Nach dem Mittagessen stehen die Proben für Kammermusik oder Einzelunterricht auf dem Stundenplan. Schnell wird im Kastell noch einmal geübt, bevor sich die Kinder auf den Weg zur benachbarten Pestalozzi-Grundschule machen.NN-Foto: CDS

GOCH. „Einfach cool!“ Die neunjährige Paula Wilkes aus Brüggen ist zum ersten Mal bei der Stringtime NiederRhein dabei und ihr gefällt alles rund um die Streicherakademie, die nun schon zum 22. Mal in Goch stattfindet.

Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt Paula Geige. Über ihre Lehrerin kam sie zur Stringtime. „Sie hat mich gefragt, ob ich mitmachen möchte.“ Der Tagesablauf mit seinen festen Probenzeiten ist für sie kein Problem. „Es gibt ja auch Pausen“, strahlt Paula. Um 9 Uhr morgens geht es mit der Orches­terprobe los, gefolgt von Kammermusik bis zum Mittagessen. Nachmittags stehen dann Einzelunterricht und noch einmal Kammermusik auf dem Plan.

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Die Neunjährige ist eine von mehr als 50 Kindern und Jugendlichen aus Polen, den Niederlanden und Deutschland, die in diesem Jahr mit den elf Dozenten proben. So begehrt sind die Plätze bei der Stringtime, dass die Teilnehmerzahl in diesem Jahr noch einmal ein bisschen nach oben geschraubt wurde, wie Professor Gotthard Popp, der künstlerische Leiter, bei der Pressekonefrenz vor einigen Wochen berichtete.

Es wird nicht nur Musik gemacht: Am Kicker geht es um Tore und Spaß am Spiel.NN-Foto: CDS
Es wird nicht nur Musik gemacht: Am Kicker geht es um Tore und Spaß am Spiel.NN-Foto: CDS

Auch Bela Schell aus Fulda, zwölf Jahre alt, ist zum ersten Mal in Goch dabei. Er spielt seit neun Jahren Cello. „Die Orches­terproben sind schön“, sagte er. Allerdings sei so ein Probentag auch anstrengend, findet er: „Man spielt viel, muss hin- und herlaufen und viel englisch sprechen.“

„So lernen sie früh, sich auf internationalem Parkett zu bewegen“, schmunzelt Dozentin Ariane Mathäus, die seit etlichen Jahren bei der Stringtime junge Musiker unterrichtet. Besonders schön sei es, dass sich viele Kinder aus verschiedenen Ländern bei der Stringtime austauschen und vergleichen könnten, ohne deshalb gleich Konkurrenzgedanken zu hegen. „Die Kinder und Jugendlichen sind ganz begeistert, weil sie hier auf Gleichgesinnte treffen“, weiß Ariane Mathäus. Und mit einem Streichinstrument könnten Kinder sehr gut früh anfangen – wie eben Paula und Bela. „Wenn die Kinder es machen wollen, sollte man sie auch lassen“, bricht die Dozentin eine Lanze für ein frühes Heranführen an die Musik. Natürlich sei vier Stunden täglich musizieren für die kleineren Kinder schon eine Herausforderung. „Im Orchester lernen sie viel Neues, das erfordert große Aufmerksamkeit“, erzählt Ariane Mathäus. Doch: „Die Kinder sind gut vorbereitet und saugen das Wissen wie ein Schwamm auf.“ Nicht zuletzt können die jungen Teilnehmer bei Stringtime tes­ten, ob ihnen eine musikalische Karriere liegen würde; sie lernen viele Facetten der musikalischen Ausbildung kennen.

Die gute Atmosphäre, in der alle voneinander lernen können, betont auch Professor Andrzej Gebski, der seit 2006 Dozent bei der Stringtime ist. Die drei Säulen Orchester, Kammermusik und Einzelunterricht seien höchst wichtig und wertvoll für die musikalische Ausbildung, so Gebski. Ebenso wertvoll ist es, Kontakte zu knüpfen und etwas abseits der Probenarbeit zu unternehmen. „Am Samstag kommt eine Nachbarschaft aus Hommersum mit einem mobilen Backofen und dann werden wir gemeinsam frische Pizza backen“, berichtet Hermann-Josef Kleinen, Leiter der Kultourbühne Goch, die das Projekt Stringtime NiederRhein durchführt. Für die Größeren wird‘s zudem eine Disco geben, das wurde kurzentschlossen auch noch „eingestielt“.
Viel Organisationsarbeit im Hintergrund ist nötig, damit die Streicherakademie, die international sehr hohes Ansehen genießt, so reibungslos über die Bühne gehen kann. „Ohne Gasteltern würde es überhaupt nicht funktionieren“, unterstreicht Hermann-Josef Kleinen. Sie bieten den jungen Musikern ein Zuhause auf Zeit. Wer auch Gastgeber sein möchte, kann sich unter www.stringtime-niederrhein.de informieren. Wie eng der Kontakt zu langjährigen Stringtime-Gasteltern werden kann, hat Ariane Mathäus unlängst erlebt. Der Bruder einer jungen Musikerin – sie studiert inzwischen in Berlin – ist nun bei der gleichen Familie zu Gast, die schon seine Schwester beherbergt hat. Ein schöner Beweis dafür, wie sehr Musik die Menschen verbindet!

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