„Rees for Future“ trifft Bürgermeister Gerwers

Jugendbewegung berichtet von langen und konstruktiven Gesprächen

„Lavendel statt Geranien“ – mehr insektenfreundliche Blumen wünschen sich Henrik Heinzel, Marion Sherwood und Jule Schwartz (v. l.) von „Rees for Future“ vom Verschönerungsverein. Foto: privat

REES. „Der Klimawandel lässt nicht auf sich warten! Darum kann ‚Rees for Future‘ sich das auch nicht erlauben.“ Die Reeser Jugendbewegung „Fridays for Future“ hat zuletzt in Rees für mehr Klimaschutz demonstriert (die NN berichteten) und sich nun mit Bürgermeister Christoph Gerwers getroffen. Die Jugendlichen trugen ihre Maßnahmen vor, die sie sich für einen ökologischen Wandel in Rees wünschen, und trafen damit bei der Stadtverwaltung auf offene Ohren.

Das Treffen mit Bürgermeister Gerwers, Pressesprecher Jörn Franken und Stefan Tekaat vom Bauhofbetrieb sowie vier Jugendlichen von „Rees for Future“ – Marion Sherwood (19), Alina Kingston (26), Henrik Heinzel (17) und Jule Schwartz (19) – fand im Rathaus statt. Es wurde lange und konstruktiv darüber geredet, welche Umsetzungen sich die Jugend für Rees vorstellt und wie die Stadt diese umsetzen kann und will. Von den fünf Forderungen, die „Rees for Future“ als die ersten und zeitlich ehesten umsetzbaren festgelegt hatte, wurden ein paar Teilpunkte relativiert. „So ist es, wenn Idealismus auf Realismus trifft“, bedauert Jule Schwartz. Dennoch konnte man sich auf vieles einigen, das in Angriff genommen werden soll.

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Lichterschau statt Feuerwerk

Lichterschau statt Feuerwerk: Zum einen besteht die Möglichkeit, für die Kirmes 2020 eine Lichterschau anstelle des Feuerwerks zu buchen. Über die Umsetzbarkeit informieren sich die Stadtverwaltung und „Rees for Future“ nun näher. „Wir wollen den Reesern das Vergnügen des Feuerwerks nicht nehmen. Ich selber liebe Feuerwerke, und die Reeser Kirmes plus Feuerwerk gehört zu Rees wie das Mehl ins Brot“, weiß die gebürtige Kanadierin Marion Sherwood. „Aber wenn wir es schaffen, ein Lichtspektakel zu organisieren, das dem Abschluss der Kirmes würdig ist und ohne schlechtes Gewissen genossen werden darf, wäre das auch ein großer Imagegewinn für Rees.“

Mehr Bäume für Rees: Beim Thema Baumneupflanzungen wurde das alte Hallenbad-Gelände, auf dem dieses Jahr ein Blühstreifen blüht, in den Blick genommen. Auch wurde diskutiert, wie mehr Hecken und Bäume in die meist eintönige Agrarlandschaft rund um Rees gebracht werden könnten, ohne die Arbeit der Landwirte zu sehr einzuschränken. Da landwirtschaftliche Flächen aber unter europäischer Verwaltung stehen, werden bei dem Thema noch Lösungen gefunden werden müssen. Apfelbäume in den Stadtgarten zu pflanzen und Kornelkirschen in neu gepflanzte Hecken, welche schon im Februar ein Blütenangebot für Insekten liefern, wurde ebenfalls vorgeschlagen. „Das Anliegen, dass zukünftig insektenfreundliche Blumen anstatt der Geranien in Rees aufgehangen werden sollen, unterstützen wir von ‚Rees for Future‘ auch tatkräftig“, berichtet Alina Kingston. Das Projekt „insektenfreundliches Rees“ wurde von Hobbyimker Marco Franken ins Leben gerufen. „Zusätzlich wird ein Insektenhotel neben dem Blühstreifen am Remix aufgehangen werden“, freut sie sich.

Ein Tag ohne Autos

Ein Tag ohne Autos: Sehr glücklich ist „Rees for Future“ über die Entscheidung, dass nächstes Jahr erstmals ein autofreier Tag in Rees organisiert wird. Jule Schwartz sagt: „Ich habe Apotheken, Supermärkte, den Wochenmarkt, Modegeschäfte, einen Baumarkt, eine Bücherei und vieles mehr vor Ort, das ich in kürzester Zeit mit dem Fahrrad erreichen kann. Darum wundere ich mich immer, dass viele sich den Stress machen, mit dem Auto zu fahren. Parkplatzsuche, zügiges Durchkommen und das Parken vor der Ladentür sind mit dem Fahrrad einfach sehr viel leichter.“ Marion Sherwood ergänzt: „Wir würden es begrüßen, wenn autofreie Tage zukünftig regelmäßig stattfänden, damit der hektische Autoverkehr dem Altstadtcharme von Rees nicht mehr so oft die Schau stiehlt.“

Recyclingpapier in den Schulen: Schließlich wurde über das Müllproblem in der Landschaft geredet. Es wurde klar, dass die Möglichkeit besteht, in Zukunft Recyclingpapier für die Grundschule und weiterführenden Schulen zu bestellen. Solche kleinen Maßnahmen haben einen enormen Nutzen für die Natur. Das Rathaus wird ab 2020 schon weitgehend papierfrei arbeiten, da alle Daten digitalisiert werden.

„Rees for Future“ ist zufrieden mit diesem ersten Meinungsaustausch und freut sich auf weitere Zusammenarbeit mit der Stadt Rees.


Freitag wieder Demonstration in Rees

Der gesellschaftlichen Verpflichtung des Klimaschutzes wird sie am kommenden Freitag wieder gerecht: „Wir rufen am Freitag, 20. September, wieder zur Demonstration auf“, bestätigt Henrik Heinzel. „Gemeinsam mit Millionen von anderen Jugendlichen weltweit beteiligen wir uns damit am globalen Klimastreik von ‚Fridays for Future‘, der anlässlich der Vorbereitungen für die UN-Generalversammlung in New York stattfindet.“ Los geht es um 10.45 Uhr auf dem Busbahnhof am Schulzentrum. Nach dem Demonstrationszug durch die Stadt endet die Demo mit einer Abschlusskundgebung an der Grundschule. Voraussichtliches Ende der Demo ist um 12.30 Uhr.

Auch der Handwerksbetrieb Markus Maas wird sich an dem von „Fridays for Future“ ausgerufenen weltweiten Klimastreik beteiligen und in Rees demonstrieren. Inhaber Markus Maas erklärt dazu: „Der Klimawandel geht uns alle etwas an. Seit Monaten gehen junge Menschen auf die Straße, und wir werden uns ihnen am 20. September anschließen.“ Als Konsequenz werden die Monteure und Angestellten des Handwerksbetriebs am Freitag ihre Arbeit niederlegen. „Wir wissen natürlich, dass das für unsere Kunden umständlich sein kann. Aber wir sind überzeugt, dass es das wert ist. Uns ist es wichtig ein Zeichen für mehr Klimaschutz zu setzen“, sagt Maas. Jüngst hat ein Vorstoß aus der Politik die Rolle der Wärmewende in den Fokus genommen: „Als Heizungsbauer wissen wir, dass 70 bis 80 Prozent des Energieverbrauchs im Haushalt durch Heizen verursacht wird“, erklärt Maas. „Mehr als jede zweite Heizung ist unzureichend effizient. Wollen wir eine Energiewende schaffen, müssen wir das ändern.“

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