“Es ist eine riesige Aufgabe
nach zehn Jahren Stillstand”

"Emmerich hat Potenzial": Vorsitzender Jan-Frens Bergman über Ziele und Pläne der EWG

EMMERICH. (MB) „Es ist eine Aufgabe, die viel Arbeit mit sich bringt und viel Zeit in Anspruch nimmt“, sagt Jan-Frens Bergmann und fügt augenzwinkernd hinzu: „Aber als Rentner habe ich ja die Zeit. Der 68-Jährige wohnt seit 1988 in Emmerich und ist seit vergangenem Jahr der Vorsitzende der Emmericher Werbegemeinschaft (EWG). Als solcher will er die Innenstadt mit Leben füllen. Im NN-Interview spricht der frühere Geschäftsführer verschiedener Baustoff-Unternehmen in Deutschland und den Niederlanden über Pläne, Aufgaben und Ziele der EWG.

Jan-Frens Bergman wünscht sich mehr Leben in der Emmericher Innenstadt – und will mit der EWG daran arbeiten. NN-Fotos (2): Rüdiger Dehnen
Jan-Frens Bergman wünscht sich mehr Leben in der Emmericher Innenstadt – und will mit der EWG daran arbeiten.
NN-Fotos (2): Rüdiger Dehnen

Herr Bergman, wie fällt Ihre erste Bilanz in Sachen Emmerich und Innenstadt aus?
Jan-Frens Bergman: Emmerich hat zehn Jahre stillgestanden. Es ist eine riesige Aufgabe für die EWG, den Wirtschaftsförderer Sascha Terörde und auch Bürgermeister Peter Hinze, das Ganze wieder in Gang zu bringen. Andererseits: Nach einem so langen Stillstand hat man auch schnell Erfolg mit Aktionen.

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Was fehlt?
Bergman: Bis auf wenige Ausnahmen, gibt es kaum Aktivität in der Innenstadt. Es fehlt unter anderem ein großer Platz für Events, zudem brauchen wir für Veranstaltungen auch Sponsoren. Beides müssen wir nun suchen. Es dauert noch zwei bis drei Jahre, bis der Neumarkt kommt – und selbst das kann sich noch verschieben. Daher suchen wir schon jetzt einen Platz für Veranstaltungen. Ziel der EWG ist es, die Emmericher Innenstadt zu beleben, sie wieder lebendig, spannend und interessant zu machen.

Aktuell ist dies nicht der Fall?
Bergman: Doch, als Stadt ist Emmerich für auswärtige Besucher sehr interessant, wir haben beispielsweise die schönste Rheinpromenade in der Region als Publikumsziel. Ab April haben wir auch endlich die Bahnverbindung in die Niederlande, nach Arnheim – etwas, das sich die Klever zum Beispiel schon lange wünschen. Diese Verbindung ist für 25 Jahre abgesichert. Aber in den vergangenen Jahren ist in Emmerich eben nur das Nötigste getan worden, da ist vieles liegengeblieben. So hat sich das Negativ-Image entwickelt. Jetzt heißt es für uns: Nicht darüber reden, einfach machen!

Wie soll dies aussehen?
Bergman: Mit Sascha Terörde als Wirtschaftsförderer und Bürgermeister Peter Hinze haben wir engagierte Leute, mit denen wir gemeinsam Emmerich nach vorne bringen können. In ein paar Jahren können wir die Innenstadt zu einem noch attraktiveren Standort für Unternehmer machen. Wir dürfen aber nicht nur an „klassische“ Geschäfte denken, gerade auf der Steinstraße. Auch Restaurants und Cafés steigern die Attraktivität. Natürlich würden wir uns auch beispielsweise über Textilgeschäfte freuen, da gerade aus den Niederlanden viele Kunden kommen, um hier aufgrund des Preisunterschieds einzukaufen.

Die Steinstraße ist häufig Ziel kritischer Äußerungen, gerade in den sozialen Netzwerken.
Bergman: Ich schaue nicht auf Facebook, bekomme aber natürlich trotzdem mit, dass überwiegend negativ über die Innenstadt gesprochen wird. Für Anregungen oder konstruktive Kritik kann man mich auch jederzeit ansprechen. Aber: Negative Kritik ohne Inhalt interessiert mich nicht – denn viele können ihre Kritik gar nicht belegen. Was die Steinstraße betrifft: Wenn die richtigen Läden hierhin kommen, könnte sie sehr attraktiv sein. Das können auch künstlerisch-kulturelle Geschäfte sein, vielleicht mit einer etwas anderen Funktion.

