„Alle Fürs Klima“lautete das Motto bei der Großdemonstration von „Fridays for Future“. NN-Foto: Katzy

KLEVE. Der Kampf gegen den Klimawandel vereinte am vergangenen Freitag ganze Generationen: Bei der „Fridays for Future”-Großdemonstration unter dem Motto „#AlleFürsKlima” waren nicht nur Jugendliche auf den Straßen der Klever Innenstadt unterwegs, sondern auch viele Erwachsene. Einige hatten sich für den großen Tag sogar freigenommen, damit sie „Fridays for Future” unterstützen konnten. Darüber wie viele die Demonstration letztendlich unterstützen, gingen die Meinungen aber auseinander.

Die Polizei sprach von 2.000 Teilnehmern, die Veranstalter selbst schätzten die Zahl der Unterstützer auf doppelt so viel ein. „Es waren zwischen 4.000 und 4.500 Menschen, die sich beteiligt haben”, sagte Daniel Boßmann-van Husen von der Kreis Klever „Fridays for Future”-Gruppe. Jannik Berbalk, ebenfalls von „Fridays for Future”, brauchte nur ein Wort, um den Tag zusammenfassen: „Toll. Es ist einfach nur toll, was hier passiert ist. Unsere größte Demonstration in Kleve bisher hatte 300 Teilnehmer. Aber mindestens 4.000 ist einfach der Wahnsinn.”

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Nicht nur Kinder streikten am vergangenen Freitag für den Klimaschutz. Auch Eltern und Großeltern machten mit. NN-Foto: Katzy

Alle verfolgten dabei ein Ziel: Die Politik zu einem radikalen Umbruch gegen den Klimawandel zu bewegen. „Wir bauen Schulden ab, während uns die Erde unter dem Hintern wegschmilzt. Natürlich gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch eine Grauzone, aber wir dürfen so wie jetzt nicht weitermachen”, sagte Berbalk. Deshalb sei jeder – egal ob Jung oder Alt – dazu aufgerufen nachzudenken, ob er sein Leben klimafreundlich gestalte. „Es reicht nicht mehr, dass nur die Generation handelt, deren Zukunft heute gefährdet ist. Deswegen waren heute auch die Generationen aufgefordert, die die Zukunft gestalten”, sagte Bosman-van Husen am vergangenen Freitag zu den Demonstranten.

Hedwig Kurze versucht schon seit vielen Jahren so klimafreundlich wie möglich zu leben. „Bei uns ist in der gesamten Familie das Umweltbewusstsein sehr groß. Wir erledigen auch den Großteil unseren Wocheneinkauf mit dem Fahrrad und einem Anhänger. Zudem versuchen wir so wenig wie möglich Plastikabfall zu produzieren. Daher fehlt uns ein Unverpackt-Laden in Kleve. Dafür müssen wir bislang nach Geldern fahren”, sagte die Mutter zweier Töchter im Alter von 18 und 15 Jahren am Rande der Demonstration.

“Es ist wichtig, dass Jugendliche sich Gedanken machen”

Das Umweltbewusstsein dafür sei nicht erst durch „Fridays for Future” gekommen. „Wir haben schon ganz früh damit angefangen, als das Thema noch nicht so aktuell war. Aber auch wir haben Zuhause schon über ,Fridays for Future‘ diskutiert”, berichtete Kurze. Sie sei ein ausdrücklicher Befürworter der Demonstrationen. „Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen die Probleme ansprechen und sich Gedanken machen. Ich denke, dass es auch etwas bringt. Denn die Politik kann jetzt nicht mehr einfach nur wegschauen”, meinte Kurze. Ihre beiden Töchter, die beide noch zur Schule gehen, hätten deshalb auch schon an mehreren Demonstrationen teilgenommen – allerdings unter einer Bedingung: „Meine ältere Tochter hat zum Beispiel ganz klar gesagt: Ich mach mit, aber wenn ich Unterricht in einem Leistungskurs habe, gehe ich zur Schule. Da ist sie sehr pflichtbewusst.”

Bürgermeisterin Northing macht sich für “Fridays for Future” stark

Am vergangenen Freitag unterstützten die Klever Schulen die Großdemonstration sogar. So zog zum Beispiel die Big Band des Klever Konrad-Adenauer-Gymnasiums als Musikkapelle vorneweg. Auch viele Lehrer begleiteten die Demonstration. Eine große Befürworterin der Aktion war auch Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing. „Meiner Meinung nach wäre ohne Euch die Menschheit und unser Planet überhaupt nicht mehr zu retten. Und ich gebe zu, auch ich habe Angst, dass alles zu spät ist”, sagte Northing in ihrer Rede auf dem Kirmesplatz in Kleve. Dort hatte „Fridays for Future” ein kleines Fest mit großer Bühne, Musik, Infoständen, Podiumsdiskussionen und weiteren Reden vorbereitet.

Mit gesammelten Plastik-Artikeln machten einige Schüler auf die Umwelt-Problematik aufmerksam. NN-Foto: Katzy

Bereits am frühen Nachmittag hatten sich die meisten Teilnehmer der Demonstration aber schon auf den Weg nach Hause gemacht – obwohl das bis 18 Uhr geplante Programm große Namen bereithielt. Unter anderem sprach die Klever Bundestagsabgeordnete und Ex-Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD). „Ich glaube nicht, dass die Politik gar nichts getan hat und glaube auch nicht, dass sie gar nichts tun wird”, sagte Hendricks und führte dabei unter anderem das Pariser Klimaabkommen als Beispiel an, das von ihr als damalige Umweltministerin mit ausgehandelt wurde. „Ich verstehe aber, dass ihr ungeduldig seid”, fügte Hendricks hinzu.

Bei einer Zwischen-Kundgebung vor dem Klever Kreistag sprach außerdem Mona Neubaur, Landesvorsitzende von Bündnis 90/die Grünen, die Kritik an der Kreis Klever Politik äußerte: „Der Kreistag stellt bloß fest, dass der Klimawandel stattfindet. Die einzige Fraktion aber, die schon immer etwas gegen den Klimawandel getan hat, ist die grüne Kreistagsfraktion.”

Nächste Großdemonstration in Geldern

Nach der Großdemonstration ist übrigens vor der Großdemonstration: Am kommenden Samstag hofft die Kreis Klever „Fridays for Future”-Gruppe auf ähnlich viel Unterstützung wie in Kleve. Ab 12.15 Uhr zieht die Demo ab dem Friedrich-Spee-Sportplatz beziehungsweise dem Bahnhof in Geldern durch die Innenstadt. Um 14.30 Uhr beginnt die Abschlusskundgebung am Markt.

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