mit ihren Traktoren auf den Weg nach Düsseldorf gemacht, um ihren Unmut Ausdruck zu verleihen. Auch beim achten Landwirtschaftsforum, das von der Volksbank Niederrhein organisiert wurde, zeigte sich der Verdruss vieler Landwirte.

Dass die Ausgangslage für die Wirtschaft nicht gerade zum Besten steht, erklärt Gudio Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein zu Beginn der Veranstaltung: „Laut aktueller Zahlen sind wir knapp an einer Rezension vorbeigeschlittert, aber die Industrie befindet sich de facto mitten drin.“ Das treffe natürlich auch die Landwirtschaft. So hat jüngst die Firma Lemken, Hersteller von landwirtschaftlichen Geräten, angekündigt, dass sie 200 Leiharbeiter entlassen muss: „Die Wirtschaft ist stark belastet, aber solch eine Krise bietet auch Chancen“, so Lohmann.

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Nicht austauschbare Produkte

Dr. Christian Bickert, stellvertretender Chefredakteur der DLG-Mitteilungen und Landwirt ist der Meinung, dass sich die deutschen Landwirte breiter aufstellen müssen: „Während wir hier in Lethargie sterben, passiert in Südamerika und Osteuropa viel“, so Bickert. Der Rohstoff, den die Landwirte dort zur Verfügung haben, ist Land: „Die Konsequenz für uns ist, dass wir mit Standardprodukten dauerhaft keine Chance haben, zu überleben“, erläutert der Landwirt. Das Land sei in Deutschland schlicht zu teuer, genauso wie die Ställe und die Löhne der Mitarbeiter. Stattdessen müssten sich die Landwirte breiter aufstellen und nicht austauschbare Produkte anbieten: „Das könnten zum Beispiel Kichererbsen sein“, so Bickert. Natürlich könne damit kein Betrieb komplett gerettet werden, aber es sei ein Anfang.

Sabrina Fell, Vorsitzende der jungen Landfrauen und Studentin der Agrarwirtschaft ist sich sicher, dass große Potenziale in der Landwirtschaft schlummern: „Wir müssen nur Nischen finden. Außerdem ist es wichtig, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Das geht heute auch sehr gut über die sozialen Medien“, so Fell. Bickert weist daraufhin, dass die Nische eines landwirtschaftlichen Betriebs auch nicht unbedingt in der Landwirtschaft liegen muss: „Letzten Endes sind Landwirte ja auch Unternehmer und als solche lohnt es sich auch, über den Tellerrand hinaus zu gucken.“

Wirtschaftliche Rahmenbedigungen nicht veränderbar

Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel kennt jedoch die Probleme: „Direktvermarktung ist zum Beispiel eine Lösung, aber es ist trotzdem schwierig, Nischen zu finden.“ Fell erklärt, dass sich in den letzten Jahren einiges getan habe: „Viele Landwirte eröffnen Bauernhofcafés oder bauen Ferienwohnungen, die sie vermieten, um so auch Einnahmen zu generieren.“ Das Interesse, etwas zu ändern sei durchaus da zahlreiche Regelungen machen es den Landwirten nicht so einfach: „Wir können die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen leider nicht verändern“, stellt Bickert fest.

Wichtig sei zudem, die Sicht auf die Landwirtschaft zu verändern: „Die öffentliche Meinung ist oft eher negativ, weswegen wir auch dazu aufrufen, dass die Verbraucher mit uns reden sollen“, so Fell abschließend

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