Jan-Frens Bergman vor dem Rheincenter in Emmerich. „Ein attraktiver Ort zum Einkaufen“, findet der EWG-Vorsitzende.
Jan-Frens Bergman vor dem Rheincenter in Emmerich. „Ein attraktiver Ort zum Einkaufen“, findet der EWG-Vorsitzende.

Sie sprachen von einer Belebung der Innenstadt. Wie wollen Sie dies erreichen?
Bergman: Wir wollen als EWG die Emmericher Vereine mit ins Boot holen und für die Innenstadt aktivieren, etwa für regelmäßige Auftritte. Emmerich hat rund 30.000 Einwohner. Im Schnitt ist jeder in zwei Vereinen Mitglied. Das Potenzial ist also vorhanden, jetzt müssen wir nur zusehen, dass wir es in die Innenstadt bekommen. Es finden so viele Veranstaltungen im Stadttheater und der Umgebung statt. Wir müssen versuchen, sie teilweise auch in die Innenstadt zu holen, gerade musikalische Events und vor allem in den Sommermonaten. Da sind wir bereits in Gesprächen mit Musikvereinen für Auftritte ab April oder Mai.

Wie lässt sich das Thema Leer­stand angehen?
Bergman: Um dem Leerstand entgegenzuwirken, können wir nur versuchen, die Innenstadt interessanter für Neuansiedlungen zu machen. Dies kann auch durch besondere Schaufenster-Aktionen geschehen. Sascha Terörde hat ebenfalls viele Ideen, der Bürgermeister ist bemüht, uns mit seinem Einfluss zu unterstützen. Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir die Innenstadt in zwei bis drei Jahren voranbringen.

Sie haben den Neumarkt bereits angesprochen. Wie bewerten Sie dessen Entwicklung?
Bergman: In Sachen Neumarkt hat die Politik zu lange abgewartet, was passiert, anstatt frühzeitig mal durchzugreifen. Trotzdem: Die Neumarkt-Bebauung ist für Emmerich ein positives Signal.

Wie sieht Ihre Arbeit als EWG-Vorsitzender aus?
Bergman: Ich versuche, möglichst alle Mitglieder – mindestens aber die in der Innenstadt ansässigen – zu besuchen. Ich möchte erfahren, was die Unternehmen von uns als EWG erwarten. Bei den ersten Gesprächen habe ich schon viele Ideen bekommen. Wir haben auch einige neue Vorstandsmitglieder mit guten Ideen, die sehr aktiv sind. Wir wollen Arbeitsgruppen bilden, die sich mit verschiedenen Themen beschäftigen.

Ist Emmerich aktuell eine Einkaufsstadt?
Bergman: Wir haben in jedem Fall interessante Geschäfte in der Innenstadt, die einen guten Service bieten. Es wird auch viel gebaut, nicht nur am Neumarkt, wodurch auch Neubürger nach Emmerich kommen. Außerdem kann man fast alles hier kaufen, was man braucht. Wir müssen aber die Ladenöffnungszeiten anpassen und gerade samstags, wenn viele Besucher aus den Niederlanden kommen, verlängern. Das ist allerdings ein schwieriges Thema und eine Aufgabe, die man sehr vorsichtig angehen muss.

Welche Maßnahmen haben Sie noch im Sinn, wenn es um die Stärkung der Innenstadt geht?
Bergman: Ich sehe durchaus Möglichkeiten, die Innenstadt aufzupeppen. Beispielsweise brauchen wir gerade samstags hier mehr Aktivitäten. Auch soll der Weihnachtsmarkt größer werden und mehr in die Innenstadt rücken. Man müsste eventuell ebenfalls darüber nachdenken, wie man versuchen könnte, die Geschäfte mehr zu konzentrieren. Derzeit ist die „Einkaufsmeile“ mit Kaßstraße, Steinstraße, Mennonitenstraße und auch Hühnerstraße zu lang. Letztlich läuft es darauf hinaus, was Sascha Terörde gesagt hat: EWG, Wirtschaftsförderung und Stadt müssen gemeinsam die Marke Emmerich verbessern.

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