„Wir brauchen junges Leben,
wir brauchen Kinder“

Franziskaner-Pater Firas Lutfi berichtete über die Lage im syrischen Aleppo

KEVELAER.

„Es gibt keine Worte, die beschreiben, was da passiert“, sagte Pater Firas Lutfi aus Aleppo, der für einige Tage zu Gast in Kevelaer und Münster war, zur Situation in Syrien. „Der Krieg in Aleppo ist beendet, aber das Leiden der Menschen geht weiter. Pater Firas bedankte sich vor Ort für die großherzige und schnelle Hilfe der Bürger Ende 2016. Dank einer spontanen Nothilfe-Aktion für Syrien vor Weihnachten, initiiert durch ein schnelles und starkes Spenden-Engagement des Klever Unternehmers Bernd Zevens sowie der Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer, waren auf Initiative der Stiftung Aktion pro Humanität innerhalb weniger Wochen zu der Spendensumme von fast 40.000 Euro durch die Menschen am Niederrhein zusammen gekommen. „Das ist ein deutliches Zeichen, dass wir in Krisensituationen nicht nur in Afrika tätig sind“, erklärt Dr. Elke Kleuren-Schryvers.

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Kevelaers Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann beschenkte Pater Firas mit einem bronzenen Abbild der „Trösterin der Betrübten“.Foto: privat
Kevelaers Wallfahrtsrektor Rolf Lohmann beschenkte Pater Firas mit einem bronzenen Abbild der „Trösterin der Betrübten“.Foto: privat

Das Geld wird dringend benötigt, denn, so Pater Firas, „Aleppo ist total zerstört. Es gibt kein Wasser, keinen Strom, keine Lebensmittel, keine Medikamente. Um zu überleben, können Familien nur fliehen“, so der Franziskaner-Pater, der in Aleppo als Ordensoberer das St. Antony‘s Convent leitet. Er ist dort verantwortlich für das theologische Institut und die Katechese in der Gesellschaft. Pater Firas lebt in Aleppo, „um zu helfen. Das ist meine Berufung“. Der Kontakt vom Niederrhein zum Pater Firas entstand über drei syrische Geschwister, die an der Friedenswallfahrt Kevelaer teilnahmen und deren Mutter und Schwester noch in Aleppo leben. „Durch deren Erzählungen wurden wir persönlich sensibilisiert“, erinnert sich Dr. Elke Kleuren-Schryvers von der Aktion pro Humanität.
Die Franziskaner-Patres versorgen die Notleidenden mit Lebensmittel-Boxen, Notfall-Boxen und Medizin. Menschen, die ihr zerstörtes Zuhause wieder aufbauen wollen, geben sie Geld. Kinder mit „menschlichem Zerstörungssyndrom“ (human devastation syndrome) bringen sie bewusst mit dem Schönen – Kunst und Musik – in Berührung. Die Angst, der Hass und die in die Herzen implantierte Gewaltbereitschaft soll nicht die Basis für das weitere Leben dieser Kinder bilden. „Wenn wir das nicht tun, bekommen wir die nächste Generation an Jihadisten. Diese Kinder haben sechs Jahre keine Schule besucht. Das Einzige, was sie können, ist mit der Waffe umzugehen“, berichtet Pater Firas.
Das jüngste Projekt der Franziskaner-Gemeinschaft ist der Unterstützung junger Familien gewidmet. „Wir denken demografisch Wir brauchen junges Leben, wir brauchen Kinder“, so Pater Firas. Von den einst drei Millionen Einwohnern leben noch maximal zwei Millionen in der Stadt. Die Zahl der Christen ging von 150.000 auf 30.000 zurück. Die dramatische Situation in Aleppo veranlasste die Kirchengemeinde St. Marien Kevelaer zu einer Sofortspende von 3.000 Euro. Darüber hinaus soll noch ein Viertel des Erlöses des Pfarrfestes von St. Marien an Pater Firas und die Hilfsprojekte seines Convents gehen. Geldspenden können auf das Konto der Aktion pro Humanität bei der Volksbank an der Niers eingezahlt werden. Sie sind bitte mit dem Vermerk „Pater Firas“ zu versehen.
Pater Firas kam 2004 erstmals nach Aleppo. Der Krieg in Syrien begann im Frühjahr 2011. In diesem Jahr ging Pater Firas nach Rom und nahm ein weiteres Studium auf, um sich in Biblischer Theologie zu spezialisieren. 2015 – mitten im Krieg – kehrte er nach Aleppo zurück. Er arbeitet in der Gemeindeleitung und ist der Ordensobere des St. Antony‘s Convent. Er ist verantwortlich für das theologische Institut und die Katechese in der Gesellschaft.
Laut Schätzungen der Vereinten Nationen sind 400.000 Menschen in diesem Krieg getötet worden, der ja für Syrien noch nicht zu Ende ist. 11,6 Millionen Menschen sind auf der Flucht, 6,3 Millionen innerhalb Syriens. Ca. 5 Millionen Menschen haben ihr Heimatland Syrien verlassen.

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