Keine gute Zeit am Geistmarkt

Emmericher Marktbeschicker kritisieren den Umzug: „Hätten länger am Neumarkt bleiben können“

EMMERICH. Es ist kalt und windig, immerhin scheint die Sonne. Für Herbert Zwering ist es trotzdem „ein gutes Wetter“. Offenbar denkt aber nicht jeder in Emmerich so, denn auf dem Wochenmarkt herrscht an diesem Mittwochvormittag nicht gerade großer Andrang. „Das ist leider seit dem Umzug vom Neumarkt auf den Geistmarkt so“, berichtet Blumenhändler Zwering. Wie er, sind auch viele andere Marktbeschicker wenig glücklich über den erzwungenen Standortwechsel.

Manfred Kuhnen zählt zu den „altgedienten“ Marktbeschickern in Emmerich. Er war mit seinem Textilwaren-Stand bereits in den 80er Jahren dabei, als der Wochenmarkt – wie heute wieder – auf dem Geistmarkt stattfand. „Das waren noch ganz andere Zeiten“, erinnert er sich, „damals war der Geistmarkt immer voll, und es war schwierig, als neuer Marktbeschicker überhaupt einen Platz zu begommen.“ Doch auch nach dem Wechsel auf den Neumarkt sei das Geschäft „immer noch gut gelaufen“. Ganz anders nun nach dem neuerlichen Umzug: Seitdem blieben zahlreiche Kunden weg, die rund um den Neumarkt wohnen, etwa auf der Kaßstraße. „Für die liegt der Geistmarkt schon außerhalb der Innenstadt“, weiß Kuhnen. Umso mehr ärgert er sich darüber, dass der Wochenmarkt bereits Ende November seinen gewohnten Standort verlassen musste. „Weshalb?“, fragt Kuhnen, „da ist doch seitdem nichts passiert. Das Weihnachtsgeschäft hätten wir noch gut mitnehmen können.“

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Auf eine bessere Zukunft hofft Herbert Zwering. „Seit dem Umzug läuft es vor allem mittwochs nicht wirklich gut“, berichtet der Marktbeschicker. Doch ein verlegter Wochenmarkt benötige immer einige Zeit, bis er sich im Bewusstsein der Kunden eingerichtet habe. Wichtig für Zwering ist der Hinweis, dass auch am Geistmarkt „in der Regel alle Händler dabei sind – das Angebot ist also weiterhin sehr umfangreich“. Grundsätzlich seien die Verhältnisse am Geistmarkt für einen Wochenmarkt „nicht schlecht“, angesichts der Parkplätze und der direkten Zufahrt. „Trotzdem“, sagt Zwering, „hätten wir auf jeden Fall länger am Neumarkt bleiben können.“ Er geht sogar noch weiter: „Bis Ostern wird da doch eh nichts passieren.“ Generell sei der Neumarkt der bessere Standort für den Wochenmarkt, da er zentraler liege und viele Kunden den Besuch mit einem Einkauf im Rewe-Center verbänden. Daher sieht Zwering in einem Vollsortimenter im neuen Neumarkt-Gebäude auch keine Konkurrenz, im Gegenteil: „Das würde den Wochenmarkt beleben.“

Für die Stadt ist ebenfalls das erklärte Ziel, den Wochenmarkt wieder auf den Neumarkt zu bringen. „Das haben wir immer gesagt, entsprechend wird ja auch die Gestaltung des Platzes sein“, betont Stadtpressesprecher Tim Terhorst. Den Unmut der Marktbeschicker über den Umzug kann er teilweise nachvollziehen, liegt der Neumarkt doch zentraler. „Aber der Geistmarkt ist für uns auch noch Innenstadt“, sagt Terhorst. Den Vorwurf der Händler, der Wechsel an den Ausweichstandort sei angesichts des schleppenden Baufortschritts am Neumarkt zu früh gekommen, kontert er: „Durch den Bauzaun ist die Fläche am Neumarkt deutlich kleiner geworden. Die ‚alte‘ Aufstellung der Stände hätten wir nicht beibehalten können.“ Zudem stehen nun weniger Parkplätze zur Verfügung, und es müssen immer noch die Rettungswege freigehalten werden. „Diese Punkte haben uns dazu gebracht, dass wir gesagt haben: Jetzt müssen wir reagieren“, erläutert Terhorst.

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