„Ein ganz normaler Arbeitstag“

Wie sich das Personal des St.-Clemens-Hospitals in Geldern auf den Jahreswechsel vorbereitet

GELDERN. Zehn, neun, acht … langsam zählt man die Sekunden runter und plötzlich ist das neue Jahr 2017 da. Man stößt mit einem Glas Sekt an, umarmt sich und feiert ausgelassen mit Silvesterfeuerwerk den Jahreswechsel. Doch nicht alle haben während dieses besonderen Ereignisses frei – so wird z. B. im Krankenhaus durchgehend gearbeitet. Wie das Personal diesen Tag erlebt, erzählen Ärzte und Pflegende aus dem St.-Clemens-Hospital in Geldern.

Was an Silvester im Krankenhaus passiert, darüber berichten (v.l.) Wolfgang Daniels, Michaela Brouwers, Magdalena Lottkus, Hans-Jörg Tromp, Simone Hoolmans und Anja Korthauer. NN-Foto: AB
Was an Silvester im Krankenhaus passiert, darüber berichten (v.l.) Wolfgang Daniels, Michaela Brouwers, Magdalena Lottkus, Hans-Jörg Tromp, Simone Hoolmans und Anja Korthauer. NN-Foto: Anastasia Borstnik

„Silvester ist für uns ein ganz normaler Arbeitstag“, stellen die Teilnehmer der Runde schon vorab fest. „Im Gegensatz zu Veranstaltungen wie Karneval gibt es an Silvester in unserer ZPA (Zentrale Patientenaufnahme) auch keine besonderen Dienste.“ Vielmehr ist das Krankenhaus so aufgestellt wie an einem Wochenende (was in diesem Jahr zufällig auch zutrifft), sprich mit weniger, aber gleich bleibend kompetentem Personal. „Wir achten darauf, dass gerade an diesen Tagen erfahrene Ärzte im Einsatz sind“, so Hans-Jörg Tromp, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Erwartet werden am Silvesterabend und am ersten Tag des neuen Jahres vor allem Patienten mit Hand-, Brand- und Rauchverletzungen durch Feuerwerk oder Verletzungen unter Alkoholeinfluss. Hinzu kommen Notfälle, die durch den Rettungsdienst erstversorgt wurden und dann zur weiteren Betreuung ins Krankenhaus gebracht werden. „Dazu gehören neben lebensbedrohlichen Erkrankungen wie einem Herzinfarkt auch Suizidversuche, denn gerade während der Feiertage steigt die Gefahr für eine Depression“, weiß Krankenpflegerin Michaela Brouwers von der ZPA.

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Wolfgang Daniels, Pfleger auf der chirurgischen Station, betont, dass sich vor allem ältere, allein stehende Patienten oft freuen, wenn sie die letzte Woche des Jahres im Krankenhaus verbringen dürfen. „Dann sind sie an Weihnachten und Silvester nicht allein und haben Gesellschaft.“ Seine Kollegin Anja Korthauer kann das bestätigen. „Viele bitten sogar darum, nicht entlassen zu werden.“ Eltern versuchen wiederum, ihre Kinder an den Feiertagen mit nach Hause zu nehmen, weiß Kinderkrankenpflegerin Simone Hoolmans. Das hat auch Einfluss auf die Geburtshilfe. In der Regel werden zwischen den Jahren keine geplanten Kaiserschnitte durchgeführt. Was den Mitarbeiten des Krankenhauses aber vor allem auffällt, ist, dass viele am letzten Tag des Jahres (und gleichzeitig des Quartals) kommen, um sich noch einmal „checken“ zu lassen. „Obwohl dafür eigentlich der Hausarzt zuständig ist“, wie die Kollegen der ZPA betonen. Deshalb rechnen sie in den frühen Morgenstunden bis zum Nachmittag mit mehr Patienten. „Erst am frühen Abend merken wir, dass sich die Menschen langsam auf den Jahreswechsel vorbereiten. Im Krankenhaus wird es ruhiger“, so Krankenpflegerin Magdalena Lottkus. „Was dann während der Feierlichkeiten und beim Feuerwerk passiert, erfahren wir wenig später.“ Bei vielen Unfällen spielen Alkohol oder das Wetter eine Rolle. So kann zum Beispiel Glatteis zur Gefahrenquelle werden. „Aber egal wann und womit die Patienten kommen: Hier werden sie behandelt.“

Und wie feiert das Krankenhauspersonal Silvester? „Die, die eine feste Station an diesem Tag zugewiesen haben, verlassen sie auch nicht“, erzählt Brouwers. „Man versucht aber, wenigstens für ein paar Minuten zusammenzukommen, um mit alkoholfreiem Sekt anzustoßen.“ Meistens kriegt man den Jahreswechsel aber kaum mit, so Lottkus, da man sich voll und ganz auf die Arbeit konzentriere. „Erst nach Feierabend merken wir: Ach ja, da war ja noch was …“

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