Nach einem schweren Unfall ist nichts mehr wie es war

9. Blitzmarathon im Kreis Kleve – Aktion rückt Unfallopfer in den Mittelpunkt

Kreis Kleve (CDS). „Raser” stoppen, aber vor allem die Unfallopfer und das Leid der Hinterbliebenen in den Mittelpunkt rücken – das war der Schwerpunkt beim 9. Blitzmarathon, der am Donnerstag wieder kreisweit stattfand.

Klaus Becker ist seit 15 Jahren beim Opferschutz. NN-Fotos: CDS
Klaus Becker ist seit 15 Jahren beim Opferschutz. NN-Fotos: CDS

Die Gefahren der überhöhten Geschwindigkeit werden oft ausgeblendet – deshalb standen die „Blitzer” dieses Mal an Stellen schwerer Verkehrsunfälle. So auch in Goch, auf der Hassumer Straße, wo im November 2015 zwei junge Männer tödlich verunglückten. Den Angehörigen nach einem Unfall mit tödlichen oder lebensbedrohlichen Verletzungen oder nach einem Selbstmord dann die schlimmste aller möglichen Nachrichten überbringen zu müssen, ist im Kreis Kleve seit 2001 die Aufgabe des Opferschutzes der Polizei Kleve.

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Dem gehören zurzeit 30 Polizeibeamte an, die diese Aufgabe freiwillig und im Nebenamt wahrnehmen, wie Achim Jaspers, der zu den Gründern gehört, erklärt: „Die Kollegen kommen aus allen Bereichen der Polizeiarbeit, jeweils zwei haben wochenweise Dienst.”

So wie Klaus Becker und Karl-Heinz Frücht, die bei der Aktion in Hassum dabei waren. Becker musste im November 2015 die Angehörigen der jungen Männer informieren. Der Vater eines Opfers stand hinter der Absperrung an der Unfallstelle; keine leichte Situation für alle Beteiligten. Und in der vergangenen Woche war Klaus Becker gleich zweimal im Einsatz. Seit 15 Jahren ist er beim Opferschutz und kann Vergleiche zu früher ziehen, als es diese Einrichtung noch nicht gab: „Heute nimmt man sich Zeit, wenn man die Angehörigen informiert, damit nicht noch mehr passiert. Sie durchlaufen oft die ganze Bandbreite an Emotionen.” Sieben tödliche Verkehrsunfälle hat es seit Jahresbeginn im Kreis Kleve gegeben, vier davon alleine im April. Deshalb setzen die Beamten beim Blitzmarathon auch auf das aufklärende Gespräch mit den Fahrern, um noch einmal eindringlich auf die Folgen von überhöhter oder nicht angepasster Geschwindigkeit hinzuweisen. Denn: Ob Angehöriger oder Ersthelfer – keiner bleibt vom Unfallgeschehen unberührt. Dabei treffen sie auf Einsicht, bekommen aber auch auf patzige Antworten wie „Fangt lieber Verbrecher!”

Die Statistik gibt der Aktion Blitzmarathon jedoch Recht: 2011 war es noch 235 Verkehrstote durch überhöhte Geschwindigkeit, 2015 war die Zahl auf 159 gesunken, rund ein Drittel weniger. Im Kreis Kleve kontrollierten Polizeibeamte zwischen 6 und 22 Uhr an 21 Orten die Geschwindigkeit. Die Beamten kontrollierten 3.996 Fahrzeuge und stellten 205 Geschwindigkeitsüberschreitungen fest. Davon waren 122 innerhalb und 83 außerhalb geschlossener Ortschaft. Die höchste Geschwindigkeitsüberschreitung innerhalb geschlossener Ortschaft war nach Abzug der Toleranzwerte 40 km/h. Außerhalb geschlossener Ortschaft war die höchste Überschreitung nach Abzug der Toleranz 39 km/h. Vier Autofahrer waren so schnell, dass sie nun ein Fahrverbot erhalten werden. An einer Kontrollstelle in Issum-Sevelen auf der Sevelener Straße (L362) in Höhe der Holthuyser Straße wurde ein 45-jähriger Autofahrer in einem Fiat Doblo mit einer Geschwindigkeit von 107 km/h in einem 70 km/h Bereich gemessen. Nach Abzug der Toleranzwerte war er 33 km/h zu schnell. Der Fahrer reagierte nicht auf die Anhaltezeichen eines Polizeibeamten. Er fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit an dem Polizisten vorbei, so dass sein Außenspiegel dem Beamten die Anhaltekelle aus der Hand schlug. Erst danach bremste der Fahrer ab und hielt an. Er äußerte, dass er den Beamten nicht gesehen habe, weil er auf sein Handy geschaut habe. Der 45-Jährige hatte eine Strecke von über 700 Metern im Blindflug zurückgelegt. Ihn erwartet nun ein Bußgeldbescheid sowie ein Punkt in Flensburg.

 

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