Judy als Glaubensbotschafterin

Sängerin aus Alpen trat beim Kirchentag in Dortmund auf und erzählt von ihren Erfahrungen

ALPEN. Die Künstlerin Judy Bailey aus Alpen kann sich gut an 1993 erinnern. Sie war dann noch Studentin in London und wurde von einer Reggaeband zum Kirchentag nach München eingeladen. Sie sollte mit ihrem Gesang und ihrer Gitarre die Menschen einstimmen. „Es ist super gelaufen und seither war ich immer wieder dabei.“ So auch jetzt beim 37. Kirchentag in Dortmund.

 

Das Projekt Home Alpenmusik mit den Mitwirkenden aus Alpen und den Initiatoren Judy Bailey und Patrick Depuhl kam auch beim Kirchentag in Dortmund sehr gut an.                                                                  NN-Fotos: Patrick Depuhl

 

Dieses Mal stand sie nicht alleine auf der Bühne und auch nicht als „Vorband“. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Patrick Depuhl, ihrer Band und 150 Mitwirkenden aus dem Home-Projekt aus Alpen durfte sie die Tage von Fronleichnam bis letzten Sonntag mitgestalten.
Bei elf Auftritten erlebte sie ein sehr aufgeschlossenes Publikum an sehr verschiedenen Veranstaltungsorten. „Das Spektrum ist riesig, es gibt sehr gläubige, fromme und charismatische Menschen und auch solche, die nur mal in die Spiritualität eintauchen wollen“, beschreibt sie ihre Zuhörerschaft. Ehemann Patrick ergänzt: „Es ist ein Glaubensfest, gleichzeitig ein kulturelles Fest, das von Menschen aus 100 Nationen besucht wird, auch wenn es ein evangelischer Kirchentag war, kommen zum Beispiel auch Muslime oder Juden.“

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Patrick Depuhl und Judy Bailey mit ihrer Band und einem begeisterten Publikum beim Kirchentag.

Judy als Botschafterin des Glaubens

„Ich bin ich. Ich glaube. Und mit meinem Glauben habe ich auch Verantwortung in der Gesellschaft zu tun, was ich kann“, gibt Judy Auskunft und bestätigt „Glaube und soziales Engagement gehen Hand in Hand.“
Bei der Beantwortung der Frage, welche Auftritte denn am herausragendsten waren, tut sich Judy schwer. Doch dann stimmt sie mit Ehemann Patrick überein: „Unser erster öffentlicher Lese-Lieder Abend im Konzerthaus war für uns selbst – aber auch für unsere Zuhörer – das berührendste Erlebnis.“ Dazu haben sich die beiden mit ihrem eigenen Leben intensiv auseinandergesetzt, die Aufs und Abs in Worte und Lieder gefasst, sowohl Judys Wurzeln von Barbardos und Westafrika als auch die Familiengeschichte von Patrick beleuchtet, einige Familiengeheimnisse preisgegeben – von schweren Zeiten erzählt, aber auch gelacht und Hoffnung gemacht, dass das Leben immer weiter geht. Titel ihrer Veranstaltung war „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ – erst muss man schmunzeln, wenn man das Paar vor Augen hat, doch natürlich ist das viel tiefgründiger zu verstehen. „Man kommt den Menschen näher, durch unsere Erzählungen können sie nachvollziehen, was das Leben mit uns macht. Es hilft ihnen selbst und daher war dieser Abend so wertvoll,“ ist das Resümee der beiden.
Direkt anschließend erfolgte das politische Nachtgebet, das auf Einladung von Europapolitiker Sven Giegold (Grüne) gestaltet wurde, um den über 30.000 Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Europa ertrunken sind, Namen zu geben, ihnen mit Liedern und Gebeten zu gedenken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel, Judy Bailey und Ellen-Johnson-Sirleaf, ehemalige Präsidentein Liberias im Gespräch nach einem gemeinsamen Auftritt.

Und noch ein weiterer Höhepunkt: Judy singt für Bundeskanzlerin Angela Merkel und für Ellen Johnson-Sirleaf, ehemalige Präsidentin Liberias und Friedensnobelpreisträgerin das Lied „Home“ und die beiden sowie das komplette Publikum singen mit.
Beim anschließenden Austausch lernt Judy die Zugewandtheit und menschliche Wärme dieser beiden Persönlichkeiten schätzen. Ohne Berührungsängste stellen sie sich zum gemeinsamen Foto auf und Judy gibt den beiden zu verstehen: „Aufgrund meiner westafrikanischen Wurzeln sind Sie, Frau JohnsonSirleaf, meine alte Schwester und aufgrund meiner jetzigen deutschen Nationalität sind Sie, Frau Merkel, meine junge Schwester.“ Übereinstimmendes Lachen!
Und es sollte noch ein weiterer Höhepunkt folgen: am Samstag reisten die Alpener Mitbürger aus dem Home-Projekt mit 150 Akteuren an, um dem Dortmunder Publikum „HOME. Alpenmusik“ zu präsentieren. Der Musikverein Menzelen war verhindert und wurde durch Bläser vom AVG Gymnasium Wesel ersetzt. Wie schon bei den Konzerten in Alpen rissen die Mitwirkenden aus der Flüchtlingshilfe Alpen, der evangelischen Kirchenband, dem Kinderchor Menzelnen, dem Cäcilienchor aus Bönnighardt und dem Gospelchor Confidence sowie die Judy-Bailey Band mit Judy und Patrick das Publikum mit. Schon bald sprangen alle auf, sangen mit, bewegten sich und die Freude der Akteure darüber fand keine Grenzen. Ihr Programm, in dem es um Heimat, Integration, Friede und Hoffnung geht, passte bestens zur Ausrichtung des Kirchentages: „Was für ein Vertrauen“
Die Begeisterung der Kirchentagteilnehmer über die Offenheit und Neuartigkeit, Kirche zu erleben, wird nachklingen in den Kirchengemeinden zuhause. Judys Wunsch: „Das große Gemeinschaftserlebnis und das Miteinander der vielen jungen und alten Leute ermutigt die Menschen, wieder zur Kirche zu gehen und dort die neuen Lieder zu singen und gemeinsam die Messen zu feiern.“
Der Kirchentag hat Impulse dazu gegegeben. Der nächste wird in zwei Jahren als ökumenischer Kirchentag in Frankfurt stattfinden.

 

 

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